Hansgrohe SE | 77761 Schiltach
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Was hat ein Gießereiingenieur im Breisgau, was sein Kollege im Ruhrgebiet nicht hat? Das habe ich mich zu Beginn oft gefragt – jetzt, ein paar Jahre und viele Schmelzen später, fällt mir auf: Hier, zwischen Weinbergen, Technologietransfer und Umweltdiskussionen, fühlt sich der Job fast wie ein Spagat an. Einerseits uraltes Metallhandwerk, andererseits Innovationsdruck bis zum letzten Grad Celsius. Und plötzlich steht man mittendrin – ob als Berufseinsteiger, erfahrener Wechsler oder Quereinsteiger mit technischem Rucksack.
Wer glaubt, Gießerei ließe sich in ein Schema pressen, hat vermutlich nie eine süddeutsche Werkhalle gerochen. Der Beruf ist viel mehr als Planen, Berechnen, Gussüberwachen. Man jongliert zwischen Werkstoffkunde, Prozessoptimierung und immer wieder: Nachhaltigkeit. Die Produktionsketten hier in und um Freiburg sind – typisch Baden – selten anonym. Oft kennt sich jeder, manchmal ist das gut, manchmal weniger. Man wird schnell Teil eines Teams, dessen Know-how sich wie ein lebendes Archiv anfühlt. Alte Eisen? Ganz sicher nicht.
Freiburg glänzt nicht nur durch die Universität und ihre Ressourceneffizienz-Programme – auch in der Gießereitechnik weht der Wind inzwischen von vorne (und zwar grün). Klimabewusste Materialien, Energieeffizienz, Digitalisierung der Prozessketten – keine Gespräche auf dem Flur ohne Buzzwords. Aber die Anforderungen sind real: Lokale Betriebe stehen unter Zugzwang, weil Automobilzulieferer zunehmend nachhaltige Lieferketten fordern. Bedeutet in der Praxis für Ingenieure: Wissen, wie sich einzelne Legierungen unter Recycling-Bedingungen verhalten. Oder zu verstehen, was ein digitaler Zwilling in der Gießerei wirklich bringt – außer IT-Schlagworten. Wer hier startet, merkt schnell: Fachliches Know-how reicht nicht. Es braucht die Lust, sich in wechselnde Normen, Materialinnovationen und vor allem den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit hineinzudenken.
Eine Frage, die selten offen gestellt, aber ständig hintenrum diskutiert wird – und ehrlich gesagt: Die Spannbreite ist beachtlich, selbst für Südwest-Verhältnisse. Berufseinsteiger können in Freiburg mit etwa 3.800 € bis 4.300 € rechnen, erfahrene Spezialisten landen deutlich darüber, gerade wenn sie Verantwortung für ganze Linien oder Entwicklungsprojekte übernehmen (5.000 € bis 6.100 € sind dann durchaus realistisch). Die Kehrseite? Manche mittelständische Gießerei ist in Sachen Gehaltsentwicklung kreativer als in der Umsetzung von Klimaregulierung. Letztlich entscheidet oft der Mix: Größe des Betriebs, Spezialisierung, individuelle Flexibilität und – ja, auch das – persönlicher Auftritt.
Kein Industriezweig bleibt heute stehen – Gießereien schon gar nicht, jedenfalls nicht im Freiburger Einzugsgebiet. Technischer Fortschritt kommt hier selten auf dem silbernen Tablett: Schmelzsimulation, Prozessüberwachung via Sensorik, Weiterbildung in nachhaltiger Werkstoffkunde – wer hier nicht nachlegt, verliert schnell den Anschluss. Gleichzeitig ist das Angebot an Kooperationen mit Hochschulen, regionalen Unternehmen und sogar Start-ups erfreulich breit. Es gibt kein Dogma, keinen starren Karrierepfad. Eher ein Sammelalbum aus technischen Nischen, Spezialprojekten und gelegentlich der Möglichkeit, wirklich etwas zu verändern – an Produkt, Prozess oder sogar an den eigenen Routinen.
Manchmal frage ich mich, wie lange sich dieses Spannungsfeld hält: Gussformen, seit Jahrhunderten bewährt, und gleichzeitig das allgegenwärtige Öko-Label. Dabei liegt gerade darin eine besondere Würze: Wer offen bleibt – für Ideen, für Wandel, manchmal vielleicht auch für einen Sprung ins kalte Schmelzbad –, wird im Freiburger Gießereiwesen kaum Langeweile erleben. Stress, ja, gelegentlich. Ein Zuckerschlecken? Wirklich nicht. Aber ein Beruf, der Staub, Schweiß und nachhaltige Entwicklung auf ganz eigene Weise verbindet. Muss man mögen. Muss man aber auch wollen.
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