Heilerziehungspflegehelfer Jobs und Stellenangebote in Bochum
Beruf Heilerziehungspflegehelfer in Bochum
Grau ist alle Theorie: Heilerziehungspflegehelfer in Bochum, zwischen Alltagsheldentum und Handbremse
Manchmal stehe ich im Flur eines Bochumer Wohnheims und frage mich: Wie viel Improvisation steckt eigentlich im ganz normalen Tagesgeschäft eines Heilerziehungspflegehelfers? Schon klar – den Berufsalltag schildern die Lehrbücher als wohltemperierten Balanceakt zwischen pflegerischer Fürsorge und pädagogischem Anleiten. Aber in der rauen Ruhrgebietspraxis sieht das, Hand aufs Herz, oft anders aus. Und das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist nicht mal negativ gemeint. Schließlich wählt man diesen Job hier nicht, weil man brennenden Ehrgeiz auf Routine und Vorgabe hat. Sondern: weil man wissen will, wie man Menschen begegnen kann, die auf den ersten (oder zweiten) Blick eben nicht in die Schablone „pflegeleicht“ oder „einfach betreubar“ passen.
Der Arbeitsplatz? Ganz Bochum. Vielleicht nicht jede Nebenstraße, aber man findet das Berufsfeld – stationär wie ambulant – in unterschiedlichster Ausprägung: Wohnstätten, Werkstätten für Menschen mit Behinderung, tagesstrukturierende Angebote, inklusive Kitas manchmal auch. Immer wieder dieselbe zentrale Herausforderung: Menschen möglichst selbstbestimmt leben lassen. Klingt abgedroschen, aber dahinter lauert der eigentliche Alltag – den Klienten nicht zum passiven Empfänger machen, sondern, sofern irgend möglich, zur Entscheidung befähigen. Ein Ideal, möchte man meinen. Manchmal auch ein Stück Utopie, angesichts knapper Personalschlüssel und des Bocholter Windes, der auch mal durch die Gesetze der Pflegekasse pfeift. Aber halt: Bochum. Da ist was anderes los als irgendwo in Bayern, das merkt man schnell.
Wer neu dabei ist – ob direkt nach der Ausbildung zum Heilerziehungspflegehelfer oder als Quereinsteiger, dem rutschen häufig zu Beginn zwei Dinge durch die Finger: zum einen das Bedürfnis, „allen gerecht zu werden“; zum anderen der Anspruch, jede Situation fachgerecht zu lösen. Ich kann das nachvollziehen. Gerade in einer Stadt, in der die Belastungslage in Einrichtungen manchmal wie eine schlecht gedämpfte Straßenbahn daherkommt. So viel Trubel, so wenig Zeit, und dann noch diese Anträge, Formulare, Dokumentationspflichten. Da bleibt nicht viel übrig vom Idealbild, dass Fürsorge immer aus Zuwendung besteht. In Wahrheit heißt es eher: improvisieren lernen, Widersprüche aushalten, manchmal zwischen Bürokratie und Menschlichkeit lavieren.
Und ja, apropos Verdienst. Die harten Zahlen? Dafür gibt es weniger Spielraum als bei dem, was man an Menschlichkeit investiert: In Bochum liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt für Heilerziehungspflegehelfer meist bei 2.400 € bis 2.800 €. Nach oben hin? Klar, mit Erfahrung, Zusatzqualifikation, vielleicht Nachtdiensten kann man sich an 3.000 € herantasten – das ist aber, auch unter guten Bedingungen, kein Spaziergang. Trotzdem: Ich habe den Eindruck, dass die Zufriedenheit mit dem Beruf hier nicht primär am Gehalt hängt, sondern ganz entschieden an der Atmosphäre im Team, der Unterstützung durch die Einrichtung, und – manchmal entscheidend – an der Möglichkeit, praktische Kompetenzen zu erweitern. Wer hier länger bleibt, weiß was gemeint ist: Die berühmte Gummiwand zwischen Anspruch und Wirklichkeit schwingt mit, manchmal heftiger, manchmal kaum spürbar.
Man fragt sich ja manchmal: Warum eigentlich Bochum? Gibt es nicht bessere Konditionen anderswo? Vielleicht – aber die regionale Vernetzung, nenn‘ es meinetwegen das Ruhrpott-Clustering, sorgt dafür, dass vieles direkter, menschlicher, manchmal auch unkonventioneller abläuft als etwa in großen Ballungszentren. Die Nähe zwischen den Trägern, die Dichte an Einrichtungen, die Offenheit der Klientengruppen für neue Ansätze – das alles macht den Unterschied. Nicht zu vergessen die Möglichkeit, über Fortbildungen direkt am Ball zu bleiben: Autismuskompetenz, digitale Assistenzsysteme, personenzentrierte Begleitung – in Bochum hat sich, auch durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen und freien Trägern, ein vergleichsweise agiles Fortbildungsumfeld etabliert. Sicher, nicht alles Gold, was unter dem Ruhrgebiet glüht – aber pragmatischer als anderswo.
Was bleibt, wenn ich auf einen typischen Tag als Heilerziehungspflegehelfer in Bochum zurückschaue? Ziemlich viel: spontane Freude, kleine Frustrationen, manchmal der Zweifel am System, oft aber auch dieses eigensinnige Gefühl, dass genau hier – im Gewusel einer Ruhrgebietsstadt – praktische Lebenshilfe mehr ist als ein Ausbildungsnachweis. Eine Profession mit rauen Ecken und dem kleinen Luxus, dass Menschlichkeit nicht bloß als Etikett, sondern als Notwendigkeit gilt. Und, Hand aufs Herz: Darauf sollte man auch ein bisschen stolz sein.