Präha Anna Herrmann Schule | 50171 Kerpen
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Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
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Wenn man überlegt, als Gymnasiallehrerin oder -lehrer in Mülheim an der Ruhr einzusteigen, stolpert man schnell über zwei Klischees: die angeblich heile Bildungswelt am Rande des Ruhrgebiets und das Bild der ewigen Überforderung. Beide stimmen nur zur Hälfte – mal in die eine, mal in die andere Richtung. Wer genauer hinschaut, entdeckt einen Beruf mit bemerkenswertem Auf und Ab, so vielschichtig wie die Stadt selbst. Und ja, zwischendrin hat man das eigene Leben plötzlich mit Korrekturstapeln, Parallelwelten im Klassenraum und politischem Spagat zu tun.
Mülheimer Gymnasien sind schon lange keine Inseln mehr. Digitalisierung? Klar, die eine Schule hat längst elektronische Tafeln und digitale Klassentagebücher – an der anderen sortiert man immer noch Kreidestücke. Bildungspläne werden regelmäßig aktualisiert, aber in den Fluren dampft manchmal noch dieselbe pädagogische Luft wie zu meiner Zeit als Schüler. Das Spannungsfeld: Aufbruchstimmung und Beharrungskräfte prallen aufeinander. Wer vor Ideen sprüht, wird gefordert – nicht selten auch kritisch beäugt („Macht die jetzt alles neu?“). Wer neu einsteigt, darf (oder muss?) sehr schnell lernen: Eigenständigkeit ist hier keine nette Zugabe, sondern Grundbedingung.
Ich merke immer wieder, wie wenig planbar dieser Job ist – und wie schnell man eigene Ideale mit Pragmatismus austauscht. Ein Tag beginnt vielleicht mit einer Debatte über Shakespeare, endet aber mit einem Elterngespräch, bei dem es um Mathe-Fünfen und Zukunftsängste geht. Für Berufseinsteiger bedeutet das vor allem: Flexibilität und Durchhaltevermögen. Das klingt abgedroschen, aber wer sich darauf einlässt, erlebt, wie abwechslungsreich der Alltag wirklich ist. Und dann sind da noch die regionalen Eigenheiten – Jugendliche aus verschiedenen Vierteln (Dümpten ist nicht Speldorf), wechselnde Schulsozialarbeit, Integration und Förderbedarf, mal ganz zu schweigen vom Einfluss migrantischer Prägungen auf Klassenklima und Kollegium.
Woran viele denken, und das nicht zu Unrecht: das Gehalt. In Mülheim startet man als Lehrkraft mit abgeschlossenem Lehramtsstudium und Referendariat meist zwischen 3.750 € und 4.000 € monatlich – im Beamtenstatus, wohlgemerkt. Wirklich Reich wird man nicht, aber Armut sieht anders aus. Interessant ist: Die Unterschiede zwischen verbeamteten Lehrkräften und angestellten Kolleginnen sind in der Region immer noch bedeutend. Wer bereit ist, Zusatzaufgaben wie Vertretungsstunden, Digitalisierungsprojekte oder Beratungsfunktionen zu übernehmen, kann sich nicht nur fachlich austoben, sondern das eigene Profil schärfen – und hier und da ein paar Zuschläge mitnehmen. Was viele unterschätzen: Schule ist längst nicht mehr nur Unterricht, sondern Teamarbeit, Projektkultur, Streitmoderation, Digitalisierung, manchmal sogar Sozialarbeit. Wer das nicht mag, wird schnell frustriert – oder entwickelt irgendwann schwarzen Humor. Ich gehöre (noch?) zur zweiten Gruppe.
Für wechselwillige Fachkräfte oder Quereinsteiger ist Mülheims Bildungslandschaft zwiespältig. Einerseits gibt es – auch wegen sinkender Schülerzahlen – berufsbiografisch keinen Selbstläufer mehr. Wer zum Beispiel in Physik, Mathe oder Kunst mit neuen Methoden überzeugen kann, trifft durchaus auf offene Türen. Allerdings: Lehrermangel und Überangebot wechseln sich hier schneller ab als die Wetterlage. Das Klima im Kollegium schwankt zwischen freundlicher Alltagsflucht und zähem Widerstand gegen Veränderung. Vorteil der Region: Der städtische Verbund sorgt für überschaubare Wege, erlaubt häufigere schulübergreifende Projekte. Wer viel Eigeninitiative und Lust auf eigenwillige Bildungswege mitbringt, findet Möglichkeiten – auch jenseits der üblichen Routine.
Ob man als Berufseinsteiger oder erfahrene Fachkraft in Mülheim als Gymnasiallehrerin glücklich wird, hängt nicht zuletzt vom eigenen Willen ab, sich immer wieder neu zu erfinden. Es ist ein Job, der fordert, manchmal überfordert, aber eben auch wächst – mit der Stadt und den Menschen, die einem da begegnen. Wer nur einen sicheren Hafen sucht, landet vermutlich auf der falschen Seite des Tisches. Wer bereit ist, die Grautöne zwischen Unterricht und Lebenswelt auszuhalten, findet allerdings eine Berufung, die immer wieder überraschend viel Sinn macht. Vielleicht nicht immer von acht bis sechzehn Uhr. Aber das ist ja gerade der Punkt.
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