DGD-Service GmbH | 35759 Driedorf
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Wenn morgens um halb sieben jemand in Mainz mit Leiter und Teleskopstange auf dem Rücken aus der S-Bahn steigt, dann sind das oft Glasreiniger. Den Job nehmen manche als Handwerk mit Tradition – andere eher als Nische, in der man „irgendwas mit Arbeit draußen“ sucht. Dabei steckt mehr dahinter, als man an rostigen Sprossen glauben möchte. Gerade für Einsteiger oder Wechsler: Wer meint, das sei ein Job wie Fensterputzen daheim, täuscht sich. Hier in Mainz – halb Metropole, halb Weindorf – herrschen eigene Spielregeln.
Hinter jedem glänzenden Schaufenster auf der Großen Bleiche oder sauberer Glasfassade am Rhein steckt mehr als ein schneller Wisch. Wer Glasreinigung professionell macht, bewegt sich zwischen Mechanik und Chemie, Schwindel und Präzision – das ist keine Zierdisziplin, sondern ein Handwerk mit Anspruch. Flächen aus Sicherheitsglas, denkmalgeschützte Fenster in Altbauten oder die komplizierten Sprossenkonstruktionen bei Behörden: Kein Tag gleicht dem anderen, nicht mal annähernd. Vielleicht bin ich da altmodisch, aber bei diesem Beruf sieht man, was man getan hat. Am Feierabend bleibt selten eine Hand, die nicht nach Reinigungsmittel riecht.
Der Jobmarkt für Glasreiniger in Mainz ist ein ganz eigenes Tier. Hier sitzen alteingesessene Familienbetriebe neben Serviceanbietern, die von Frankfurt aus den Markt mitsteuern. Der Boom der letzten Jahre – mehr Bürotürme, immer größere Glasfassaden im Gewerbegebiet Hechtsheim, aber auch der Umbau der Altstadt – sorgt für Nachfrage. Klingt nach Selbstläufer. Könnte man meinen. Aber zwischen steigendem Bedarf und wachsendem Kostendruck durch große Dienstleister: Der Konkurrenzkampf ist hart. Auftragsspitzen im Sommer, Flauten im Winter, dazu performte Tarife – da wird schnell aus dem Traumjob eine Geduldsprobe, trocken wie ein leeres Schwammtuch. Immerhin: Wer gute Arbeit macht, wird in Mainz selten lange von Arbeit verschont.
Eigentlich ist das Geld, offen gesagt, der Punkt, an dem jeder irgendwann rechnet. Der Einstiegsverdienst pendelt hier meist zwischen 2.300 € und 2.600 €, jedenfalls für Leute, die den Fachbrief in der Tasche haben oder Erfahrung mitbringen. Wer Verantwortung übernimmt, Betriebsleiter wird oder Spezialaufträge (Fassaden in luftiger Höhe – nicht jedermanns Sache…), kann bis auf 3.000 € oder in seltenen Fällen 3.200 € im Monat kommen. Klingt erst mal solide. Aber das heißt auch: Kalt duschen im Winter, Schmutz in der Nase, und, ja, öfter mal stressige Schichten am Samstag. Nicht alles, was glänzt, ist Gold – es sei denn, man liebt seine Streifenfreiheit genug, um sich auch in langen Tagen nicht unter Wert zu verkaufen.
Gut, mal ehrlich: Wer für einen raschen Aufstieg oder glamouröse Titel schwärmt, landet im falschen Film. Aber: Die Branche in Mainz verändert sich. Digitalisierung – von digitaler Auftragsdokumentation bis zu robotergestützten Reinigern –, neue ökologische Ansprüche, Schulungen zu Arbeitssicherheit oder Bauten im Denkmalbereich: Wer da bereit ist, sich weiterzubilden oder Spezialwissen zu entwickeln, wird nicht übersehen. Selbst Quereinsteiger hören hier beim Blick auf ausgebildete Altmeister oft ein freundliches „Wenn du das ernst meinst, bringe ich’s dir bei.“ Was viele unterschätzen – das Netzwerk aus Kolleginnen und Kollegen sowie die Wertschätzung echter Handwerkskunst.
Warum ich diesen Beruf trotz aller Tücken empfehlen kann? Weil er ehrlich ist, spürbar, voller Bewegung und – sofern man nicht im Hochhaus den Mut verliert – überraschend vielseitig. Ja, manchmal fragt man sich, warum die Mainzer Glasfassaden immer schneller dreckig werden als sie sauber sind. Und doch: Wer am Ende einer Schicht den Sonnenuntergang durch eine Scheibe sieht, die man gerade erst zum Glänzen gebracht hat, weiß, was echte Zufriedenheit bedeuten kann. Kein Job für Blender, aber einer, bei dem Hand und Herz gleichermaßen arbeiten dürfen.
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