Gleisbauer Jobs und Stellenangebote in Krefeld
Beruf Gleisbauer in Krefeld
Gleisbauer in Krefeld: Zwischen Schwermetall und Strukturwandel – Wie sich ein Traditionsberuf neu erfindet
Krefeld gilt ja seit jeher als eine Stadt, die mit der klassischen Industrie eng verbunden ist. Mal ehrlich: Wer an Krefeld denkt, dem kommen textile Wurzeln, verstaubte Fabrikhallen und, na klar, die Bahntrasse zwischen Rheinhafen und Innenstadt in den Sinn. Aber wie sieht der Alltag eigentlich aus, wenn man als Gleisbauer hier anheuert – als Berufseinsteiger oder erfahrene Kraft, die mal wieder Lust auf eine Veränderung hat? Genau diese Frage hat mich, selbst einmal als Quereinsteiger auf der Baustelle reingeschlittert, mehr beschäftigt, als mancher Handwerker beim Feierabendbier zugibt.
Erst mal Tacheles: Der Job ist keine Wellnessoase. Matsch unter den Stiefeln, 30-Kilo-Brecheisen als täglicher Begleiter, und der eigenwillige Duft von frischem Schotter – das bekommt niemand geschenkt. Und dennoch: Ganz so stumpf, wie der Volksmund vermutet, ist das Gewerk längst nicht mehr. Das Bild vom „Schwellenklopfer“ mit der riesigen Wasserflasche unterm Arm hält sich wacker, stimmt aber nur noch zur Hälfte. In Krefeld etwa, wo die Deutsche Bahn, einige städtische Betriebe und spezialisierte Bauunternehmen an Interessierten kaum vorbeikommen, hat der technologische Wandel längst Einzug gehalten. Lasergestützte Messgeräte, hydraulische Werkzeuge, Maschinen, die einen halben Zug in einer Schicht umgebaut haben – damit umzugehen ist mehr als „nur“ Muskelsache. Wen das überrascht, der sollte mal einen Tag mit den Monteuren durch die Krefelder Gleisstrecken laufen.
Immer wieder staune ich, wie schnell sich Anforderungen verschieben. Die Zeiten, in denen der Chef sagte: „Mensch, Hauptsache, du kannst zupacken!” – die sind auch in Krefeld vorbei. Wer heute einsteigt (und das gilt für Junge wie für die erfahrenen „alten Hasen“), spürt rasch: Ohne technisches Grundverständnis, Lernbereitschaft und Flexibilität wird man über kurz oder lang abgehängt. Heute zählt beides: Handfestes Anpacken – ja –, aber eben auch das Verständnis für digitale Gleisvermessung, Arbeitssicherheit „nach neuem Standard“ und, so ironisch das klingt, Kommunikationsfähigkeit. Überhaupt: Bei den Projekten, die Krefeld stemmen muss – Stichwort Nahverkehrswende, neue Tramlinien Richtung Uerdingen, eilige Reparaturen am Güterbahnhof – geht ohne Teamplay gar nichts mehr, keiner schubst da eigenbrötlerisch Schwellen durch die Gegend.
Was viele unterschätzen: Wer in Krefeld als Gleisbauer loslegt, taucht ein in einen Bereich, der wirtschaftlich extrem stabil dasteht. Selten gab es hier so viele Förderprogramme für Infrastruktur und so wenig zögerliche Verkehrsplaner. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, nicht zuletzt, weil altes Schienennetz saniert wird – und auch Krefelder Industriebetriebe kräftig mitmischen. Mal davon abgesehen, dass das handfeste Gehalt inzwischen konkurrenzfähig ist: Das Einstiegsgehalt pendelt sich nach meiner Beobachtung bei 2.800 € bis 3.100 € ein, je nach Unternehmen und Tarifbindung. Wer länger dabei ist und für Spezialaufgaben wie Weichenmontage oder Bahninstandhaltung fit macht, kann schnell in Richtung 3.300 € bis 3.700 € rutschen. Nicht schlecht für einen Beruf, der jahrzehntelang als „schmutziges Geschäft“ belächelt wurde.
Worauf man sich einstellen muss? Mal sind’s Nachtsperrpausen – mitten in der Woche, während draußen das Leben brummt –, mal ewig gleiches Schallgeräusch der Poliermaschine. Besonders im Winter, wenn die Dunkelheit sich schwer über den Gleisbereich legt, kommt man ins Grübeln. „Warum mach ich das hier eigentlich?“ Die Antwort: Weil kaum ein anderes Gewerk die Mischung aus sichtbarem Erfolg, technischem Fortschritt und robuster Kollegialität bietet. Klingt vielleicht pathetisch, aber es gibt Momente – wenn nach einer stressigen Schicht die neue Gleisverbindung Richtung Hafen freigegeben wird – da spürt man eine Art Stolz, den man im Büro schwer findet. Ob das reicht? Muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Ein letzter, praktischer Gedanke: Die Chancen stehen blendend für diejenigen, die sich trauen, mal die Komfortzone zu verlassen. Weiterbildungsmöglichkeiten schießen nicht wie Pilze aus dem Boden – aber Werkschulungen, Sicherheitstrainings und Spezialqualifikationen für Signal- und Oberbautechnik sind mit Geduld und Eigeninitiative machbar. Am Ende bleibt: Wer in Krefeld als Gleisbauer ankommt, wird so schnell nicht wieder gehen wollen. Oder? Vielleicht muss man dafür einmal im Morgengrauen die Kälte der Schienen spüren, um es zu glauben.