ecolea education GmbH & Co. KG | Schwerin
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ecolea education GmbH & Co. KG | 18273 Güstrow
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Wer als Lehrkraft ins Gymnasium in Rostock einsteigt, gerät rasch ins Schwanken. Zwischen weißen Kreidefingern und möwenzerkratzten Fenstern. Hier, wo das Meer näher ist als der nächste Ballungsraum, atmet man hanseatischen Pragmatismus – und eine eigentümliche Mischung aus Tradition, Innovationsdruck und rauer Gelassenheit. Es ist ein bemerkenswertes Biotop für alle, die ins Fach „Unterrichten“ beruflich frisch eintauchen – oder wagen, aus anderen Kontexten umzusteigen.
Wer meint, der regionale Lehrermangel in Mecklenburg-Vorpommern verschafft neuen Kollegen einen entspannten Einstieg, wird nach den ersten Pausenzigarren (ob nun echt oder metaphorisch) eines Besseren belehrt. Die Klassengrößen sind oft moderat, klar – aber die Heterogenität nimmt zu: Sprachbarrieren, unterschiedliche Lernbiografien, Kinder aus prekären Stadtteilen neben Sprösslingen von Ärzten – das alles findet seinen Weg ins Lehrerzimmer. Dass Digitalisierung nicht nur ein Buzzword ist, sondern manchmal am widerspenstigen Smartboard scheitert oder an schmalen Lerntablets, gehört ebenso zur Wahrheit. Die Erfahrung: Es wird erwartet, nicht einfach „den Stoff durchzubringen“, sondern Lernräume zu eröffnen – und zugleich als Sozial-Architekt auf unruhigem Grund zu agieren.
Natürlich, Geld spielt eine Rolle. Das Einstiegsgehalt für Gymnasiallehrer in Rostock startet bei etwa 4.200 € im Monat, kann mit Berufserfahrung – und je nach Besoldungsgruppe – bis auf ungefähr 5.800 € klettern. Das reicht für Fischbrötchen und den einen oder anderen Urlaub, ist aber kein Freibrief für Sorglosigkeit. Denn: Lebenshaltung, steigende Energiekosten, Mieten – auch jenseits von Hamburg sind das keine Pillepalle-Posten mehr. Was viele unterschätzen: Die Balance zwischen Dienstzeit, Korrekturgewitter und ausserschulischem Engagement treibt nicht wenige Neulinge an den Rand. Gerade Quereinsteiger berichten von einer Lernkurve, die gelegentlich an eine Buckelpiste im November erinnert. Dennoch: Die Sicherheit der Verbeamtung und Gestaltungsspielräume im Alltag sind für viele gewichtige Pfunde.
Wer in Rostock Schule wagt, kommt an Weiterbildung nicht vorbei. Nicht wegen der administrativen Gängelung – nein, es ist die pure Notwendigkeit. Themen wie Inklusion, digital gestützter Unterricht und interkulturelle Kompetenz finden ihren Weg auch in die norddeutschen Seminarpläne. Man kann’s belächeln – bis man in der Realität steht und der Unterrichtsmorgen um acht mal wieder alles Unvorhergesehene auspackt. Gerade von jüngeren Kollegen (und denen, die sich als solche fühlen) wird individuelle Entwicklung selbst eingefordert. Die Programme der regionalen Fortbildungszentren, etwa zur Reflexion des eigenen Unterrichts oder dem geschickten Jonglieren neuer Prüfungssysteme, sind in den letzten Jahren überraschend praxistauglich geworden. Ein Fortschritt? Ja. Aber eben auch Pflichtprogramm, das nicht jeder freiwillig tanzen möchte.
Warum Rostock? Fragen immer wieder Leute, die irgendwann zwischen der siebten Doppelstunde und dem vierten Regenbogen im Oktober zufällig an der Warnow stehen bleiben. Es sind nicht nur die kurzen Wege oder der maritim-durchlüftete Arbeitsweg mit dem Rad. Es sind die Kooperationsprojekte mit Hochschulen, die Innovationsräume für digital-kreative Fächer, die – und das ist keine Floskel – tatsächlich auf den Alltag zurückwirken. Plötzlich bastelt man mit Schülern an Apps zum Küstenschutz oder stellt den Rohstoffbedarf der Region in Frage. Selten so viel thematische Breite erlebt wie hier. Was bleibt schließlich? Das Bewusstsein, dass Lehrersein im Rostocker Gymnasium zwar kein Selbstläufer ist, aber – mit allen Ecken, Stolpersteinen und Grautönen – einen Grad an Freiraum, Resonanz und Entwicklungsspielraum bietet, der andernorts nicht selbstverständlich wirkt. Und manchmal, wenn der Wind am Fenster rüttelt, weiß man: Genau deshalb ist man hier gelandet.
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