Samtgemeinde Lüchow | Lüchow
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Braunschweig. Eine Stadt, in der Geschichte und Technik einander begegnen – manchmal ziemlich unvermittelt. Wer sich als Gerätewart betätigt, mag zunächst an einfache Werkbankarbeit denken, an Ölspritzer auf dem Blaumann, ein bisschen Werkzeugpflege und fertig ist die Laube. Aber weit gefehlt: Gerade hier, zwischen Innovationscampus und Feuerwehrstützpunkt, entpuppt sich der Beruf als deutlich komplexer als das Klischee vom „Werkzeug-Beschützer“ nahelegen will.
Nein, es ist nicht damit getan, einmal das Inventar zu zählen und regelmäßig einen Stecker umzudrehen. Wer hier in Braunschweig für die Geräte zuständig ist – seien es Feuerwehr-Schläuche, Rettungsgeräte oder Sportvereins-Equipment –, trägt Verantwortung für Lebensadern im Stadtgeschehen. Fehler oder Nachlässigkeit? Dürfen nicht sein, auch wenn schon wieder irgendein CFO das wartungsarme Wundergerät angepriesen hat. Und dann nach zwei Monaten? – Kabelbruch, und die Einsatzbereitschaft steht still.
Und manchmal sind es Kleinigkeiten, die zählen. Kalibrieren, Prüfen, ja, auch die Dokumentation, die oft belächelt wird. Ein fehlendes Kreuzchen? Schon steigt der Puls. Ausgerechnet im Audit. Wer da improvisiert, warscheinlich zum letzten Mal.
Gerätewart sein in Braunschweig, das bedeutet: Technik begreifen, aber auch mit Normen und Pflichten leben. Die Feuerwehr hier, die Sportbetriebe dort, und die Forschungseinrichtungen auch noch – alle haben ihre eigenen Regeln. Die neue DIN-Norm? Gehört gelesen. Die Prüfplakette nach der TRBS 1201? Muss sitzen, jedes Mal. Ehrlich: Oft fühlt sich die Arbeit an wie der Versuch, ein wildes Tier zu bändigen – mal brüllt er die Vorschrift, mal schnurrt die Routine, aber ruhig wird die Katze nie.
Was auffällt: Die Digitalisierung schleicht auch hier ein. Von der digitalen Prüfkartei bis zum elektronisch vernetzten Gerätestandort wächst die IT-Anbindung. „Nur noch einen Knopfdruck entfernt“, sagt man – bis der Scanner wieder spinnt. Wer hier nicht bereit ist, in Daten und Zahlen zu denken, hat verloren. Aber das ist eben der eigentliche Reiz: Mitdenken. Anpacken. Und manchmal eben auch die Geduld aufbringen, bis die neue Inventarsoftware endlich da ist. Oder, schlimmer noch, das Warten auf Ersatzteile.
Die Gehaltsspanne für Gerätewarte in Braunschweig ist … sagen wir: bunt wie das Werkzeugregal. Wer im öffentlichen Dienst startet, kann – Stand heute – mit etwa 2.600 € bis 3.100 € rechnen. Von Privatunternehmen hört man Beträge zwischen 2.800 € und 3.400 €, je nach Sektor und Erfahrung. Fakt ist aber: Reich wird niemand, der nur auf den Zahltag schielt. Der Reiz liegt tatsächlich woanders: Autonomie im Tun, Präzision in der Arbeit, Respekt für die eigene Sorgfalt – das hat hier Gewicht. Und die Fortbildungsmöglichkeiten? Sind da, sofern man nicht nur auf den Zettel guckt. Elektronische Messverfahren, rechtliches Know-how, sogar Soft-Skill-Trainings zum Umgang mit schwierigen Kollegen. Wer ehrlich ist, lernt nie aus. Wäre auch schade drum.
Braunschweig tickt anders als zum Beispiel Hannover oder Wolfsburg. Lokale Eigenarten? Eindeutig. Altehrwürdige Vereinskulturen treffen auf betriebliches Sicherheitsbewusstsein. Wer im Technischen Hilfswerk, der Uni oder bei der Stadt arbeitet, findet sich oft in gewachsenen Teams mit zum Teil speziellen Info-Kanälen wieder – Telegram-Gruppen, Mappen alter Art oder Kaffeetratsch, von dem Neulinge erst spät Wind kriegen. Und manchmal reicht ein kleiner Hinweis vom Hausmeister, damit die nächsten Wochen reibungsloser laufen. Ortskenntnis und Nasenfaktor zählen – das kann kein Handbuch vermitteln. Das Kuriose daran: Je mehr Digitalisierung greift, desto wichtiger wird der persönliche Draht. Es folgt also ein Spagat zwischen Routinedienst, Hightech und der berühmten Braunschweiger Bodenständigkeit.
Was viele unterschätzen: Der Gerätewart ist mehr als Pflegepersonal fürs Werkzeug. Er, sie oder diverse sorgt im Hintergrund dafür, dass alles läuft. Unspektakulär, aber essentiell. Ein Beruf, der nach vorne strebt, ohne das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.
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