Stadtwerke Lübeck Gruppe | 23539 Lübeck
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Wer morgens durch die Kieler Innenstadt wandert – mit noch feuchten Stiefeln, Pulloverkragen hochgeschlagen, Wind vom Hafen –, der liebt es vielleicht nicht gleich, Glasflächen abzumessen. Aber irgendwann, das verspreche ich, fängt man an, durch Fassaden zu sehen: Welche Art Glas? Getönt, laminiert, Wärme- oder Sonnenschutz? Das mag für Außenstehende wie Hokuspokus wirken, für die, die am Anfang des Berufslebens im Glasbau stehen, ein tägliches Rätsel, das man mit den Jahren löst – manchmal auch mit einer blutigen Fingerkuppe.
Glaser oder Glaserin – klingt nach altem Zunfttitel, nach Bleifassung und Kirchenfenstern. Tatsächlich: Der Beruf hat dicke Wurzeln. Doch hier, direkt an der Ostsee, verschiebt sich das Bild. Wärmeschutz, Dämmschutz, selbst einbruchshemmende Verglasung – spätestens seit sich Kiel Richtung Nachhaltigkeit aufstellt, nimmt der technologische Druck zu. Es geht längst nicht mehr nur darum, mit sicherem Griff eine Scheibe in ein Holzprofil zu heben. Wer in Kiel im Glasbau arbeitet, ist eigentlich immer auch ein bisschen Allrounder: man steht auf Gerüsten, bohrt in Stahl, misst digital nach, versteht Bauphysik, weiß, dass Spezialglas nicht gleich Spezialglas ist. Manche Tage fangen mit einem klassischen Fenstereinbau an – und enden, ehrlich gesagt, mit der Fehlersuche an automatisierter Fassadentechnik. Niemand sagt, dass das immer Spaß macht. Aber abwechslungsreich ist es, und das meinen die meisten Leute hier tatsächlich als Lob.
Reden wir Klartext: Wer als Einsteiger startet, liegt im Kieler Raum meist zwischen 2.500 € und 2.900 €. Wer sich spezialisiert, mehr Verantwortung übernimmt, Baustellen koordiniert oder im Bereich Isolierglas anfasst, kratzt mit ein paar Jahren Erfahrung recht stabil an 3.200 € oder sogar 3.400 €. Überstunden? Kommen vor, frostige Finger auch. Aber anders als viele denken – endgültig ausbezahlt werden die nicht immer nur in Geld. Manche Chefinnen der Zunft schwören, dass eine solide Einarbeitung noch das höchste Kapital sei, das man bekommen kann. Ich würde das nicht unterschreiben, aber was weiß ich – mit sechzehn dachte ich auch, Mattscheiben wären bloß für Pylonen da.
Kiel glänzt nicht nur durch seine maritime Lage, sondern auch durch seine Wohnungsbauinitiativen und umfassenden Sanierungsprojekte im Bestand. Ein Segen für das Handwerk – vorausgesetzt, man ist bereit, dazuzulernen. Glasfassaden werden nämlich anspruchsvoller. Statisch, energetisch, logistisch – da sind Fehlerdeckel schnell erreicht, spätestens wenn neue Regelungen zur Energieeinsparung greifen oder die Kundschaft plötzlich nur noch „Smart Glass“ will. Es gibt Betriebe, die investieren in Maschinen und Weiterbildung, und dann gibt’s diese ewigen Bedenkenträger, die alles so machen wie vor dreißig Jahren. Mit welcher Sorte man lieber arbeitet, muss jede und jeder für sich entscheiden. Kleiner Tipp: Die Betriebe mit Whatsapp-Service sind oft nicht die schlechtesten.
Früher hieß es, wer mit Glas umgehen kann, bleibt nie arbeitslos. Heute frage ich mich manchmal: stimmt das wirklich noch? Die Anforderungen steigen, das weiß jede und jeder, der sich in Kiel mal bei einer Energieberatung wiedergefunden hat – oder beim Fenstertausch in einem denkmalgeschützten Altbau. Weiterbildung zu beschlagenen Themen wie Sicherheitsglas, Montage komplexer Glaskonstruktionen, DIN-Normen oder auch ein Sprung Richtung Bauleitung sind längst keine Kür mehr, sondern Pflicht. Wer nicht schrittweise mitzieht, wird leicht abgehängt.
Es gibt angenehmere Berufe – davon bin ich überzeugt, vor allem, wenn der Nordwestwind die Glasscheibe aus den Händen reißen will. Aber die Mischung aus handwerklichem Geschick, technischem Spürsinn und der Möglichkeit, direkt das Stadtbild zu prägen, hat für viele eine unangestrichene Attraktivität. Wer also überlegt, in Kiel ins Glaserhandwerk einzusteigen oder zurückkehrt aus einem anderen Beruf: Machen kann man fast alles, langweilig wird’s selten.
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