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Was macht eigentlich ein Grafikdesigner in Oldenburg aus? Diese Frage lässt mich nicht los, seit ich in die lokale Kreativszene eingetaucht bin. Klar, Kreativität zählt überall – aber in einer Stadt, die irgendwo zwischen bodenständig und gewitzt changiert, hat Grafikdesign einen ganz eigenen, manchmal widerspenstigen Klang. Vielleicht liegt’s am rauen Nordwestwind, vielleicht an der überraschend quirligen Wirtschaft: Oldenburg ist abseits der großen Designmetropolen ein Schmelztiegel für Kommunikationsdesign, Werbegestaltung und visuelle Identität – eben voller Ecken und Kanten, wie ein unfertiger Linolschnitt.
Der Berufsalltag? Wer einen reinen „Gestalter-Job“ mit starrer Aufgabenverteilung sucht, wird hier schnell eines Besseren belehrt. Ein typischer Tag beginnt vielleicht mit dem Entwurf einer neuen Broschüre für ein Start-up aus dem Technologiepark, springt in eine Bildbearbeitung für das Theater nebenan und endet mit einer Social-Media-Kampagne für einen lokalen Einzelhändler. Vielseitigkeit ist in Oldenburgs Agenturen und Medienhäusern fast schon die Währung – und ja, das bringt gelegentlich Chaos in den Kalender. Was nicht heißt, dass alles improvisiert ist: Die Anforderungen werden immer digitaler, anspruchsvoller. Vom klassischen Logo bis hin zu Bewegtbild, UX und Digital Illustration – das Berufsfeld hat sich in den letzten zehn Jahren einmal selbst umgekrempelt. Wer heute noch glaubt, ein sicherer Umgang mit Adobe reicht, hat schon verloren.
Jetzt könnte man einwenden: Oldenburg – ist das überhaupt ein Markt für Grafikdesign? Überraschend viele unterschätzen das: Die Stadt beherbergt eine wachsende Medienlandschaft, eigensinnige Kreativstudios und – das ist kein Gerücht – eine bemerkenswerte Zahl von Design-affinen Start-ups, die mit ihren Markenauftritten nach außen drängen. Was auffällt: Auftraggeber ticken anders als in Hamburg oder Berlin. Es wird Wert auf Wirkung gelegt, aber eben auch auf Bodenhaftung. Das sorgt für interessante Wechselbäder. Mal wird Radikalität gefeiert (gefühlt jedes zweite Event-Poster in der Stadt wirkt wie ein Verbeugung vor Bauhaus und Punk), mal zählt handfeste Funktionalität. Wer als Berufseinsteiger, querdenkender Wechsler oder erfahrene Fachkraft kommt, sollte mit Widersprüchen leben können – und mit Kunden, die ihre Meinung ändern wie das Oldenburger Wetter.
Klar, jetzt das leidige Thema: Zahlen. Wer auf Glamour und Gehaltsfeuerwerke hofft, wird jäh desillusioniert, aber auch nicht verstoßen. Das Einstiegsgehalt bewegt sich in Oldenburg meist zwischen 2.500 € und 2.900 €, variiert aber zwischen Inhouse-Stellen, Agenturwelt und freier Projektarbeit teils erheblich. Mit etwas Berufserfahrung liegen 3.000 € bis 3.600 € drin – sofern die Auftragslage stimmt, Zusatzskills ausgebaut werden und Verhandlungsgeschick zur Tagesform passt. Und wer glaubt, mit 40 Stunden ist das Kapitel erledigt, unterschätzt die Sogwirkung der Deadlines, die oft nachts ihre Vollendung fordern. Aber: Hier wird vergleichsweise fair gezahlt – zumindest im nordwestdeutschen Vergleich.
Was viele unterschätzen: Grafikdesign ist längst kein statischer Beruf mehr. Es geht nicht mehr nur um den Umgang mit Formen und Farben – sondern genauso um Medienrecht, Barrierefreiheit, User Experience. In Oldenburg, das Talentförderung durchaus ernst nimmt (wenn auch auf manchmal verschlungenen Pfaden), finden sich zahlreiche Weiterbildungsoptionen. Die Palette reicht von offiziellen Veranstaltungen über Workshops bis zu kurzerhand gegründeten Peer-Learning-Gruppen in Co-Working-Spaces. Eines aber bleibt: Wer stehenbleibt, fällt zurück. Viele Fachkräfte – gerade jüngere Semester und technisch affine Wechselnde – suchen gezielt nach Möglichkeiten, neueste Designtrends oder Softwarekenntnisse aus erster Hand zu schnappen. Das ist hier immerhin vergleichsweise einfach – sofern man neugierig bleibt und keine Angst vor gelegentlichem Scheitern hat.
Und sonst? Vielleicht ist das die ehrlichste Erkenntnis: Grafikdesign in Oldenburg bleibt ein Spagat. Zwischen Digitalisieren und Handwerklichem, zwischen Kunden, die alles „bitte originell, aber verständlich“ wollen, und eigener, manchmal widerspenstiger Handschrift. Wer lernwillig ist, Improvisation und Abstriche nicht scheut – und gelegentlich auch mal den Kopf über vermeintliche Kleinstadtmentalität schütteln kann – findet hier seinen Ort. Nein, Allüren gibt’s nicht zu kaufen. Dafür überraschend offene Türen und Kolleginnen und Kollegen, die auch mal den Feierabend vergessen. Was bleibt, ist ein Berufsfeld im Wandel. Noch nie war es einfacher, mit eigenen Ideen Eindruck zu machen – vorausgesetzt, man bleibt ehrlich zu sich selbst. Und hält einen Schuss norddeutscher Gelassenheit aus. Oder zumindest aus. Zumindest meistens.
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