Klinikum Itzehoe | 25524 Itzehoe
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metronom Eisenbahngesellschaft mbH | 29525 Uelzen
Radisson Blu Hotel, Hamburg | 20095 Hamburg
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Gästebetreuer – klingt heimelig, nicht wahr? Nach flauschigen Handtüchern im Hotel, freundlich lächelnden Menschen am Empfang oder dem klassischen Hafenrundgang mit Regenschirm und Anekdote. Und ja, ein bisschen Wahrheit steckt darin, aber eben nur ein bisschen. Wer in Lübeck – dieser Stadt mit ihren sieben Türmen, Backsteingotik und einer Prise hanseatischem Understatement – als Gästebetreuer arbeitet, erlebt das täglich aus der Nähe. Doch die Vorstellung, der Alltag sei stets eine Postkartenidylle mit Pfeffernüssen zum Kaffee, ist ein Märchen. Eines, das spätestens mit der ersten dänischen Busgruppe am verregneten Novembermorgen platzt.
Manchmal habe ich bei Gesprächen – etwa mit Freunden, die Neu-Lübecker sind – den Eindruck, viele unterschätzen, was hinter diesem Beruf steckt. Klar, Gästebetreuung klingt nach „sich kümmern, nett sein, Ausflug buchen“. Tatsächlich ist es ein Jonglierakt, bei dem man die Wünsche von Touristen, Geschäftsreisenden und manchmal sogar wankelmütigen Einheimischen zugleich balanciert. Zum Beispiel im Museum: Plötzlich ein Englisch-Schwedisch-Gemisch, Rückfragen zur regionalen Mobilität, die notorisch marode Technik im Ticketoffice – am besten alles gleichzeitig, bitte. Da muss man nicht nur Kommunikator, sondern auch Erklärbär, Seelsorger und Problemlöser in Personalunion sein. Was viele Gäste nicht sehen: Diese Arbeit will gelernt, geübt – und manchmal einfach auch tapfer durchgestanden werden. Der klassische 9-to-5-Job ist das selten.
In Lübeck gibt’s ohnehin eigene Spielregeln. Die Saison bestimmt den Puls, das Wetter die Laune, und manche Beschwerden sind schon deshalb legendär geworden, weil sie einfach hanseatisch-skurril sind („Warum schmeckt Ihr Marzipan nicht nach Marzipan?“ – ernsthaft, das gab’s). Im Sommer kann man sich kaum umdrehen, ohne auf einen neuen Schwung Individualtouristen zu treffen, die fachkundige Tipps zu Backsteinfassaden wollen; zwischen November und März muss man sich mitunter die paar Gäste fast ein wenig teilen. Wer meint, hier seinen Dienst gemütlich nach Schema-F durchziehen zu können, reibt sich bald die Augen. Gästebetreuung in Lübeck heißt: Improvisieren, Patchwork-Organisation, gelegentlich Multitasking jenseits des Handbuchs. Als Einsteiger merkt man das spätestens nach der dritten ungeplanten Stadtführung im Nieselregen.
Jetzt zum Punkt, der oft für Stirnrunzeln sorgt: der Arbeitsmarkt und das Einkommen. Lübeck lebt vom Tourismus – keine Frage –, aber der Kuchen ist kleiner, als viele glauben, vor allem außerhalb der Hochsaison. Das Gehalt für Gästebetreuer, sofern man fest angestellt ist und nicht auf digitale Tagelöhnerei im Veranstaltungsbereich setzt, liegt im Schnitt zwischen 2.300 € und 2.600 €. Leitungspositionen oder spezialisierte Tätigkeiten, etwa in großen Hotels, können natürlich mehr abwerfen, manchmal bis zu 3.200 €. Von mondänem Süßwarenluxus ist das aber weit entfernt. Was viele unterschätzen: Die Arbeitszeiten sind oft „asymmetrisch“ zur Freizeit der Familie, Flexibilität wird fast schon kultisch erwartet. Klingt bitter, hat aber auch Vorteile – etwa, wenn man zwischen den Saisons Kapazitäten für Fortbildungen oder persönliche Projekte schafft.
Ich gebe zu: Früher war Gästebetreuung ein ziemlich statisches Feld. Heute aber? Ohne Digitalkompetenz geht in Lübeck gar nichts mehr. Ob Buchungssysteme, mobile Gästeinfos oder Ticketscanner – Technik ist Alltag geworden. Wer hier einsteigt, sollte offen für Techniktrends sein, sonst bleibt man auf der Strecke. Weiterbildungsangebote gibt’s, zugegeben, nicht en masse, doch immer mehr Betriebe setzen auf interne Schulungen in Sachen Kommunikation, Technik oder sogar interkultureller Sensibilisierung. Aus meiner Sicht: Wer sich hier flexibel zeigt, kann sich perspektivisch abheben – gerade, weil viele Kolleginnen und Kollegen (und so ehrlich muss man sein) auch nach Jahren in alten Abläufen verharren. Gästebetreuung in Lübeck ist eben kein gemütliches Ausharren hinter dem Tresen. Sondern ein Beruf mitten im Wandel, gefordert durch Reisende, Technologien und – zuallererst – den eigenen Anspruch. Nicht immer bequem, aber selten langweilig. Und das ist, so finde ich, schon ein ziemlicher Pluspunkt.
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