Evangelische Heimstiftung GmbH | 73207 Plochingen
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Magistrat der Stadt Neu-Isenburg | Neu-Isenburg
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Es gibt Berufe, bei denen man nach einer Woche weiß: Da wächst man entweder rein – oder man läuft. Heilerziehungspflegehilfe, speziell in einer Stadt wie Heidelberg, ist einer davon. Ich erinnere mich an meine ersten Tage: zu viele neue Gesichter, zu wenig Orientierung, immer dieses Gefühl, nicht alles richtig (oder rechtzeitig) machen zu können. Und dann diese eine Bewohnerin, die am dritten Tag meine Namen tanzen wollte. Kurzer Moment der Überforderung, dann pure Ehrlichkeit – „Heute lieber nicht, aber morgen vielleicht“. So startet man als Berufseinsteiger: zwischen Leichtsinn, Lampenfieber und dem, was man wirklich bewegen möchte.
Aber was bedeutet das eigentlich – Heilerziehungspflegehilfe? Wer landet hier, außer idealistischen Berufseinsteigern, Menschen mit Umbrüchen im Lebenslauf oder Fachkräften, die hoffen, dass Sinn und System mal dieselbe Sprache sprechen? Am Ende ist es ziemlich konkret: unterstützen, begleiten, Streit schlichten, Struktur geben, Alltag möglich machen. Spätestens, wenn die Demenz nie planmäßig abläuft und das Zeitgefühl der betreuten Bewohner zum eigenen Taktgeber wird, merkt man: Hier hilft kein Schema F. Heidelberg mit seiner Mischung aus traditionsbewussten Einrichtungen, modernen Wohnformen und dem immer lauter werdenden Ruf nach Inklusion bietet eine breite Spielfläche – vorausgesetzt, man hält ein wenig Ambivalenz aus. Manchmal sogar mehr, als einem lieb ist.
Was viele unterschätzen: Die fachlichen Ansprüche sind für die offizielle Qualifikation „nur“ Heilerziehungspflegehelfer inzwischen ziemlich stattlich. Eigentlich wurde die Ausbildung, meist ein Jahr plus Praxis, als Assistenzkonzept gedacht – heute aber, zumindest in einigen Heidelberger Einrichtungen, stehen Hilfskräfte längst mitverantwortlich im Gruppendienst, manchmal auch nachts, nicht selten in multiprofessionellen Teams. Medizinisches Grundwissen, Dokumentationspflicht, Hygiene-Kontrolle, aber auch: Zwischenmenschlichkeit mit Reparaturauftrag. Es gibt Tage, die wirken wie ein Staffellauf ohne Zielgerade. Mein persönliches Aha-Erlebnis? Am Abend merken, dass man einen der alten Herren zum Lächeln gebracht hat. Reicht manchmal als Antwort auf die innere Frage: Wozu das alles?
Rechnen wir ehrlich – auch wenn’s ein heikles, fast schon rotes Tuch ist: Das Gehalt. In Heidelberg, wo Lebenshaltungsspirale und Mietpreise sich fröhlich zuprosten, bewegt sich der Lohn als Heilerziehungspflegehelfer meist zwischen 2.300 € und 2.700 €. Natürlich: öffentlich, kirchlich, privat – Unterschiede gibt’s zuhauf. Die Tarifbindung kann, muss aber nicht, das letzte Wort haben. Ich erlebe immer wieder, dass beim Thema Lohn schnell die Schultern zucken (und drüber hinweggeblättert wird), dabei ist das in der Lebensplanung keine Nebensache. Klar, wer für sich Wachstum will: einige Einrichtungen fördern Weiterbildung, Berufsabschluss als Heilerziehungspfleger oder auch fachspezifische Zusatzmodule. Gerade in Heidelberg gibt’s Kooperationsprojekte mit Schulen im Umland und der SRH. Manche Arbeitgeber honorieren das, andere sehen es als Selbstverständlichkeit. Hier hilft nur: Nachhaken. Oder gleich, wie so oft,: Immer eine Frage mehr stellen, als die Broschüre beantwortet.
Woher kommt bloß der Reiz, genau in Heidelberg einzusteigen? Ich frage mich das gelegentlich, wenn wieder mal die Pflegesituation angespannt, der Kollegenkreis bunt gewürfelt und der Innovationsdrang einer älteren Einrichtung auf Tauchstation geht. Vielleicht liegt es an der Atmosphäre – zwischen Neckarwiese, Uniklinik und Altstadt – die eine besondere Mischung an Menschen zusammenzieht. Oder daran, dass die lokale Soziallandschaft, idealistisch gesehen, echten Gestaltungsspielraum bietet. Digitalisierung trifft hier auf handfeste Alltagswirklichkeit: Apps, die Arbeitsdokumentation erleichtern, neue Methoden zur Freizeitgestaltung, vernetztes Arbeiten mit Schulen, Kliniken, Werkstätten. Heidelberg ist kein Märchenland – manches bleibt mühsam, Ressourcen knapp, Unterstützung von außen oft zurückhaltend. Doch wer es erträgt, mit halboffener Perspektive durchs Leben zu gehen, findet: Hier kann man wirklich etwas bewirken. Tag für Tag, auch wenn es manchmal nach wenig aussieht.
Vielleicht ist das das größte Pfund: Die Vielfalt der Menschen, das immer neue Austarieren von Nähe und Distanz, und die Gewissheit, dass ein Helferberuf zwar keine Goldgrube, aber – ehrlich gesagt – auch keine Sackgasse ist. Wer aus vollster Überzeugung sagt: „Das ist mir zu anstrengend“, hat vermutlich Recht. Und trotzdem bleibt der Gedanke, dass genau dieses Stück an Unplanbarkeit, an echtem Kontakt, an kleinen persönlichen Siegen etwas ist, was für keine 2.500 € der Welt zu haben ist. Also: Dranbleiben, wenn der Kopf das Herz noch nicht eingeholt hat. Oder – warum eigentlich nicht? – einfach mal ausprobieren, wie sich die eigene Stimme in einem Wohnheim in Wieblingen oder Handschuhsheim anhört. Wer weiß, vielleicht wird genau daraus ein ziemlich solider Neustart.
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