KÖTTER Services | 39104 Magdeburg
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KÖTTER Services | 39104 Magdeburg
Es gibt Berufe, bei denen die Zeit einfach stehen bleibt, während drumherum hektisch digitalisiert und globalisiert wird – Goldschmied ist so einer. In Magdeburg, das sich selbstbewusst zwischen alter Kaiserstadt und Nachwende-Kreativlabor bewegt, ist die Goldschmiedezunft noch immer ein Biotop für Menschen, die sich nicht mit 3D-Druckern und klickbaren Interfaces zufriedengeben. Ist das jetzt romantisch naiv? Vielleicht. Aber hier, wo Elbe, Beton und Barock aufeinandertreffen, zählt manchmal noch das knirschende Geräusch der Feile mehr als das Brummen des Servers im Coworking-Space.
Bevor jemand meint, zwischen Lupenlampe und Feuerschein gehe es nur um Glanz und Glamour: Der Alltag ist Handarbeit, Fokus, und – wie man so schön sagt – „Kopfarbeit mit Händen“. Einzelstücke für Magdeburger Kunden entstehen selten im kreativen Flow allein. Da sitzt mancher Meister an der Werkbank und ringt mit einer widerspenstigen Silberlegierung oder kitzelt Form und Funktion aus einem familiären Erbstück. Was viele unterschätzen: Die emotionalen Geschichten, die an so einem Schmuckstück hängen, gehören zum Handwerkszeug dazu. Nicht selten sind Gespräche mit Kundinnen und Kunden in Magdeburg intensiver als jede Montagssitzung in Büroetagen. Manchmal wird monatelang am perfekten Ehering gefeilt. Dann wieder muss das kleine Malheur lösen: Laschen gebrochen, Stein verloren — der Alltag, nur eben glänzender.
Wer denkt, als Goldschmiedin oder Goldschmied in Magdeburg und Umgebung sei man Exot, liegt gar nicht so daneben – seltene Fische sind begehrt, aber eben selten. Die Zahl der Traditionswerkstätten ist überschaubar, dafür gibt es eine Handvoll Manufakturen mit regionalem Charakter, die gegen den Strom aus Kettenfilialen schwimmen. Lokalpatriotismus spielt dabei seine ganz eigene Rolle: Begriffe wie „Bördegold“ oder „Elbe-Schmuck“ tauchen immer wieder in Kundenwünschen auf. Wer mit solchen Eigenheiten umgehen – oder sogar spielen – kann, verschafft sich einen Vorsprung. Die Arbeitsmarktlage? Durchwachsen, aber stabil genug für Leute, die sich auf solide Qualität, handwerkliche Präzision und geduldigen Umgang mit Eigentümlichkeiten einlassen. Insbesondere Einsteiger:innen profitieren, wenn sie das Kleine schätzen können – Massenfertigung ist hier keine Option, das sollte man mögen oder es besser lassen.
Machen wir’s kurz: Reich wird niemand von allein. Zumindest nicht als Goldschmied:in in Magdeburg. Das Einstiegsgehalt für Gesellinnen und Gesellen beginnt meist bei etwa 2.000 € oder leicht darüber. Mit etwas Erfahrung sind in spezialisierten Betrieben Beträge um die 2.300 € bis 2.800 € durchaus erreichbar – für manch einen schon eine kleine Sensation, wenn man den Feinstaub an den Händen und die Fleißarbeit in Relation setzt. Wer den Sprung in Richtung Meister:innenprüfung wagt und sich einen Namen macht, kann an die 3.000 € bis 3.600 € kommen – insbesondere, wenn eigene Kollektionen etabliert werden oder Auftragsarbeiten für Gutbetuchte ins Haus flattert. Aber der Markt in Magdeburg: bodenständig, selten goldene Wasserhähne, doch oft ehrlicher Bedarf nach „echt und handgemacht“.
Was den Beruf hier zusätzlich besonders macht? Diese eigenartige Mischung aus Traditionskult und Modernisierungsdruck. Magdeburg ist ein Ort, in dem sich jahrhundertealtes Handwerk auch mit Halbwelt der Kreativszene überschneidet. Einige Ateliers setzen auf Recyclinggold, nachhaltige Lieferketten, Minimalismus in der Formgebung – und versuchen, dem Mainstream-Sog der Juwelierketten die Stirn zu bieten. Das klappt nicht immer, aber überraschend oft. Gerade Berufsstarter:innen mit zeitgemäßen Ideen, Umweltbewusstsein und etwas Humor in der Seele finden Kundschaft, die Wert auf Individualität und regionale Handschrift legt. Der Weg dahin ist rau und – ja, manchmal frustig. Doch wer bleibt, weil er bleiben will, begegnet einer Stadt, die Wert auf Eigenes legt. Gold hat keinen festen Wert, heißt es – stimmt nicht ganz. In Magdeburg zählt manchmal nicht das Material, sondern, wie viel Herz und Geschichte in ein Stück eingearbeitet werden. Und das, so altmodisch es klingt, entscheidet man am besten selbst und mit ein bisschen Mut zur Macke.
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