KV SiS BW Sicherstellungs- GmbH | 68159 Mannheim, Bruchsal
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Evangelische Heimstiftung GmbH | 69181 Leimen
KV SiS BW Sicherstellungs- GmbH | 68159 Mannheim, Bruchsal
Evangelische Heimstiftung GmbH | 69181 Leimen
Frühschicht im Westen Frankfurts, irgendwo zwischen Rödelheim und Höchst. Die Türen der Wohngruppe öffnen sich quietschend, die erste Aufgabe wartet bereits – meistens geduldig, manchmal drängelnd. Wer den Beruf des Heilerziehungspflegehelfers gewählt hat, weiß: Hier läuft nichts nach Routine. Nein, wirklich nicht. Jeder Handgriff kann anders – und oft genug anstrengender sein, als man es im Vorfeld je für möglich gehalten hätte. Und doch – Überraschung – bleibt genau das für viele der eigentliche Reiz. Wer den Einstieg sucht, in diesen besonderen Alltag, sollte wissen: Frankfurt ist nicht der Ort für gepflegte Langeweile.
Was viele unterschätzen: Die Aufgaben eines Heilerziehungspflegehelfers wirken von außen manchmal harmlos. Es geht – zumindest auf dem Papier – um die Unterstützung von Menschen mit Behinderung, etwas Betreuung, ein bisschen Freizeitgestaltung. In der Realität aber bedeutet das vor allem eines: Unberechenbarkeit. Neben Grundpflege, Hilfe beim Anziehen oder bei der Körperhygiene oder beim Essen sind Geduld und Charme oft wichtiger als jede noch so sorgfältig einstudierte Handgriffsicherheit. Manchmal bringt ein laut gebrülltes „Nö!“ den ganzen Ablauf ins Wanken. Und ohnehin: Wer sich festlegt, nach Plan zu arbeiten, nimmt es mit einer Frankfurter S-Bahn auf – beides fährt selten ganz pünktlich.
Jetzt wird es interessant – und das meine ich ganz wörtlich. Die Arbeitsmarktlage: offen, vielfältig, manchmal chaotisch, denn Frankfurt ist eine Stadt mit enormen sozialen und kulturellen Gegensätzen. Im Nordend entstehen moderne, durchgestylte Einrichtungen, im Bahnhofsviertel fehlt oft am Essenziellen. Heilerziehungspflegehelfer werden praktisch überall gesucht, allerdings mit – sagen wir – feinfühlig ausgedrückten Anforderungen: Flexibilität, interkulturelle Kompetenz, gute Nerven. Das Gehalt? Nun, die Gerüchteküche behauptet gern das Schlimmste. Die Wahrheit: In Frankfurt liegt der Verdienst meist zwischen 2.350 € und 2.900 €, je nach Träger, Wochenstunden und ein paar kaum nachvollziehbaren Zuschlägen. Wer Erfahrung und Engagement mitbringt, kommt durchaus an die 3.000 € heran – aber selten als Neuling, und niemals im Sitzen. Apropos Zuschläge: Hier tickt Frankfurt ein wenig anders – im Frankfurter Umland können Regelungen völlig anders aussehen als im dichten Innenstadtdschungel. Das sorgt für Verwirrung, ja, aber eben auch für Verhandlungsmasse.
Ginge es nach Politikerstatements, wären Heilerziehungspflegehelfer die unbesungenen Helden des Alltags – und, Moment, das stimmt ja auch, zumindest ein bisschen. Das gesellschaftliche Klima ist ambivalent: Wertschätzung in Sonntagsreden, praktische Anerkennung dann aber viel zu selten im beruflichen Alltag. Gerade in Frankfurt, dieser schillernden, teuren Stadt, drängt sich die Frage nach echter Wertschätzung manchmal unangenehm auf. Man kann sich eben nichts davon kaufen. Und dann gibt es sie, diese Momente von echter Nähe: Ein Bewohner lacht, weil ein Teammitglied Geduld aufbringt, wenn andere längst abgewunken hätten. Für viele ist es dieses kleine, nicht bezahlbare Glück, das den Alltag aufwiegt. Oder? Vielleicht bin ich da zu idealistisch. Doch, ich glaube, das gehört einfach dazu.
Obwohl es auf den ersten Blick nicht so scheint, ist der Beruf des Heilerziehungspflegehelfers auch ein Beruf im Wandel. Digitalisierung? Kommt langsam, manchmal viel zu langsam. Dokumentation via Tablet statt Papierstapel, Online-Schulungen statt altbackenem Seminarraum – selten läuft das fehlerfrei, aber es verändert die Arbeit spürbar. Fortbildungsmöglichkeiten bieten, zumindest in Frankfurt, eine gewisse Durchlässigkeit nach oben: Wer sich weiterqualifiziert, landet nicht selten in anspruchsvolleren Rollen oder in spezialisierten Teams (Stichwort herausforderndes Verhalten, Inklusionspädagogik oder Unterstützte Kommunikation). Es bleibt ein Spagat – zwischen echtem Idealismus und wirtschaftlicher Notwendigkeit. Aber: Selten war das gesellschaftliche Bewusstsein für den Wert sozialer Arbeit so groß wie heute. Die Frage ist nur, wann – und ob – sich auch im Alltag mehr ändert, als neue Tablets im Teamzimmer.
Wer also fragt, ob der Beruf in Frankfurt etwas für ihn (oder sie) ist – Tja. Manchmal muss man es ausprobieren, um es zu wissen. Es gibt Tage, an denen alles vorbei zu sein scheint, bevor es angefangen hat. Und dann gibt es die, an denen ein kurzes Lächeln nach Feierabend mehr wiegt als 2.800 € im Monat. Wer nur nach Effizienz sucht, ist hier definitiv falsch. Wer bereit ist, Unverhofftes zu wagen – der findet hier, zwischen Großstadttrubel und menschlichem Miteinander, vielleicht den erstaunlichsten Arbeitsplatz Frankfurts.
Das könnte Sie auch interessieren