WBS TRAINING SCHULEN gGmbH | Halle (Saale)
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Manchmal frage ich mich, was sich Außenstehende eigentlich vorstellen, wenn sie die Berufsbezeichnung „Helfer Tierpflege“ lesen. Steht da ein Mensch den ganzen Tag mit einem Kaninchen auf dem Arm, selig in Gedanken, oder kriecht er auf allen Vieren durch Stall und Gehege? Die Wahrheit liegt – wie so oft – irgendwo dazwischen. Vor allem in Magdeburg, wo zwischen Elbwiesen und Stadtrand gestandene Praktiker und mutige Einsteiger auf ihre eigene Weise versuchen, dem Beruf ein Gesicht zu geben. Oder, besser: viele Gesichter.
Wer morgens durch das eiserne Tor des Tierheims oder in den Wirtschaftsgang des Zoos stapft, weiß: Routine und Überraschung geben sich hier gern die Klinke in die Pfote. Hauptaufgaben? Ja, Füttern, Stall ausmisten, Gehege reinigen. Aber ehrlicherweise – das ist doch nur die halbe Arbeit. Da ist das unterschätzte Beobachten: Welches Kaninchen zieht sich neuerdings zurück? Ist der Wellensittich heute besonders still? Man bekommt ein Gefühl für Feinheiten, die kein Computer so schnell erkennt – und ja, künstliche Intelligenz hin oder her, ein störrischer Esel lässt sich nicht digital abspeisen.
Magdeburg ist dabei kein Zootopia mit endlosen Möglichkeiten, aber die städtische Infrastruktur schafft immerhin die Basis für abwechslungsreiche Einsätze: Tierheim, Zoo, kleine Gnadenhöfe oder auch tiergestützte Pädagogik-Einrichtungen. Die Aufgaben reichen von simplen Fütterungen bis zum Assistieren bei medizinischen Behandlungen. Alles unter dem Radar vieler, und dennoch – elementar; das reibungslose Laufen im Hintergrund, das aber den Rhythmus vorgibt.
Es ist ja keine Geheimwissenschaft, aber unterschätzen sollte man die Anforderungen nicht. Wer als Helfer Tierpflege einsteigt – ehrlich, einen Achtstundentag lang Futtertüten schleppen, schwere Eimer bewegen, auf feuchtem Heuboden manövrieren und gleichzeitig einen ganzen Stall im Blick behalten, das ist eine Nummer. Kondition schadet also nicht. Dennoch: Es sind nicht nur Muskeln gefragt. Mitdenker, die Bedürfnisse von Tier und Betrieb parallel jonglieren, werden gesucht. Und – ja, Empathie klingt abgedroschen, aber ohne Einfühlung in die Atmosphäre des Stalls geht’s nicht.
Seit einiger Zeit – und das spürt man auch in Magdeburg – rücken Themen wie Tiergesundheit, artgerechte Haltung, Seuchenvorsorge mehr in den Vordergrund. Vorschriften werden straffer, Dokumentation nimmt zu. Was viele unterschätzen: Auch als Helfer muss man sich auf ständig neue Vorgaben, kleine technische Raffinessen (Stichwort: digitale Bestände und Überwachungssysteme) und wachsende Anforderungen einstellen. So viel zum angeblich simplen Alltag.
Bleiben wir ehrlich: Der Verdienst ist kein Sprungbrett ins Luxusleben. In Magdeburg liegt das übliche Einkommen für Helfer Tierpflege aktuell zwischen 2.050 € und 2.350 €. Je nach Träger, Aufgabe und, nicht zu vergessen, Schichtzulagen ist da Luft nach oben – aber wirklich fliegen wird hier so schnell keiner. Wer sich für diesen Weg entscheidet, tut es selten wegen des Gehalts allein. Es ist so eine Mischung aus Loyalität gegenüber der Kreatur, einer Portion Lokalpatriotismus und – vielleicht ein bisschen – Trotz gegenüber all den Skeptikern.
Wechselwillige oder Quereinsteiger? Sie finden ein weites Feld, aber ganz ohne Vorbereitung wird niemand glücklich. Hier zählt Erfahrung, manchmal genug Herzblut für zwei. Magdeburg mag nicht an jeder Ecke Ausbildungsplätze bieten, doch Weiterbildungen zum Tierpfleger oder Spezialisierungen (zum Beispiel für Exotenhaltung) sind möglich. Wer dabei bleibt, kann mehr Verantwortung übernehmen: Versorgung besonderer Tierarten oder Anleiten neuer Kollegen. Lohnt sich – wenn nicht im finanziellen Sinne, dann wenigstens als Plus im Arbeitsalltag.
Was in Magdeburg auffällt: Die Tierliebe ist allgegenwärtig, aber es sind die lokalen Rahmenbedingungen, die den Ton setzen. Fluktuation gibt es, klar, aber viele Einrichtungen setzen auf Verlässlichkeit, nicht auf glorreiche Karrieren. Auch wenn Tierpflegerhilfe ein Beruf ohne Prestige ist – sein sozialer Stellenwert ist gestiegen. Gerade nach den letzten Pandemiejahren hat sich das Verständnis für systemrelevante Arbeit verändert, auch hier. Vielleicht spürt man in solchen Berufen am ehesten, dass Fortschritt nicht nur im Labor, sondern auch im Stall beginnt – und dass selbst ein unscheinbarer Futtereimer eine kleine Revolution bedeuten kann. Oder? Wer weiß das schon so genau. Jedenfalls gehe ich jeden Abend müde, öfter auch zufrieden, durch das gleiche Eisentor hinaus – und habe das Gefühl, dass in Magdeburg auch kleine Dinge manchmal groß rauskommen.
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