Robert Koch-Institut | 10115 Berlin
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Wer nach einem Beruf mit Anspruch auf handfeste Technik, Regionalität und Verantwortung sucht, stößt irgendwann auf diese unscheinbare Berufsbezeichnung: Gerätewart. Auf den ersten Blick – irgendetwas zwischen Werkstatthelfer und Materialverwalter. In Potsdam wirkt das Berufsfeld auf mich wie ein oft unterschätzter, aber elementarer Bestandteil urbaner Infrastruktur. Doch was heißt das eigentlich: Gerätewart sein, in dieser Stadt?
„Du bist der Mann (oder die Frau) für alles“ – so beschreibt es ein älterer Kollege, den ich kürzlich getroffen habe. Tatsächlich: Die Bandbreite reicht vom Prüfen sicherheitsrelevanter Ausrüstung bei Feuerwehr oder Rettungsdiensten bis hin zur Verwaltung, Instandhaltung und Kontrolle von Sportgeräten in städtischen Einrichtungen. Mal stehst du in der Werkstatt, mal im Geräteraum oder – nicht zu unterschätzen – auch draußen auf dem Sportplatz und fröstelst beim Funktionstest eines Rasenmähers. Der Beruf ist kein Heimspiel für Reparaturmuffel oder Tippfreunde: Administrative Aufgaben – Prüfprotokolle, Bestellungen, Inventuren – fordern mindestens so viel Aufmerksamkeit wie die eigentliche Schrauberei. Klingt nach Multitasking? Ist es auch. Vielleicht sogar nach einem Hybrid aus Handwerk, Technik und Verwaltung, ehrlich gesagt.
Der Gerätewart in Potsdam – das sage ich aus Überzeugung – steht immer häufiger vor technischen Umwälzungen, von denen im öffentlichen Dienst erstaunlich wenig gesprochen wird. Elektronische Prüfgeräte, digitale Wartungspläne und Automatisierung bei alarmgesicherten Depoträumen oder Sporthallen gehören längst zum Alltag. Da müssen auch „alte Hasen“ umlernen, und für Berufseinsteiger ist digitale Affinität inzwischen das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Mich persönlich reizt dieser Wandel – doch ich habe auch gesehen, wie der technologische Sprung für einige zur Hürde wurde. Man lernt: Wer jetzt Gerätewart wird, muss kein Nerd sein – aber Berührungsängste mit IT und Messtechnik wird man nicht lange pflegen können, wenn man seinen Alltag beherrschen will.
Was anders läuft in Potsdam? Zu allererst – öffentliche Sichtbarkeit. Besonders bei Feuerwehr, THW und größeren Sporteinrichtungen stehen Gerätewarte quasi sinnbildlich für die Zuverlässigkeit der ganzen Organisation im Tagesgeschäft. Klar, großes Lob gibt’s selten, doch wehe, wenn das Material im Ernstfall nicht funktioniert! Ein bisschen fühlt man sich da wie ein Dirigent, der nie auf die Bühne darf – aber wehe, das Orchester setzt schief ein ... Dazu kommt noch der typische Potsdamer Mix: Zwischen Traditionspflege (Stichwort: historische Gerätschaften von vor 1960, ja, auch heute noch) und modernen Gebäuden mit High-End-Technik. Nischenwissen zählt hier fast mehr als Lehrbuchweisheiten. Manchmal frage ich mich, ob diese Stadt nicht fast jeder Generation ihre eigenen Spezialfälle beschert.
Jetzt mal Tacheles: Die Bezahlung ist – je nach Einsatzzweck und öffentlichem Arbeitgeber – solider Durchschnitt und liegt laut regionalen Schätzungen meist zwischen 2.500 € und 3.200 € auf Monatsbasis. Mit Zusatzqualifikationen, Erfahrung oder bei Spezialaufgaben in sensiblen Bereichen geht's auch mal Richtung 3.400 €. Reich wird hier keiner; wer das erwartet, sollte lieber Pfandbriefhändler werden. Doch: Wer einen soliden, krisenfesten, häufig kommunal angebundenen Beruf sucht, findet hier stabile Verhältnisse und – noch wichtiger – eine persönliche Nische. Weiterbildungen sind nicht nur möglich, sondern immer häufiger Pflicht. Die Bandbreite reicht von Gerätesicherheitsseminaren über digitale Wartungsdokumentation bis hin zu Rettungsgerät-Schulungen. Und ja, das eröffnet auch Entwicklungsperspektiven. Manchmal frage ich mich allerdings, wieso diese Qualifikationsvielfalt draußen so wenig Beachtung findet. Der Außenstehende sieht oft nur den Schraubendreher, nicht die Verantwortung dahinter.
Wer in Potsdam als Gerätewart einsteigt, spürt: Hier zählt Vielseitigkeit. Wer „nur richtig putzen und schrauben“ will, wird sich schnell wundern, wie viele Listen, Checks und Dokumentationen Teil der Routine sind. Und doch – in keinem Beruf, den ich bislang kennengelernt habe, ist der direkte, manchmal wortlose Draht zu den Nutzern der Technik so unverstellt, so ehrlich. Ein Griff zur richtigen Siebeinsatzdichtung entscheidet mitunter zwischen kopfschüttelndem Abgang und einem fast schon verschwörerischen „Danke, läuft wieder!“. Es ist kein Beruf für Egozentriker und kein Job fürs Rampenlicht – aber einer, der täglich belegt, wie sehr Zuverlässigkeit und Anpassungsfähigkeit still, aber bestimmt den Laden am Laufen halten.
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