POLYVANTIS GmbH | 64331 Weiterstadt
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Radaway GmbH | Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz
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Neulich stand ich wieder in einer Darmstädter Werkhalle, mittags das Licht eigenartig gebrochen, als ob der Tag selbst auf Glas wartete. Überall Fensterscheiben, Spiegel, Rauchabzüge – und mittendrin Männer und Frauen, die das Handwerk noch immer ernst nehmen. Man könnte meinen, Glaser:innen wären inzwischen ein Relikt. Die Realität sieht anders aus. Gerade in Darmstadt, dieser grundsympathischen Unistadt zwischen „Wissenschaftsstadt“ und Biedermeier, lebt das Glaserhandwerk von einer spannenden Mischung aus Tradition und Moderne.
Wer heute in Darmstadt als Berufseinsteiger:in im Bereich Verglasung oder Glasbau startet, landet nicht mehr nur im Zuschneidebetrieb für Fensterscheiben. Heute wird geklebt, laminiert, gefräst und in Millimetern gedacht, die früher für die meisten Glasarbeiten schlicht überambitioniert gewirkt hätten. Das Arbeitsfeld ist ein Puzzle aus Baustelle, Werkraum und Digitalisierung. Und ganz ehrlich: Mit den schicken Glasfassaden im Bürgerpark oder den teuren Balkongeländern in der Innenstadt wächst auch der Anspruch – an Material, Präzision und (so leid es mir tut) Dokumentation. Ob das jetzt noch streng Handwerk ist oder schon halb Ingenieursarbeit? Diese Grenze wird täglich neu verhandelt.
Die Anforderungen? Ehrlich: Bequem auf dem Hosenboden sitzen ist hier nicht. Wer als Glaser:in in Darmstadt beginnt, braucht Handgefühl, räumliches Vorstellungsvermögen und ein Herz für sauberes Arbeiten – dazu eine gewisse Neugier für neue Werkstoffe und technische Kniffe. Die Kälte in den Werkhallen im März? Nicht zu unterschätzen. Und abends sieht man seiner Jacke an, wie viel Glasstaub an so einem Tag produziert wurde. Was viele unterschätzen: Auch kommunikative Fähigkeiten müssen sitzen – denn die Zusammenarbeit mit Architekturbüros oder Bauherren ist keine Randnotiz, sondern tägliche Realität. Es lohnt also, das Fachchinesisch der Bauleiter zu lernen, bevor man das erste Mal an einer Großbaustelle das Wort ergreift.
Ein Thema, das selbst den härtesten Handwerker nicht kaltlässt: das Gehalt. In Darmstadt liegt das Einstiegsgehalt aktuell meist zwischen 2.600 € und 2.900 € – je nach Erfahrung und Betrieb mal etwas darunter, mal darüber. Wer sich weiterbildet oder in Richtung Zusatzqualifikation (etwa zum Techniker im Glasbau) geht, kann langfristig auch 3.200 € bis 3.600 € anpeilen. Lohnt sich das? Schwer zu sagen. Es gibt angenehmere Wege, die eigenen Finger zu riskieren, würde mein Vater schmunzeln. Aber selten andere, die spürbarere Spuren im Stadtbild hinterlassen. Ich habe den Eindruck: Wer hier arbeitet, kommt selten aus rein monetären Gründen – ein bisschen Stolz auf das eigene Werk spielt fast immer mit.
Die Nachfrage nach Glaser:innen und Fachkräften im Glasbau ist in Darmstadt gerade nicht zu unterschätzen. Grund: Die Stadt wächst, modernisiert, saniert – und auch im Denkmalschutz wird vermehrt Glashandwerk gefragt. Hinzu kommen neue Bauprojekte auf dem Campus und in Randlagen, die nicht selten ausgefallene Glaslösungen erfordern. Klingt nach Zukunft? Ist aber auch mit steigendem Erwartungsdruck verbunden. Digitalisierung? Ja, schwappt auch in die Werkhalle. CAD-Pläne statt Bleistiftskizzen, automatische Zuschneidemaschinen, digitale Aufmaß-Apps. Das verschreckt die Alten, beflügelt die Jungen (und manchmal auch umgekehrt).
Unterm Strich? Wer keine Angst vor kalten Händen, digitalem Wandel und anspruchsvollen Kunden hat, findet im Glaserberuf in Darmstadt eine Nische, in der Handwerk noch etwas zählt. Ist das schon die vielbeschworene Glaser-Renaissance? Vielleicht noch nicht. Aber es fühlt sich oft so an, als stünden wir zumindest kurz davor.
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