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GuS glass + safety GmbH & Co. KG | 32312 Lübbecke
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Manchmal – das gebe ich offen zu – frage ich mich, warum nicht mehr junge Leute das Glaserhandwerk in Betracht ziehen. Klar, eine Lasershow auf einer Startup-Bühne sieht spektakulärer aus, als der Alltag zwischen Isolierglasplatten und Rahmenprofilen. Aber vielleicht ist es genau das: Hier in Oldenburg, wo das flache Land sogar den Himmel weiter aussehen lässt, liegt der Reiz in der Mischung aus Tradition und Technologie. Glasbau ist ein Beruf, der nach wie vor Muskelkraft verlangt – trotzdem ist er längst digitaler, komplexer und, nun ja, spannender, als man auf den ersten Blick meinen mag.
Der Arbeitsplatz eines Glasers ist keine sterile Werkhalle für Fließbandarbeit. Wer hier einsteigt – egal ob Azubi, Quereinsteiger oder erfahrener Praktiker – landet mittendrin im Geflecht aus Baustellenstaub, Werkstattgesprächen und (ehrlich gesagt) ziemlich viel Improvisation. Die Tätigkeiten changieren von klassischer Fensterverglasung an Altbaufassaden der Oldenburger Innenstadt bis hin zu Spezialaufträgen aus dem Laborsegment: Duschparavents mit Nano-Versiegelung, begehbare Glasböden in Dachgeschossen, Absturzsicherungen aus Verbundglas. Wer mit etwas Glück bei einem Betrieb landet, der auch Fassadenbau macht, bekommt sogar einen Vorgeschmack auf Ingenieursgeschick. Und plötzlich ist man – wer hätte das gedacht – mehr Problemlöser als Plattenträger.
Sprechen wir Klartext: Einstiegsgehälter liegen im Oldenburger Raum meist um 2.500 € bis 2.800 €. Natürlich gibt es Betriebe, die schon zum Start etwas drauflegen, wenn jemand mit Vorkenntnis oder Zusatzqualifikation kommt. Wer sich weiterentwickelt – etwa zur Montageleitung, zum Meister oder durch Spezialisierung, etwa im Sicherheitsglas – kann durchaus 3.100 € bis 3.600 € anpeilen. Aber: Der entscheidende Vorteil ist ein anderer. Handwerker, die in der Glasverarbeitung sattelfest sind, werden gesucht. Gerade Oldenburg hat einen – selten offen kommunizierten – Fachkräftemangel. Wer Motivationsprobleme kennt: Im Winter, wenn andere draußen jammern, arbeiten Glaser häufig in der angenehm temperierten Werkstatt (abgesehen von den Notverglasungen nach Partyexzessen; die sind nicht immer planbar …).
Was man als Berufseinsteiger mitbringen sollte? Nicht nur Fingerfertigkeit. Oldenburg tickt architektonisch anders als die Megastädte: Das Stadtbild mischt Gründerzeitfassaden mit Nachkriegsbausubstanz und überraschend modernen Passivhäusern. Man braucht daher nicht nur ein Gefühl für Materialauswahl, sondern auch für Proportionen und Umbauideen – Altbaubesitzer zum Beispiel schwören auf ihre originalen Kastenfenster. Wer für energetische Sanierung Argumente finden muss, um den Denkmalschutz zufriedenzustellen, lernt rasch: Hier zählen Fingerspitzengefühl und Köpfchen zugleich. Der Stadtumbau bringt zudem laufend neue Anforderungen. Es gibt in Oldenburg immer mehr Projekte, bei denen Glas als energieoptimierte Gebäudeschale oder als Designelement zentral ist. Schall- und Wärmeschutz, Einbruchhemmung, UV-Schutz – lauter Themen, bei denen man als Glaser mitreden soll, und zwar sachkundig.
Manchmal denke ich: Wer sich hier auf die Routine freut, hat das falsche Handwerk gewählt. Technischer Fortschritt – von digitalem Aufmaß über CAD-gestützte Fertigung bis zu smarten Glassystemen – verändert gerade auch im Oldenburger Raum die Arbeit. Betriebe, die nicht auf dem digitalen Stand sind, merken das schnell. Ein Neuling mit IT-Grundverständnis kassiert oft mehr Respekt als der, der jedes Glas nach Augenmaß schneidet. Dazu kommt: Die Nachfrage nach innovativen Anwendungen wächst. Photovoltaik im Glas, elegante Überkopfverglasungen, ja sogar selbstreinigende Fenster – all das ist längst Alltag. Wer da neugierig bleibt und sich ein paar Sonderqualifikationen gönnt, ist ziemlich zukunftssicher unterwegs.
Mein Fazit, so persönlich wie erlaubt: Wer klare Strukturen und kreatives Handwerk mag, mit schmutzigen Händen kein Problem hat und vielleicht gelegentlich auch mal improvisieren will, findet im Oldenburger Bereich des Glas- und Verglasungshandwerks mehr Chancen als Klischees. Langweilig? Keineswegs. Eher ein Beruf, der den Kopf fordert und, wenn man ehrlich ist, ziemlich stolz machen kann.
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