Stiftung Waldheim Cluvenhagen | 27299 Langwedel
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ecolea | Private Berufliche Schule | Schwerin
SOS-Kinderdorf e.V. | 27726 Worpswede
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Was Leute an ihrem ersten Tag in der Heilerziehungspflege erwarten, hat selten viel mit der Realität zu tun. Viel Theorie vorher, klar – im Unterricht und auf Papier klingt alles logisch, aufgeräumt. Doch kaum betritt man das Haus, die WG oder die Tagesförderstätte (in Hamm oder Altona, Kleinstadtambiente inklusive U-Bahn vor der Haustür), weht ein anderer Wind. Man hilft Menschen mit Behinderung. Man begleitet sie in ihrem Alltag, unterstützt, wo sie nicht weiterkommen – beim Anziehen, Frühstücken, Busfahren, manchmal auch bei Themen, die am Rand der Hilflosigkeit kratzen.
Viele sind Berufseinsteiger, machen die Ausbildung direkt nach der Schule, einige kommen als Quereinsteigerinnen, bringen Lebenserfahrung von ganz woanders mit. Das kann hilfreich sein – muss aber nicht immer. Hamburger Einrichtungen haben seit Jahren einen personellen Engpass, was die Sache für „Neue“ einfacher und schwieriger zugleich macht. Einerseits werden Hände überall gebraucht; andererseits ist es verdammt anstrengend, zu merken, dass man selten alle Zeit für den Menschen hat… sondern oft für den „Ablauf“. Das klingt jetzt bitter, aber Erfahrungswerte sind selten aus Zucker.
Wieso machen das Menschen trotzdem? Der Verdienst hat bislang selten gelockt. Mehr als 2.300 € bis 2.700 € sind zum Berufseinstieg selten drin. Klar, Tarifvertrag und öffentlicher Dienst – das nimmt den finanzielle Druck ein wenig raus. Und in Hamburg, wo eine Einzimmerwohnung schnell 800 € verschlingt, wiegt jeder Euro doppelt. Es ist kein Geheimnis: Wer reich werden will, wählt besser ein anderes Feld. Aber das Motiv der meisten, die ich kennengelernt habe? Die Begegnung. Die kleinen Fortschritte. Die Momente, in denen nicht nur das Klischee stimmt, sondern wirklich einer lacht, weil er sich heute das Brötchen selbst schmiert. Für manche ein Nebensatz, für andere ein voller Tag Glück.
Was viele unterschätzen: Das Arbeitsfeld ist ein ständiges Pendeln zwischen Herz und Organisation. Wer meint, Heilerziehungspflege sei nur „helfende Hände reichen“ in Wohlfühlatmosphäre, der irrt. Hamburger Träger setzen auf Struktur, Dokumentation, Qualitätssicherung – Papierkram, mal ehrlich gesagt, in recht schwindelerregender Menge. Überhaupt, der Spagat: Nähe wagen, Distanz wahren, dabei handfest bleiben, aber menschlich. Und dann die gesetzliche Seite: Bundesteilhabegesetz, Datenschutz, Schutz vor Gewalt – Kleingedrucktes, das manchmal groß aufs eigene Verantwortungsbewusstsein schlägt.
Und doch: Es gibt Entwicklungen, die Mut machen. Die Digitalisierung, auch im Sozialen, verändert vieles (und manches endlich zum Besseren). Elektronische Dokumentation statt Kladde, mehr Austausch zwischen den Teams dank Apps oder Intranets, Fortbildungen online. Noch wackelig – aber immerhin. Dazu kommt: Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Kräften steigt, Inklusives Wohnen, Ambulant vor Stationär, Assistenzmodelle werden wichtiger. In Hamburg hat das auch damit zu tun, dass die Stadt als Vorreiter gilt, überhaupt Teilhabe praktisch zu denken, nicht nur zu propagieren.
Würde ich nach raten oder abraten gefragt? Schwierig. Wer Sinn sucht, keine Angst vor Unvorhergesehenem hat, Standhaftigkeit entwickelt (und abends abschalten kann), findet hier mehr als einen „Job“. Nennen wir es eine tägliche Herausforderung in Sachen Mensch und Gesellschaft – manchmal zum Verzweifeln, oft zum Weiterdenken. Aber garantiert nie langweilig.
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