HPC AG | Rottenburg am Neckar
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HPC AG | 76133 Karlsruhe
RBS wave GmbH | 76275 Ettlingen
beBeeBautechniker | 74912 Kirchardt
Erdbau KUHN GmbH & Co. KG | 74912 Kirchardt
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Manchmal frage ich mich, ob Stuttgart nicht das heimliche Eldorado der Bodenkundigen ist – inmitten von Wirtschaftswunderarchitektur und ewigen Verkehrsstaus. Es klingt vielleicht widersinnig: Hier, wo gefühlt jedes neue Bauprojekt an der Frage scheitert, was sich denn nun unter Asphalt und Gleisbett versteckt, ist der Geologe mehr gebraucht denn je. Wobei: gebraucht, aber verstanden? Etwas anderes.
Klar, das Bild vom geologischen „Feldforscher“, der im leichten Nieselregen irgendwo am Rande des Rosensteinparks verborgene Störungen kartiert, hält sich beharrlich. Die Realität? Ein kunstvoller Wechsel aus Supervising auf Baustellen, akribischem Analysieren von Gesteinsbohrkernen im feuchten Kellerarchiv, Diskussionen mit Planungsbüros über Hangrutschgefahren und – ja, zugegeben – stundenlangem Bougieren von Gutachten am Schreibtisch. Wer neu startet in Stuttgart, merkt schnell: Die Vielfalt kommt nicht vom Etikett, sondern vom Boden, auf dem alles steht. Kaum eine andere deutsche Großstadt zwingt dermaßen dazu, tief zu gehen und Schichten zu lesen. Gerade weil so viel gebaut – und zugleich so viel bewahrt – werden soll.
Was viele unterschätzen: Stuttgart ist ein Labor für Geotechniker – Hangrutschungen, wasserführende Schichten, Altlastendeponien im Schatten der Feinstaub-Rekorde. Es geht selten um reine Wissenschaft oder bloßes Lehrbuchwissen. Wer hier in die Geologie einsteigt oder aus einer anderen Region wechselt, wird sich mit einer eigentümlichen Melange aus lokalpatriotischem Pragmatismus und gelegentlich nervenzerrender Verwaltungskunst konfrontiert sehen. Die Gipskeuper-Schichten, der tückisch weiche Untergrund, die Tunnelbauorgien, das alles macht den ganz eigenen Reiz – und manchmal Schrecken – des geologischen Alltags aus. Ich gebe zu, dass ich anfangs meinte, die berühmten Stuttgart-Tücken seien vor allem Folklore. Sie sind es nicht.
Finanziell? Luftsprünge sieht anders aus. Das Einstiegsgehalt liegt meist bei 2.800 € bis 3.200 €, wobei die Spannbreite nach oben offen scheint – zumindest theoretisch, in Praxis aber zäh wächst. In spezialisierten Ingenieursbüros mit Verantwortung für größere Projekte, Altlastenbewertung oder hydrologische Expertise sind 3.400 € bis 3.800 € drin, vereinzelt auch mehr. Öffentlicher Dienst? Hart geregelt, wenig verhandelbar, aber stabil. Ein Gerücht hält sich: Mit der Zahl der Hangrutsche gehe auch das Gehalt in die Höhe. Leider übertrieben. Unterschätzt wird – und das irritiert mich jedes Mal – wie viele junge Leute zwar einen geowissenschaftlichen Uniabschluss mitbringen, aber in der Praxis am Konflikt zwischen Sachverstand, Vorschriften und Wirtschaftlichkeitsdruck erstmal zerschellen. Das kostet Nerven, nicht selten auch Illusionen. Und dennoch: Wer Dranbleiben und Eigeninitiative nicht scheut, hat – besonders bei den aktuellen Herausforderungen rund um nachhaltige Stadtentwicklung, Grundwasserschutz und Altlastensanierung – Chancen. Jedenfalls mehr als die berühmte Sesselpuppe, die alles auf Konjunkturzyklen schiebt.
Ich gestehe, dass ich an manchen Tagen den Sinn hinter dem fünften Bodengutachten für dasselbe Bauvorhaben infrage stelle. Wirklich. Andererseits – die Freude, wenn bei einer winterlichen Begehung aus einer unscheinbaren Kieslinse plötzlich ein ganzer Hangrutschzusammenhang klar wird, ist mit Geld kaum aufzuwiegen. Stuttgart bietet viel Gelegenheit, dicke Bretter (häufig Metapher, seltener real) zu bohren. Wer als Geologin oder Geologe hier Fuß fassen möchte – als Berufseinsteiger, Umsteiger, Suchende – muss Widersprüche aushalten können. Die Arbeit ist regional stark geprägt, oft fragmentarisch, manchmal frustrierend langsam. Aber selten belanglos. Wer den Boden lesen kann (mehrdeutig), findet in Stuttgart vielleicht sogar mehr als einen Job. Vielleicht sogar einen Platz.
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