Axians | 38518 Gifhorn
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Glas. Für viele ein Werkstoff, der so alltäglich erscheint, dass man ihn kaum wahrnimmt – außer, er fehlt. Erst wenn eine Scheibe springt, ein Fenster undicht wird oder eine schicke Glasfassade im Rampenlicht neuer Architektur steht, rückt die Arbeit der Glasbau-Fachkräfte ins Bewusstsein. Wer sich in Braunschweig, dieser traditionsbewussten, aber keinesfalls verstaubten Stadt zwischen Hightech und Fachwerk, beruflich auf das Glaserhandwerk einlässt, landet irgendwo dazwischen: Nicht im Elfenbeinturm, eher im Windfang zur Realität. Klingt poetisch? Nein, es ist oft recht handfest.
Wer neu einsteigt – sei es direkt nach der Ausbildung oder als Umsteiger – merkt schnell: Glasbau in Braunschweig hat seine eigenen Regeln. Einerseits werden hier noch liebevoll Sprossenfenster für Altbauten eingepasst, andererseits stehen moderne Gebäudefronten mit raumhohen, energieeffizienten Glaselementen auf dem Plan. Das ist nicht einfach nur Material schleppen und Falz ausmessen. Die Mischung aus Traditionsarbeit und Innovationsdruck ist hier deutlich spürbar. Man könnte meinen, alteingesessene Glasereien und größere Bauunternehmen würden sich auf die Nische konzentrieren – aber weit gefehlt: Viele Betriebe suchen händeringend Leute, die zuverlässig sind, anpacken und im Zweifel auch einen kritischen Blick für Details mitbringen. Ein Auge für Optik, sicher. Aber auch Fingerspitzengefühl – und manchmal braucht es sogar richtig starke Nerven. Wer schon mal bei minus fünf Grad eine notdürftige Reparatur an der Schaufensterscheibe durchgeführt hat, weiß, was ich meine.
Die Verdienstfrage? Tja, oft so eine Sache. In Braunschweig liegt das mittlere Einstiegsgehalt irgendwo zwischen 2.300 € und 2.800 €. Nach ein paar Jahren, vielleicht mit Zusatzausbildungen oder Spezialisierung etwa auf Sicherheitsverglasung oder Fassadentechnik, kann es auch über 3.000 € hinausgehen – aber ganz ehrlich: Für echte Luxusgagen muss man hier keinen Handstand machen. Mehr noch: Gerade die Vielseitigkeit macht den Reiz. Heute Einbau von Verbundsicherheitsglas in einem Neubau, morgen Reparatur im denkmalgeschützten Altbau, übermorgen Abstimmung mit Architekten oder Bauherrn. Routine gibt es, aber sie hält nicht lange vor – spätestens wenn wieder irgendeine verzogene Hauswand aus den 50er-Jahren den Rahmen sprengt.
Was viele unterschätzen: Die Digitalisierung ist im Glasbau schon längst nicht mehr bloß ein Schlagwort. Gut, Papier gibt’s noch, aber die Planung läuft meist digital. Wer fit im Umgang mit CAD-Software ist oder sich wenigstens eine Affinität dazu zutraut, hat Vorteile – nicht nur in der Werkstatt, sondern auch auf der Baustelle. Moderne Glaskonstruktionen verlangen oft millimetergenaue Vorarbeit, seien es Balkongeländer, Duschen oder große Schiebetüren. Manche Aufgaben erinnern schon fast an Ingenieursarbeit – aber man bleibt trotzdem am Werkstück, nicht am Reißbrett. Übrigens: In Braunschweig sind Unternehmen gefragt, die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ernst nehmen, was den eigenen Lernradius noch mal vergrößert.
Wem der Alltag der Glaserinnen und Glaser zu eintönig klingt, dem empfehle ich ein Praktikum im Februar direkt am Altstadtring. Am Morgen Schnee, am Mittag Baustellenlärm, am Nachmittag ein Glasbruch, der nach Improvisation ruft – und irgendwo zwischen Kitt und Montagekleber bleibt vielleicht sogar Zeit für einen Plausch mit dem Kollegen, der seit Jahren schwört, dass er nie wieder Plexiglas poliert. Und dann, wenn am Ende des Tages das Licht durch eine klar eingepasste Scheibe fällt und der Kunde zufrieden ist – dann ist es für einen Moment egal, wie ungeduldig Kalkulationsprogramme oder neue Sicherheitsnormen wirken. Das mögen banale Glücksmomente sein, aber sie sind offenbar nur für die erlebbar, die mitten im Spannungsfeld zwischen Glas, Handwerk und Stadt wirklich ankommen wollen – in Braunschweig allemal.
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