AFBB Akademie für berufliche Bildung gGmbH | 50667 Köln
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Kolping Bildung Deutschland gGmbH | 41460 Neuss
Kolping Bildung Deutschland gGmbH | 47441 Moers
Evangelische Jugendhilfe Godesheim gGmbH | 53111 Bonn
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Wer in Aachen als Helfer in der Tierpflege anheuert, weiß vermutlich schnell: Auf Glanz und Gloria oder aromatische Frühlingswiesenromantik sollte man nicht hoffen. Es riecht strenger, als viele ahnen, und statt postkartentauglicher Streichel-Idylle gibt’s kantige Arbeitsabläufe, grobe Handschuhe – und manchmal seltsame Begegnungen mit genervten Ziegen, heiseren Papageien oder dem einen alten Hund aus dem Tierheim, der einfach schon alles gesehen hat. Wer da als Berufseinsteiger, Umsteiger oder auf der Suche nach Sinn und Struktur landet, dem wird nichts geschenkt – aber unterschätzt diesen Beruf nicht: Wer ihn kann, hält mehr aus als so manch ein Projektmanager im schicken Büro.
Die Tierheime, Zoos und Labore von Aachen? Mal ehrlich – sie sind nie so perfide schlecht besetzt, wie im Stammtisch-Mythos, aber sie suchen ständig nach robusten, neugierigen Leuten. Wer Haltung zeigen (und gelegentlich Hühner) will, der gerät selten in den überflüssigen Leerlauf: Im Gegenteil, der Tagesablauf ist immer einen Tick schneller, als die Führungskraft plant, der nächste Napf schiebt sich dazwischen – und spätestens nach der dritten überfüllten Medikamentenliste keimt leiser Respekt vor den Menschen, die diesen Job mit Haltung machen. „Ställen misten“ klingt im Prospekt meist nach fünf Minuten. In der Praxis dauert die Grundreinigung gern mal eine dreiviertel Stunde – und das, bevor es ans Füttern, Kontrollieren und das ständige (wirklich ständige!) Prüfen modularer Hygienegrenzen geht. Ob das in der eigenen Vorstellung Platz hatte oder nicht, ist dann meist eh egal.
Die Erwartungshaltung in Aachen? Nüchtern. Sich an modernen Techniklösungen in der Tierpflege bedienen – ja, das kommt auch hier langsam an. Automatische Futterspender, digitale Stallüberwachung, verbesserte Dokumentation – die meisten Einrichtungen holen auf, aber es bleiben Handgriffe, bei denen ein Mensch Augenmaß beweisen muss: Riecht ein Gehege „nach Tier“ oder schon kritsch? Ist die Katze apathisch oder bloß übellaunig? Diese Entscheidungen trifft kein Chip, kein System. Was viele unterschätzen: Auch Hygieneregeln, Kontrollbögen und Eingabemasken summieren sich – der Büroanteil wächst. Wer ohnehin schon an klassische Routinen gewöhnt ist, der kann den Wechsel in die Tierpflege durchaus als Upgrade für praktische Alltagskompetenzen verstehen.
Geld. Muss man drüber reden. Das Gehaltsniveau? In Aachen bewegt sich der Lohn für Berufseinsteiger – abhängig von Einsatzbereich, Größe der Einrichtung und möglicher Tarifbindung – meist zwischen 2.200 € und 2.600 €. „Wenig“? Klar – im Wettbewerb mit der Pharmafirma oder dem Industriebetrieb. Im sozialen Sektor, vor allem für Quereinsteiger ohne Spezialausbildung, ist das ein solider Wert. Wer länger bleibt, Zusatzschichten übernimmt oder sich fortbildet (vor allem in Haltung exotischer Tiere, Medikamentengabe oder im Medical-Assist-Bereich), kann auf 2.700 € bis 2.900 € kommen. Was aber bleibt: Reich wird hier niemand. Das klingt zuerst wie eine Plattitüde – aber wer für die Sache brennt, der bleibt. Und Motive, das merke ich immer wieder, sind in diesem Bereich oft ehrlicher als anderswo.
Keine Frage, die Tierpflege ist in Aachen nicht gestern erfunden worden. Aber sie ist nicht stehengeblieben. Gerade in den letzten Jahren verschieben sich die Anforderungen. Tierschutzaspekte verschärfen sich, das gesellschaftliche Klima für Themen wie Massentierhaltung, Haustierabgabe oder sogar exotische Privathaltung wird spürbar sensibler. Das kommt im Alltag an: Wer als Helfer neu im Team ist, übernimmt manchmal auch Bildungsarbeit – von der Führung von Besuchergruppen bis zur Mitarbeit an lokalen Tierschutzprojekten. Hier, an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden, tauchen regelmäßig Grenzfälle auf, seien es illegale „Tiertransporte“ oder plötzlich ausgesetzte Exoten – ein Thema, das definitiv nichts mit Standardroutine zu tun hat.
Am Ende ist es genau das: Ein Beruf für Menschen, die alltagstaugliche Kuriositäten zu schätzen wissen. Es gibt kein Schema-F, keine perfekte Vorlage. Wer bereit ist, sich schmutzig zu machen, sich auf unvorhersehbaren Tagesablauf einzulassen – und dabei die Verantwortung für andere Lebewesen ernst nimmt, findet hier Sinn, Selbstbewusstsein und, wenn ich ehrlich bin, auch echtes Handwerk fürs Leben. Man riecht’s halt manchmal noch abends auf dem Heimweg. Aber das ist nicht das Schlechteste an der Tierpflege in Aachen – glaube ich jedenfalls.
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