IU Duales Studium | 18055 Rostock
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IU Duales Studium | 18055 Rostock
Es gibt Städte, in denen man als Grafikdesigner schon beim ersten Kaffee spürt: Das hier ist kein kreatives Niemandsland, aber eben auch kein Berlin. Rostock, zwischen Tradition und Aufbruch, ist so ein Ort. Wer frisch einsteigt – oder überlegt, ob nach Jahren in der Branche ein Tapetenwechsel Richtung Ostsee Sinn ergibt – merkt schnell: Hier ticken die Uhren weder zu langsam noch wie am Reißbrett. Mir ging es jedenfalls so. Warum ich das erwähne? Weil man Rostocks Arbeitsmarkt als Grafikdesigner unmöglich am Reißbrett entwerfen kann.
Alltag – klingt öde, schwingt aber oft mehr Vielfalt mit, als manch einer ahnt. Klar: Broschüren, Logos, Webseiten. Wer partout keine Lust auf Routine hat, wird aber nicht zwangsläufig glücklich. In Rostock begegnet einem die übliche Bandbreite – Medienagenturen, Marketingabteilungen von Großunternehmen (Reedereien, Tourimus – Überraschung!), kleine Designstudios und, mit etwas Glück, ein paar Auftraggeber aus Kultur oder Wissenschaft. Das Schöne ist die Durchmischung: Einmal arbeitet man für eine alteingesessene Werft, am nächsten Tag geht es um nachhaltige Start-ups – oder für meine Begriffe: Vom Ölgeruch zur veganen Hafermilch-Ästhetik.
Rostock ist nicht Hamburg, aber rostet auch nicht vor sich hin. Wer hier gestalten will, sollte wissen: Tradition zählt was. Das reicht von maritim angehauchten Corporate-Designs bis zu unaufgeregt-pragmatischen Printaufträgen. Und doch hat sich in den letzten Jahren so einiges bewegt. Der digitale Wandel ist auch in der Hansestadt angekommen – zum Teil gefühlt mit Verspätung, dann aber mit Schub. Plötzlich wollen mittelständische Betriebe ihre Social-Media-Kanäle hübsch machen – und merken, dass Canva-Vorlagen allein nicht reichen. Was viele unterschätzen: Regionale Identität ist oft wichtiger als Trends aus der Hauptstadt. „Du, kannst du das Logo irgendwie so machen, dass es norddeutsch wirkt?“, habe ich nicht nur einmal gehört. Wobei „norddeutsch“ ziemlich dehnbar ist – ein bisschen hanseatisch, ein bisschen rau, selten quietschbunt.
Was viele sich fragen: Wovon lebt man hier eigentlich? Wer als Grafikdesigner in Rostock einsteigt, kann mit Gehältern rechnen, die meist zwischen 2.400 € und 3.000 € liegen – bei einiger Erfahrung auch 3.200 € bis 3.600 €. Klingt erst mal solide, ist im Vergleich zu München oder Frankfurt aber keine glänzende Aussicht. Andererseits – und das ist keine Plattitüde – explodieren die Mieten (noch) nicht wie anderswo, und manchmal reicht ein kleiner Spaziergang an den Strand, um sich an den eigenen Lebensentscheidungen weniger zu zweifeln. Kein goldener Käfig, aber auch kein Luftschloss mit Meerblick.
Ohne digitalen Werkzeugkasten kann man’s gleich lassen: Wer heute in Rostock Grafik macht, muss genauso fit sein wie anderswo – Adobe Creative Suite, UX-Basics, Bewegtbild, hin und wieder ein bisschen HTML5. Keine Ausnahmen für Nostalgiker. Gleichzeitig bleibt Weiterbildung ein Dauerthema. Die IHK bietet immer mal was, einzelne Agenturen holen gelegentlich externe Dozenten, und der Austausch mit Kollegen bringt oft mehr als jedes PDF-Handbuch. Manchmal ist’s ein Spagat: Man will regional verwurzelt bleiben, muss aber ständig über den lokalen Tellerrand blicken. Und ja – manchmal nervt es, sich nach Feierabend noch mit dem nächsten Kreativ-Update beschäftigen zu müssen. Aber das ist wohl das Berufsrisiko.
Grafikdesign in Rostock ist kein lauwarmer Kompromiss, sondern ein eigener Kosmos: ein bisschen hanseatisch eigen, ein bisschen digitaler Aufbruch. Wer sich hierzwischen behaupten will – als Neuling, als Umsteiger oder alter Hase – trifft auf eine Branche, die rough und freundlich zugleich ist. Große Bühne? Selten. Echt und manchmal sperrig? Fast immer. Ich hab’s nie bereut. Aber das ist natürlich Ansichtssache. Vielleicht fragt man sich manchmal: Sollte ich nicht doch nach Hamburg? Klar. Aber dann bläst dir am Stadthafen der Wind um die Ohren und du merkst – hier geht’s. Und zwar ziemlich gut.
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