FingerHaus GmbH | Frankenberg (Eder)
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Wer morgens in Hamm den Blaumann überstreift und sich auf den Weg zur Lackiererei macht, weiß meistens, was auf ihn zukommt: Ein Tag zwischen Masken, Farbspritzern und – gelegentlich – überraschend tiefen Gesprächen zwischen lackierten Blechen. Helfer in der Lackiererei, das ist so ein Beruf, über den selten jemand spricht, solange alles funktioniert. Und gerade deshalb lohnt sich ein genauer Blick.
Helfer Lackiererei bedeutet meist: anpacken, vorbereiten, abkleben, schleifen. Nicht selten Schnelldurchgang, selten Feierabend nach Stechuhr. Die Werkhalle in Hamm riecht nach Lösemitteln und Metall, zuweilen nach frisch gebackenem Brot von der Bäckerei gegenüber, wenn kurz gelüftet wird. Vieles ist Routine – Kleinteile reinigen, Oberflächen maskieren, Werkzeuge sortieren. Aber jedes Auto, jedes Industrieteil, das in Hamm durch die Kabine läuft, hat seine Eigenheiten: mal eine inexplicable Delle, mal Sonderlack, der nach irgendeinem Italienurlaub klingt. Fehler werden nicht verziehen, weder von der Technik noch von den Kunden. Ich habe gelernt: Wer hier schludert, sieht sein Ergebnis gnadenlos im Sonnenlicht oder – schlimmer noch – als viereckigen Schatten auf einem fabrikneuen Stoßfänger.
Jetzt könnte jemand denken: Lackiererei, das ist Fließbandarbeit. Aber in Hamm? Seltsamerweise nicht. Hier gibt es viele kleinere Betriebe, die sich einen Namen machen. Dabei sind die Erwartungen an Helfer gewachsen. Wer sorgfältig abklebt, gewissenhaft schleift, dabei weder den Kopf noch den Humor verliert, ist gefragt. Es geht nicht nur um Handgriffe; technisches Verständnis für Oberflächen, Materialien, sogar eine Portion Chemiekenntnis – all das hilft, ohne dass es offiziell verlangt wird. Die Arbeit teilt sich selten exakt in „machen“ und „denken“. Manchmal überlegt man während des Abschleifens, warum bestimmte Teile gerade jetzt rosten – und findet sich plötzlich beim Chef wieder, der die gleiche Frage hat. Ob man darauf vorbereitet ist? Schwierig.
Klartext: Das Gehalt für einen Helfer in Hamm ist kein Quantensprung. Die meisten fangen irgendwo zwischen 2.300 € und 2.700 € an – Luft nach oben gibt es, aber selten ohne Zusatzqualifikationen oder einschlägige Erfahrung. Saisonale Schwankungen, Überstunden, Zuschläge – das alles macht ein paar Hundert Euro Unterschied im Monat aus. Wer sich nach ein paar Jahren wohlfühlt, kann mit 2.800 € bis manchmal 3.000 € rechnen, je nachdem wie der Betrieb aufgestellt ist. Viele unterschätzen, wie wichtig regionale Branchenvielfalt ist. In Hamm sind industrielle Zulieferer und Handwerksbetriebe vergleichsweise präsent – das sorgt gelegentlich für überraschend stabile Jobs, auch wenn die Auftragslage in der Industrie schwankt. Irgendwo ein seltsamer Trost, oder?
Kaum jemand spricht gern über das Thema Technik, wenn er mit Schleifstaub an der Hose in der Pause sitzt. Aber der Stillstand ist auch in Hamm schon lange kein Thema mehr. Laser-gestützte Oberflächenprüfung, neue Spritzsysteme, umweltfreundlichere Lacke – der Beruf verändert sich. Für Einsteiger eine Chance, aber: Der Wissenshunger wächst. Plötzlich reicht es nicht mehr aus, nur „kräftig“ zu sein. Wer sich weiterbildet, etwa bei regionalen Bildungsstätten zur Handhabung neuer Materialien oder Oberflächentechnik, hat tatsächlich bessere Karten. Allerdings spürt man mit der Technik-Offensive auch den Druck: Wer nicht mithält, bleibt schnell beim Abdecken, während Kolleginnen längst Spezialaufträge übernehmen.
Wer neugierig genug ist, die Dinge zu hinterfragen – und bereit, beim Anpacken dreckige Hände zu bekommen – findet in der Hamm’schen Lackiererei überraschend viel Raum zur Entwicklung. Nein, es ist kein glamouröser Job. Vielleicht ist das gerade sein Wert: Hier zählt am Ende, was hinten rauskommt. Und manchmal ist das eben ein makelloser Lack, der still, aber eindrucksvoll zeigt, was Präzision und Geduld bewirken können. Und die, so meine Erfahrung, finden eher stille Könner im Schatten der Maschinen als die Lautsprecher im Pausenraum.
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