FingerHaus GmbH | Frankenberg (Eder)
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FingerHaus GmbH | Frankenberg (Eder)
Wer mit offenen Augen oder – sagen wir ehrlich – halbwegs intakter Nase durch Industriehallen in Kassel läuft, der ahnt schnell: Lackiererei-Profis sind eine Spezies für sich. Hier, mitten im Herzen Nordhessens, ist der Bedarf an „helfenden Händen“ in der Lackiererei nicht bloß Jobmotor, sondern auch Fingerzeig darauf, wie sich das Handwerk mit der industriellen Gegenwart neu sortiert. Was viele von außen übersehen: Die Aufgaben von Helfern gehen selten im Allerwelts-Nebel aus Sprühfarbe unter – sie sind, wie ich immer wieder feststelle, ein Drahtseilakt zwischen ehrlicher Knochenarbeit und dem Anspruch, mittendrin im Produktionsprozess zu sein. Sagen wir es so: Es putzt, schraubt, schleift, maskiert unermüdlich im Takt der Fertigungsbänder – und doch ist es alles andere als mechanisch.
Das Bild vom spritzenden Farbtopf ist charmant – aber falsch. Eher gleicht der Alltag einer ständigen Choreografie aus Vor- und Nachbereitung: Oberflächen entfetten, Kleinteile abkleben, Karosserien schleifen, Staub entfernen, Baumaterial logisch sortieren. Wer Glück (oder Pech?) hat, schiebt Wagenladungen von Rahmen in die Kabinen, während das Telefon schräg den nächsten Expressauftrag ankündigt. Und dann die Taktzeiten! Längst arbeitet kaum noch jemand nur stur am Fließband, wie in den dunklen 80ern, sondern begreift die unterschiedlichen Arbeitsstationen als gemeinsames Räderwerk. „Anpacken und Mitdenken“ – dieser Spruch klingt altbacken, stimmt aber.
Kassel ist, das fällt mir immer wieder auf, ein Balanceakt zwischen Tradition und Moderne. Hier trifft Mittelstand auf wuchtige Zuliefer-Betriebe für Schienenfahrzeuge oder Nutzfahrzeuge – und davon gibt’s einige (Stichwort: Autobahnkreuz-Standortvorteil). Das prägt auch das Tätigkeitsfeld für Helfer: Mal ist Improvisationstalent an kleinen Serien gefragt, mal penible Ordnung im Großauftrag. Viele Betriebe setzen heute auf mehr Eigenverantwortung in der Helferrolle – klar, weil der Fachkräftemangel durchschlägt. Wer als Helfer seine Arbeit versteht, wird zur unverzichtbaren Stütze, vielleicht nicht immer mit offiziellem Schulterklopfen, aber mit einem Maß an Verantwortung, das weit über „einfach mal mithelfen“ hinausgeht.
Über Geld spricht man nicht? Ach, in der Lackiererei bleibt’s meist keine Privatsache. Das Gehalt? In Kassel pendelt es als Helfer oft zwischen 2.200 € und 2.600 € – mal drüber, mal drunter, je nach Branche, Tarifbindung und eigener Erfahrung. Abhängig vom Betrieb kommen Zuschläge für Schichtdienste oder Sonderaufgaben on top. Ich habe Kollegen erlebt, die nach Monaten mit Erfahrung schon an der 2.800 €-Marke kratzen. Ist das üppig? Kommt auf die Perspektive an. Wer nach klarer Struktur verlangt, festen Feierabenden und Sicherheit, bekommt meist soliden Tarif, wenig Überraschung und… ja, Routine. Und trotzdem: Wer das handwerkliche „Finish“ mit den eigenen Händen sieht, merkt irgendwann, dass der Stolz mehr ist als ein nett gemeinter Bonus.
Was ändert sich? Klar, der eine oder andere Betrieb in Kassel fährt inzwischen Hightech. Neue Lacke, nachhaltigere Verfahren, deutlich mehr Automatisierung an den Spritzanlagen. Trotzdem: Ohne helfende Hände, die Abläufe verstehen, Fehler erkennen, auf Sauberkeit achten – wird aus Hightech schnell … Na ja, Blech mit bunten Sprenkeln. Gelegentlich frage ich mich, wie lange das klassische Helferbild noch Bestand hat. Aber genau diese Zwitterrolle – einerseits „Handlanger“, andererseits unverzichtbares Betriebsglied – hält den Beruf spannend. Immer ein bisschen im Schatten, aber selten im Abseits.
Worauf es am Ende wirklich ankommt? Viel weniger auf makellosen Lebenslauf als auf Durchhaltevermögen, verlässliche Neugier und ein Rest Humor, wenn die Farbe mal dort landet, wo sie garantiert nicht hingehört. Wer die Kasseler Mischung aus Industriecharme und Teamgefühl schätzt, findet erstaunlich oft eine Heimat in der Lackiererei – ob als Einstieg, zur Überbrückung oder als überraschende Dauerlösung. Die Türen stehen offen. Wer bereit ist, reinzuschnuppern – und sei es durch Farbnebel.
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