Die Landschaftsgärtner | 99084 Erfurt
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Die Landschaftsgärtner | Katlenburg-Lindau
Die Landschaftsgärtner | Gersfeld (Rhön)
Gemeindeverwaltung Elztal | 99986 Niederdorla
Die Landschaftsgärtner | 99084 Erfurt
Die Landschaftsgärtner | Katlenburg-Lindau
Die Landschaftsgärtner | Gersfeld (Rhön)
Gemeindeverwaltung Elztal | 99986 Niederdorla
Direkt am Fuß der Krämerbrücke fängt es eigentlich schon an: irgendwo zwischen Kopfsteinpflaster, versteckten Innenhöfen und der rußigen Bahnlinie, die die Stadt zerschneidet. Wer sich als Gärtner im Garten- und Landschaftsbau hier in Erfurt auf den Weg macht, erlebt nicht den weichgezeichneten Werbespot mit Wiesenkränzen – sondern eine Art unbestellte Mischung aus Handwerk, Naturwissenschaft und, sagen wir: regional gefärbter Lebensklugheit. Wozu braucht man das? Fragt man sich, noch bevor der erste Frost die Finger steif macht – spätestens dann, wenn man im April den dritten Rollrasen umsonst geliefert bekommt, weil irgendwo die Maße verwechselt wurden. Alltag, wie er wirklich aussieht.
Die Verlockung dieser Arbeit? Sie liegt selten im Offensichtlichen. Klar, es ist etwas Besonderes, abends auf eine gepflasterte Promenade zu schauen und zu sagen: Das habe ich angelegt. Aber dazwischen? Schweres Gerät, Rückenschmerzen, Pflanzlisten, Lieferengpässe, genervte Kunden („Das war aber anders abgesprochen!“) und – traditionell – nicht gerade astronomische Gehälter. In Erfurt, zwischen Boom der großen Grünprojekte und traditioneller Friedhofspflege, schwankt der Verdienst für Einsteiger meist zwischen 2.300 € und 2.700 €. Wer Fachkenntnisse oder Spezialaufgaben übernimmt, kann mit 2.800 € bis 3.200 € schon eine andere Hausnummer erreichen. Später, mit Weiterbildungen, melden sich die ersten 3.600 € auf dem Konto, aber das ist kein Selbstläufer. Und ja: Der Unterschied zwischen Tarifbindung und freiem Markt kann in Thüringen, mit seiner Mischung aus kleinen Familienbetrieben und größeren mittelständischen Firmen, ein echter Spielverderber sein.
Was ich in Erfurt häufig beobachte: Die, die neu in den Beruf einsteigen (manche aus Überzeugung, nicht wenige, weil ihnen andere Wege verschlossen blieben), erleben Enthusiasmus mit realistischer Halbwertszeit. Nach zwei Sommern auf Baustellen jenseits der Bundesgartenschau-Kulisse hat man herausgefunden, dass Regenjacken nie dicht halten und der schönste Steingarten nach vier Wochen wieder vom Unkraut überzogen ist. Aber hier trennt sich Spreu vom Weizen – nicht im schulmeisterlichen Sinne, sondern ganz pragmatisch: Wer durchhält, erwirbt einen Blick für das Detail, einen eigenen Rhythmus und (wichtig!) den Respekt der Kollegen. Das klingt jetzt vielleicht romantischer als es ist. Eigentlich geht’s ums gegenseitige Aneinander-Reiben. Stille Fachkompetenz glänzt hier so sehr wie laute Selbstdarstellung – oder so wenig.
Wer an Wechsel denkt, weil er aus einem anderen Handwerkszweig kommt: Ja, die Chancen stehen nicht schlecht. Klimathemen, Stadtbegrünung und Bauprojekte, die mit EU-Förderung in die Städte drängen, sorgen für einen vergleichsweise stabilen Auftragsstrom. Stadt und Umland brauchen immer wieder geduldige Hände, die wissen, wie man Böden strukturiert, Höhen abgleicht oder Regenwassermanagement nicht bloß für Werbebroschüren betreibt. Aber man muss sich befreien von der Illusion, technische Neuerungen wie Mähroboter oder CAD-Planung würden den eigentlichen Kern des Berufs ersetzen. Sie ergänzen ihn – das Knieblech im Neubaugebiet spart keine Muskelkraft, bestenfalls unnötigen Ärger.
Was hier entscheidend ist? Ein widerstandsfähiger Pragmatismus, eine Bereitschaft, immer wieder neu zu lernen und sich (Achtung: keine kleine Tugend!) anwaltlos durch die Bürokratie zu schlagen. Erfurt mag auf den ersten Blick entspannt wirken, doch spätestens im Austausch mit Bauherren, Stadtverwaltung oder beim nächsten ökologischem Pilotversuch merkt man: Hier wird gefordert, manchmal auch überfordert. Mir ist es mehr als einmal passiert, dass ich auf Projekte geblickt habe, die „nach Vorschrift“ geplant waren, aber in der Praxis am Lebenswillen scheiterten – der Pflanzen wie der Menschen.
Die Wahrheit ist: Der Garten- und Landschaftsbau in Erfurt ist ein Berufsfeld für diejenigen, die gern draußen sind, den Pragmatismus schätzen – und ab und zu innerlich über den Unsinn bestimmter Vorschriften lachen können, ohne das Projekt deswegen gegen die Wand zu fahren. Wer Wurzeln schlägt, findet hier nicht nur Arbeit, sondern auch ein kleines Stück jener Wertschätzung, die hinter stummen Ahornalleen und neu gestalteten Spielplätzen verborgen liegt.
Das könnte Sie auch interessieren