Evangelische Jugendhilfe Godesheim gGmbH | 53111 Bonn
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Wer morgens frische Luft schnuppert und dabei Pferdemist riecht, wird selten philosophisch – und doch, mir fällt da regelmäßig etwas auf: In kaum einer Branche wird so oft missverstanden, was Helfer in der Tierpflege eigentlich leisten (oder eben nicht leisten sollen), wie im bunten Mix aus Wuppertals Tierheimen, Reiterhöfen und privaten Pflegestellen. Reden wir Klartext: Hier geht es nicht um Katzenvideos und rosige Hamsterbacken. Hier geht es um echte Arbeit – eigenhändig, körperlich, mit all dem, was dazugehört. Und nein, Stall ausmisten heißt nicht geistlos schuften, sondern Verantwortung übernehmen. Wer das übersieht, hat spätestens ab dem zweiten Arbeitstag ein Problem: schmerzende Glieder, schmutzige Hände und, mit Verlaub, ein fast schon stoisches Verhältnis zu Gerüchen. Oder habe ich da zu viel erlebt?
Die romantische Vorstellung vom sanften Streicheln kranker Vierbeiner hält selten länger als ein halbes Wochenende. Denn: Wer in Wuppertal im Bereich Tierpflege einsteigt, wird schnell lernen, dass hier Vielseitigkeit verlangt wird – und das bezieht sich nicht auf die Anzahl der Tierarten. Das Spektrum reicht von klassischer Fütterung über das Säubern von Gehegen bis zu kleinen medizinischen Unterstützungsleistungen (mal eine Tablette in ein Hundefutter schmuggeln, ist bald Routine). Nicht selten landet man dabei in einer Mischung aus Sozialarbeiter und Tiermedizinassistent – ein Gespräch mit besorgten Tierhaltern gehört ebenso zum Alltag, wie das Reinigen von Katzenklos. Wer sich im Schutz der eigenen Komfortzone wähnt, wird hier automatisch an seine Grenzen geschubst. Zumindest ist das meine Erfahrung: Der Tag ist erst zu Ende, wenn der Letzte gefüttert, der Letzte getröstet und der Boden endlich wieder beleghaft sauber ist.
Ein kleiner Exkurs zur Qualifikation: Für den Einstieg als Helfer in der Tierpflege braucht es keinen Abschluss in Zoologie – der Weg in den Beruf läuft meist über praktische Erfahrung, Lernbereitschaft und die Fähigkeit, anpacken zu können, auch wenn es mal nass, laut oder schlichtweg unangenehm wird. Klar, im Tierheim Wuppertal oder auf dem Gnadenhof zählen Werte wie Zuverlässigkeit, Empathie – und ein Bauchgefühl für Tiere, das sich nicht in Kursen beibringen lässt. Aber, so ehrlich sollte man sein: Die Auswahl der Jobs ist begrenzt, hier geht es weniger um Glamour, sondern vielmehr ums Durchhalten in einer Region, in der Tierliebe durchaus eine Tradition hat – nicht zuletzt wegen der topografischen Eigenheiten und des rauen, oft feuchten Klimas. Die Tiere danken es im Zweifel lautlos (oder mit knurrendem Magen), aber die Kollegenschaft merkt, wer zupacken kann und wer lieber reden möchte.
Von Luft und Liebe lebt niemand. Das Einstiegsgehalt? Es beginnt regional etwa bei 2.200 € und kann – mit ein paar Jahren Erfahrung und verantwortungsvolleren Aufgaben – bis auf ungefähr 2.600 € ansteigen. Nicht üppig, das stimmt, aber vergleichsweise stabil, wenn man in Wuppertal bleibt und sich in den etablierten Einrichtungen wie Zoo, Tierheim, privaten Pflegestellen oder Zuchtvereinen bewegt. Gehobene Einkommen sind selten, es sei denn, man rutscht Richtung Fachkraft (und dann braucht es eben die Zusatzqualifikation – eine echte Klippe für Quereinsteiger). Chancen auf Festanstellung? Durchwachsen, aber der Bedarf ist spürbar: Viele Einrichtungen berichten von Nachwuchsmangel, teils auch, weil die Arbeitszeiten schwer planbar, Überstunden an der Tagesordnung und Urlaubssperren in der Ferienzeit fast schon Standard sind. Ein Wort reicht: Tierwohl kennt keinen Feiertag.
Ein Wort zum Standort: Wuppertal tickt merklich anders als der Durchschnitt. Die Verbindung von urbanem Ballungsraum, kleingliedrigen Reiterhöfen und einer überraschend umtriebigen Haustierszene (die Zahl exotischer Tiere hat zugelegt) sorgt dafür, dass hier keine Langeweile aufkommt. Technologischer Fortschritt? Klar, digitale Fütterungspläne und automatisierte Ausläufe werden auch in den ortsansässigen Einrichtungen langsam Thema. Aber – Hand aufs Herz – solange ein Kaninchen ausbüxen kann, bleibt Improvisation das wichtigste Arbeitsmittel. Wer Lernbereitschaft, Humor und echte Zähigkeit mitbringt, findet in Wuppertal mehr als nur hundert schmutzige Pfoten: Man begegnet Menschen, die mit Herz und Rückgrat für ihre Tiere kämpfen. Und manchmal, ganz selten, fragt man sich abends: Wer hat hier heute eigentlich wen gepflegt?
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