Meier Tobler | Wismar, Mecklenburg
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Meier Tobler | Wismar, Mecklenburg
Wer in Rostock im Bereich Ausbau als Helfer einsteigt, stolpert schnell über ein paar Illusionen. Keine Schande – auch alte Hasen fallen gelegentlich darauf herein. „Helfer“ klingt harmlos, beinahe nach Zu-dritt-die-Tapete-abziehen. Tatsächlich aber tobt auf den Baustellen der Stadt (und im Hafen übrigens erst recht) eine eigene, widerspenstige Arbeitswelt. Vielseitig, durchaus fordernd – mancher Tag beginnt mit Gipskarton und endet mit dem Gefühl, im Betonmeer zu versanden. Und trotzdem machen viele weiter. Mich eingeschlossen.
Das Berufsbild? Kurz gefasst: Wer hier arbeitet, baut nicht nur Wände aus. Es geht um das Verschrauben, Dämmen, Montieren, Spachteln, Fegen (ja, das gehört manchmal dazu) und alles, was an Ausbaugewerken anzufassen ist. Überwiegend in Teams, selten ist man der einsame Wolf. Die Profis – Trockenbauer, Elektriker, Maler – geben oft den Ton an, doch gerade auf mittelgroßen Baustellen in Lichtenhagen oder in den alten Speicherhäusern im Stadthafen kommen ohne die Ausbauhelfer keine zehn Quadratmeter Decke in die Höhe. Das mag nach Routine klingen, wechselt aber täglich zwischen Muskelarbeit und kleinteiliger Fummelei. Ob ein Tag nervt oder fliegt, hängt nicht vom Wetter ab, sondern oft vom Innenleben der Truppe. Noch ein Wort zur Qualifikation: Ausgebildet sein ist kein Muss, aber Ehrgeiz und Verlässlichkeit wiegen im Ausbaugeschäft schwerer als das schönste Zertifikat einer Wochenendschulung.
Viele fragen sich: Wie steht’s um den Markt in Rostock? Die Antwort ist ambivalent, wie so vieles in diesem Gewerbe. Einerseits werden überall Wohnungen modernisiert, Hafengebiete ins Wohngold verwandelt, Schulen saniert, neue Gewerbeflächen gezogen. Wer hinhört, merkt: Es gibt kaum einen Stadtteil, in dem nicht irgendwer eine Wand hochzieht oder etwas mit Dämmstoff anstellt. Umgekehrt trifft man immer wieder Kollegen, die für ein paar Wochen nach Warnemünde oder Kröpelin pendeln, weil ein Großprojekt ansteht und dann plötzlich dastehen, als hätten sie die letzte Runde im Stuhlkreis verloren. Gerade für Einsteiger ist der Wechsel zwischen voller Hütte und Flaute gewöhnungsbedürftig. Manchmal hat man das Gefühl, dass sich die Auftragslage statt in klassischen Konjunkturzyklen mehr nach den Wünschen der Immobilieninvestoren richtet. Planbar ist das selten – aber für den, der flexibel tickt, kein Beinbruch.
Was oft unterschätzt wird: Die Anforderungen haben sich in den letzten Jahren verändert. Technisch sowieso – wo früher mit Schraubenzieher und Wasserwaage hantiert wurde, sind inzwischen Akku-Schrauber mit Laserausrichtung, Dämmstoffe mit diffusionsoffener Membran oder passgenau zugeschnittene Systemplatten Standard. Auch der Umgang mit nachhaltigen Werkstoffen nimmt zu, Stichwort energetische Sanierung. Und ohne Teamgeist (oder wenigstens eine Portion Galgenhumor) geht es gar nicht. Gelegentlich schwappt die Digitalisierung auch auf den Bau: Pläne gibt’s als PDF aufs Handy, Termine werden per Messenger ausgetauscht – zumindest, wenn das Netz reicht. Alles in allem: Die Fortschritte sind da, aber alles andere als reibungslos. Will heißen: Wer im Ausbau arbeitet, lernt dauernd dazu – oder bleibt auf der Strecke.
Und das leidige Thema Geld? Hier wird viel geträumt – von 3.000 € ist manchmal die Rede, aber seien wir ehrlich: In Rostock rangiert der Lohn meist zwischen 2.200 € und 2.700 €, je nach Auftrag, Qualifikation und manchmal auch Verhandlungsgeschick – oder Glück, je nachdem, wie man es sehen will. Wer mehr kann und seltener fehlt, kratzt auch mal an 2.900 €. Niemand verdient sich hier eine goldene Nase, aber Luft für ein besseres Leben als auf Mindestlohnniveau gibt es definitiv – das ist nicht überall in Ostdeutschland so.
Was bleibt? Die Arbeit als Ausbauhelfer in Rostock ist kein Geheimtipp für schnelle Aufsteiger und noch weniger ein Job für Sensibelchen – dafür aber ein ehrliches Handwerk, das immer neue Chancen schafft, gerade wenn man bereit ist, auch mal schmutzige Hände hinzunehmen und sich bei Problemen nicht gleich zu verdrücken. Und: Wer offene Augen und dunkle Wimpern hat (also ohnehin nicht allzu lichtscheu ist), wird in den kommenden Jahren genug zu tun finden – besonders, wenn die nächste große Sanierungswelle rollt. Ich habe gelernt: Im Ausbau lebt man zwischen Staub und Stolz. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, findet seinen Platz – und bekommt mehr zurück, als mancher denkt. Auch ohne goldene Wasserhähne.
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