Stadtwerke Lübeck Gruppe | 23539 Lübeck
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											Glas. Das klingt nach Klarheit, nach Durchsicht, vielleicht auch nach Zerbrechlichkeit. Wer aber schon einmal mit beiden Händen eine schwere Glasscheibe in den vierten Stock bugsiert hat, der weiß: So fragil ist das Zeug gar nicht. Zumindest nicht in den Händen eines Profis – oder, sagen wir, eines künftigen Profis. Denn um die geht’s hier: Einsteiger, Wechsler, Menschen mit einer gewissen Unruhe im Bauch und einem Blick für Material, das mehr kann als Fensterscheibe spielen.
In Rostock, zwischen Ostseewind, Hanse und einer Mischung aus Altbauromantik und prüfend aufblühender Moderne, ist das Handwerk der Glaser so gefragt wie nüchterne Ehrlichkeit. Aber was macht man da eigentlich? Klar, Fenster einsetzen. Aber eben auch Fassadenverglasung, moderne Duschkabinen, Vitrinen, Bleiverglasung fürs Stadttor, Glasdächer über neuen Wohnsilos in Warnemünde. Die Bandbreite reicht heute von filigranen Sicherheitsgläsern bis hin zu begehbaren Bodenflächen aus Glas, die mancher Erstbesucher lieber im Bogen umgeht. Es geht um Präzision, Muskelkraft, Materialverständnis – aber eben auch um ein Auge für Ästhetik.
Ein Gedanke, der mich immer wieder begleitet: Viele unterschätzen die praktische wie geistige Bandbreite, die dieser Beruf abverlangt. Ein Metermaß allein macht keinen guten Glaser. Stattdessen: Flächenberechnungen, technische Skizzen, Montagepläne, punktgenaue Abstimmung mit Bauleitern und manchmal flehende Kunden – und dann justiert man, schraubt, klebt, dichtet, kontrolliert. Wer bei der ersten Glasschramme Panik bekommt, ist vielleicht falsch hier. Doch keine Angst: Die meisten Verletzungen sind mehr Ego-Kratzer als echte Blessuren. Was zählt, ist ein seltenes Zusammenspiel aus handwerklichem Geschick, technischer Neugier und einem gewissen Unerschrockenheitsgrad. Die Devise? „Anpacken, aber mit Köpfchen.“
Wer in Rostock unterwegs ist, merkt: Seit ein paar Jahren tut sich was. Nachkriegsplatten werden umgebaut, Start-ups renovieren einstige Lagerhäuser, überall entstehen Wohnungen – oft mit großzügigen Fensterfronten, Balkongeländern oder gläsernen Trennelementen. Für das Glaserhandwerk heißt das: Wer mit anpacken kann, hat selten lange Leerlauf. Die Zahl der Fachkräfte stagniert; Nachwuchs bleibt, wie in vielen Gewerken, gern mal aus. Wer jetzt einsteigt, kann also nicht nur mit ordentlichen Entwicklungen beim Gehalt rechnen – aktuell sind 2.600 € bis 3.200 € durchaus realistisch, mit Aufschlägen im Spezialbereich. Nicht rekordverdächtig, aber für Rostocker Verhältnisse solide – vor allem wenn man die oft recht familiären Strukturen der Betriebe dazuzählt. Die ewige Fluktuation gibt’s hier eher nicht. Wer bleibt, bleibt.
Technisch gesehen läuft die Entwicklung nicht gerade im Zeitlupentempo: Verbundsicherheitsglas, smarte Verglasungen, Sonnenschutzfolien der neuen Generation und dazu digitale Aufmaßsysteme – das Handwerk ist längst mehr als Saugnäpfe und Putztuch. Wer hier einfach nur „irgendwas mit den Händen“ machen will, ist auf dem Holzweg. Gleichzeitig bleibt das Berufsfeld bodenständig, oft auch überraschend direkt. Schräge Kundenwünsche gibt’s gratis dazu („Können Sie das Fenster schalldicht machen, aber offen lassen?“). Was viele nicht erwarten: Die Verschmelzung von traditioneller Glasverarbeitung mit Hightech – nicht jeder Kollege feiert das. Alten Hasen rollen mit den Augen, Azubis jubeln. Ich persönlich mag beides – solange man auf der Baustelle noch miteinander lacht und nach Feierabend das Salz vom Hafen in der Luft hängt.
Ist das Glaserhandwerk in Rostock für alle? Sicher nicht. Wer „schnell reich“ werden oder immer einen weißen Kittel behalten will, sucht besser weiter. Aber wer Lust hat, Teil einer Profession mit Substanz und, ja, einem Hauch von rauer Poesie zu sein – die Stadt gibt genug Stoff dafür. Und das Glas? Am Ende ist das oft zäher, als es aussieht.

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