Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG | 30159 Hannover
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KÖTTER Services | 39104 Magdeburg
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Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich zum ersten Mal eine klassische Goldschmiedewerkstatt in Braunschweig betrat. Altbau, leicht modriger Geruch, der schwere Klang des Hammers aus dem Nachbarraum. Keine romantisierte TV-Variante, sondern ehrliche Arbeit, zwischen Staub und Schmuckstücken, die Geschichte atmen. Vielleicht klingt das nostalgisch, aber einen besseren Einstieg ins Thema gibt es kaum.
Goldschmied – das klingt für Außenstehende nach Glanz, filigraner Kreativität und wertvollen Materialien. Für die, die wirklich drinstecken, offenbart sich der Beruf eher als Spagat zwischen Feinarbeit, technischem Know-how und der ewigen Frage: „Wie viel Handwerk steckt hier noch drin?“ Mit Automatisierung und 3D-Druck haben digitale Fertigungsmethoden auch Einzug in die kleinen Braunschweiger Werkstätten gehalten, zumindest bei einigen. Ich kenne Kollegen, die schwärmen von CAD-Programmen, andere schimpfen, dass der echte Schliff verloren geht. Ist das Einbildung? Mag sein – die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Wer hier einsteigen will, sollte Lust auf Experiment und Wandel mitbringen.
Wirtschaftlich ist Braunschweig keine Hauptstadt des Luxus, aber ein Ort, an dem sich Eigenwilligkeit auszahlen kann. Die Dichte klassischer Familienbetriebe ist auffallend; manches Namensschild hängt hier in dritter Generation im Ladenfenster. Doch: Der Markt ist kein Selbstläufer, das muss man fair sagen. Neukunden laufen nicht in Scharen herein, aber es gibt sie – oft mit speziellen Wünschen: Trauringe mit Geschichte, Umarbeitungen von Erbstücken oder extravagante Einzelstücke für Leute, die Konfektionsware meiden wie der Teufel das Weihwasser. Wer mit der Norddeutschen Bodenständigkeit umgehen kann und keine Angst vor persönlichen Kundenkontakten hat, wird nicht frieren. Allüren? Hilft keinem.
Was viele verdrängen: Goldschmiede verdienen selten fürstlich. Das Einstiegsgehalt liegt in Braunschweig häufig zwischen 2.300 € und 2.600 €. Mit einigen Jahren Erfahrung und nach einer Weiterbildung – etwa zum oder zur geprüften Meister:in – kann man auf 3.000 € bis 3.600 € kommen. Aber: Wer als Selbstständige:r mit eigenem Atelier den Nerv der lokalen Kundschaft trifft, hat theoretisch Spielraum nach oben, praktisch aber auch das Risiko von Monaten mit Ebbe in der Kasse. In Braunschweig verschätzen sich manche mit Ladenmieten – ein fast schon branchenspezifischer Fehler, der flotten Träumen schnell den Stecker zieht. Kein Wunder, dass viele die fixen Angestelltenstellen schätzen – so sie denn zu bekommen sind.
Ohne Liebe zum Detail, Geduld und eine Portion Frusttoleranz ist das Goldschmiedehandwerk tot. Daran ändern auch Internetplattformen oder innovative Werkzeuge nichts. Technische Fertigkeiten wachsen heute oft parallel zu kreativen Kompetenzen: Löten und feilen, ja, aber eben auch Gravurmaschinen bedienen oder bei Instagram die eigene Arbeit präsentieren müssen (schon mal nach #BraunschweigSchmuck gesucht?). Vielleicht fühlt sich dieser Spagat gewöhnungsbedürftig an – ist aber Alltag, nicht Ausnahme.
Rein objektiv betrachtet: Wer Goldschmied:in in Braunschweig wird, entscheidet sich für einen Beruf im Spannungsfeld zwischen Tradition und Erneuerung. Hier wird weder der Einfluss moderner Technologien verschwiegen, noch die Bedeutung von sozialer Kompetenz – der Umgang mit Menschen bleibt genauso wichtig wie die sichere Hand am Polierbock. Manchmal frage ich mich, ob das Handwerk die Digitalisierung übersteht oder sie in den eigenen Kosmos integriert – im Moment deutet vieles auf Letzteres hin, zumindest in Braunschweig. Wer Lust auf ehrliche Arbeit, feine Materialien und gelegentliche Überraschungen hat, dürfte sich im Goldschmied-Beruf am westlichen Rand der Altstadt ganz wohlfühlen. Perfekt wird’s nie – aber das ist ja das Schöne: Der nächste Auftrag ist immer anders, und das macht den Reiz aus. Falls es jemandem an Geduld mangelt oder das Staunen vor filigraner Präzision längst verloren ging, ist ohnehin eine andere Branche besser.
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