KLINIKUM INGOLSTADT GmbH | 97232 Ingolstadt
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Bezirkskliniken Schwaben | Obermaßfeld-Grimmenthal
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Würzburg. Wer hier ankommt, das erste Mal den Rücken im frühmorgendlichen Licht Richtung Einrichtung biegt – und dann vor lauter Erwartung weder weiß, ob er Aufbruch oder Anspannung spürt –, lernt schnell: Heilerziehungspflegehelfer ist kein Beruf wie jeder andere. Ja, das behaupten viele Jobs von sich, aber ich habe selten so viele erste Tage gesehen, an denen die Unsicherheit spürbar durch den Flur zog. Umsichtige Blicke, fragende Stimmen, leises Lachen in der Pause. Sie wissen schon: Nicht die blanke Routine, sondern dieses vorsichtige Antasten – was wird hier von mir erwartet?
So viel sei vorweggenommen: Wer glaubt, er packe Menschen mit Assistenzbedarf wie in Watte, der irrt. Ihr Werkzeug? Ein Mix aus Zuwendung, praktischem Hausverstand und einer Portion Improvisationskunst, die zwischen Pflege, Assistenz und erzieherischer Begleitung wechselt. Heute Unterstützer beim Ankleiden, kurz danach Gesprächspartner bei Herzensproblemen, manchmal halb Pädagoge, halb Organisator. Umschalten ist Alltag. Nein, keine Raketenwissenschaft – aber garantiert nichts für Leute, die das Leben in einer geraden Linie mögen.
Oft liest man vom Fachkräftemangel; in der Region Würzburg ist das mehr als ein Schlagwort. In Werkstätten, Wohngruppen und betreutem Wohnen: Fast überall geht es weniger darum, einen Platz zu ergattern, als zu entscheiden, welcher Träger, welche Einrichtung zu einem passt. Zweifelsohne eröffnet das Chancen – aber auch Fallstricke. Wer Rollenklischees und Heldenpathos sucht, wird enttäuscht: Die Realität ist näher am Alltagsspagat, als an heldenhaften Rettungsaktionen. Das Einstiegsgehalt? Meist liegt es zwischen 2.400 € und 2.800 € – je nachdem, wie tariflich die Anstellung, wie groß die Einrichtung oder wie üppig der Trägertopf. Klingt stabil, ist im Vergleich zu anderen Helfertätigkeiten im sozialen Sektor tatsächlich nicht unattraktiv. Dennoch: Für die emotionale Unwägbarkeit mancher Schicht gibt’s keine Zulage.
Vielleicht bin ich zu romantisch, aber die meisten Kolleginnen, die dauerhaft bleiben, reißen nicht das Pensum runter, sondern wollen wirklich begleiten, unterstützen, öffnen. Der Würzburger Sektor ist dabei eigen: Einerseits gibt es klassische Träger mit klarer Hierarchie, andererseits innovative, manchmal fast experimentelle Wohnformen – kleinere Genossenschaften, inklusive Wohngruppen mit viel Mitspracherecht. Wer sich nach ein, zwei Jahren nach mehr sehnt, findet in der Region relativ unkompliziert Zugänge zur berufsbegleitenden Fortbildung – Heilerziehungspfleger/in ist ein logischer nächster Schritt. Wer das nicht will, ist trotzdem nicht verloren: Fortbildungen in den Bereichen Autismus, Basale Stimulation oder herausforderndes Verhalten sind oft sogar von den Einrichtungen erwünscht. Es sieht fast so aus, als ob Würzburg die Leute lieber hält, als sie zu verlieren – und zur Not neue Nischen schafft.
Trotzdem: Schönreden hilft niemandem. Die Arbeit ist manchmal schlicht anstrengend. Wer einen Nine-to-five-Job mit vorhersehbarem Verlauf sucht, könnte enttäuscht werden – zu viel spontanes Chaos, zu viele Momente, in denen Fingerspitzengefühl und Frustrationstoleranz gefragt sind. Manchmal fragt man sich abends, was eigentlich geschafft wurde. Und dann, an einem ganz anderen Tag, reicht ein einziger ehrlicher Dank – und die Sache gewinnt plötzlich Kontur. So ist das halt hier. Würzburg mag viel Wein und barocke Fassaden haben; ein bisschen rauer und roher geht es in den Einrichtungen zu. Das ist kein Makel – sondern die tägliche Gelegenheit, seinen Beruf immer neu auszuhandeln. Wer bereit ist, wagt hier weit mehr als nur Dienst nach Vorschrift.
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