KOLBUS Group GmbH | Rahden
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HARTING Stiftung & Co. KG | 32339 Espelkamp
implantcast GmbH | 21614 Buxtehude
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Der Titel „Gießereiingenieur“ klingt zunächst bodenständig, vielleicht ein wenig angestaubt. Wer meint, es gehe dabei bloß um das Hantieren mit Schmelzöfen und das Überwachen von Produktionslinien, unterschätzt – typisch Bremen übrigens – die Vielschichtigkeit dieses Berufes. Die Hansestadt hat eine gewisse Gelassenheit gegenüber technischen Berufen, doch steckt in ihren Gießereien weit mehr als Routine. Gerade für Berufseinsteigerinnen und Wechselwillige ist der Blick hinter die Kulissen hier aufschlussreicher als so mancher Blick in einen Hochofen.
Zwischen dem Lärm von Separatoren und dem leisen Klicken zahlloser Sensoren, irgendwo zwischen klassischer Schwergussfertigung und digitaler Prozessoptimierung, findet der Gießereiingenieur seinen Alltag. Klingt nach Chaos? Ist es manchmal auch – der Wechsel von Handarbeit zu halbautomatischen oder gar vernetzten Abläufen bringt so manche Überraschung. Woran kaum einer denkt: Ingenieure in der Gießereitechnik werden heute nicht mehr bloß als „Metall-Veredler“ gebraucht, sondern oftmals als Schnittstellenmanager zwischen Entwicklung, Produktion und Qualität. Und ja, das bedeutet Meetings. Viele Meetings.
In Bremen trifft man auf eine bemerkenswerte Bandbreite: alteingesessene Zulieferbetriebe, Reste von Schiffbau-Tradition, aber auch innovative Mittelständler, die längst in Richtung Leichtbau und additive Verfahren experimentieren. Wer erwartet, mit veralteten Technologien abgespeist zu werden, dürfte irritiert sein. In kaum einem anderen technischen Berufsfeld wird heute so mit neuen Werkstoffen und Prozessdaten jongliert. Ein Spaziergang ist das nicht – immerhin verlangt das alles einen kühlen Kopf, auch wenn es im Sommer am Abstich richtig warm werden kann.
Was die Situation speziell in Bremen interessant macht: Der Markt ist weder sprichwörtlicher Abstellgleis noch strahlende Zukunftsbranche. Wer nach glasklaren Perspektiven sucht, wird sich umstellen müssen – stabile Großaufträge allein sind zur Rarität geworden, gleichzeitig entstehen spannende Nischen. Der Trend zur Leichtbauweise im Maschinen- und Fahrzeugbau, dazu die Nähe zu Windenergie, Luftfahrt und maritimen Anwendungen, öffnen Handlungsräume. Andererseits: Die Konkurrenz, auch international, sitzt einem im Nacken. Wer seinen Platz finden will, muss breiter denken, querlesen, häufiger mal die Abteilung wechseln als vielleicht noch vor zehn Jahren.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass gerade in Bremen die Bereitschaft zählt, in unterschiedliche Richtungen zu gehen: Entwicklungsarbeit, Prozesssteuerung, mal einen Ausflug ins Qualitätsmanagement – oder notfalls einen Abstecher in die Beratung. Dreieinhalb Jahre im selben Schmelzbetrieb sitzend, das war gestern.
Was bringt das nun finanziell? Kurz: Es gibt Jobs, die schlechter bezahlt sind. Das Einstiegsgehalt liegt häufig zwischen 3.200 € und 3.800 € – nicht schlecht, aber Luft nach oben gibt’s immer. Wer Erfahrung und die Bereitschaft zur Übernahme von Schicht- oder Projektleitung mitbringt, kommt meist auf 4.000 € bis 4.700 €. Regionale Unterschiede dabei: Große Gießereien mit angeschlossener Entwicklung zahlen häufig mehr, kleinere Betriebe setzen auf flache Hierarchien, aber nicht immer auf dicke Lohnzettel. Und sind wir ehrlich: Die Gehaltsdiskussionen am Stammtisch sind oft wärmer als der Kupolofen.
Was viele unterschätzen: Gießereitechnik ist gerade jetzt im Wandel – Digitalisierung, Prozessautomatisierung, neue Legierungen. In Bremen hat das pragmatische Gründe: Gerade weil die Branche keinen Boom erlebt, sind Fachleute gefragt, die neben dem Klassiker „Feinguss“ auch 3D-Druck, Industrie 4.0 oder Life-Cycle-Management verstehen. Die Hochschule Bremen, diverse Institute und – immerhin – interne Akademien bieten Spezialkurse zu Simulation, Qualitätsmethodik oder Umweltmanagement. Wer hier nur wartet, dass die Siliziumharten auf Betriebstemperatur kommen, wird bald zur Randnotiz.
Gießereiingenieur in Bremen zu sein, heißt heute: mehr hin- und hergerissen sein als je zuvor – zwischen Tradition und Technologiehunger, zwischen Werksluft und digitalem Steuercockpit. Wer sich auf diesen Spagat einlässt, entdeckt ein Feld, das weit über verstaubte Klischees hinausgeht. Kurzum: Kein ganz leichter, aber ein ungemein spannender Beruf. Und, kleiner Nachsatz: Manchmal wünschte ich, es gäbe mehr davon, die sich daran wagen.
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