Oswald Iden Engineering GmbH & Co. KG | 31224 Peine
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Braunschweig. Für viele nur ein Knotenpunkt im niedersächsischen Flachland – für uns Geologinnen und Geologen ein ziemlich bunter Flickenteppich an Geschichten. Versteh mich nicht falsch, wer als Berufseinsteiger oder Wechselwilliger hier loslegt, merkt schnell: in Braunschweig tickt die Erde leiser. Wer ständig auf den nächsten spektakulären Vulkanausbruch aus ist, sollte vielleicht nach Island umziehen. Trotzdem – oder gerade deswegen – treiben mich Fragen um: Wie sieht das Berufsleben konkret aus? Wo bohrt man hier, und worauf muss man sich echten Herzens einstellen?
Die Arbeitswelt eines Geologen in dieser – zugegeben meist grundsoliden – Stadt ist überraschend vielfältig. Klar, Sand und Kies, Grundwasserschätze im Untergrund, Altlasten längst vergangener Industrien: Alles Themen, die auf dem Papier trocken wirken. Aber wenn du einmal gesehen hast, wie sich ein ach so unscheinbarer Baugrund in eine Kostenexplosion verwandelt, weil ein Altöl-Tank im Erdreich schlummert, siehst du das anders. Viele meiner Kolleg:innen sind in der Umwelttechnik, bei Ingenieurbüros oder Behörden unterwegs. Hier stößt man Tag für Tag auf vermeintlich banale Gesteinsschichten – und riskiert, mehr Verantwortung aufgebürdet zu bekommen, als man manchmal liebend gern tragen würde.
„Braunschweig, die Hauptstadt der Mittelmäßigkeit“ – so ein alter Spruch. Mitnichten, was unsere Nische angeht: Die Region ist ein Hotspot für Grundwasserforschung und Altlastensanierung, nicht zuletzt dank der dichten Besiedlung und der Tradition als Industriestandort. Zahlreiche mittelständische Unternehmen, von Wasserwerk bis Baustofflabor, schätzen geologische Gutachten. Zuerst dachte ich selbst, das ist alles ziemlich durchschaubar und unspektakulär. Aber inzwischen glaube ich, dass gerade diese unsichtbaren Prozesse das Rückgrat der Stadt bilden. Mein Lieblingsbeispiel: Wer hätte gedacht, wie brisant das Thema geothermische Energie hier plötzlich wird? Von „Netzwerk“, „Innovation“ bis „Dekarbonisierung“ wabert so manches Schlagwort durch die Amtsflure. Klingt nach Grünwaschung? Teilweise, ja. Aber die Notwendigkeit ist echt. Gerade das schafft neue Nischen.
Jetzt mal ehrlich: Wer den großen Gehaltsrausch sucht, landet als Geologe in Braunschweig meist auf dem Boden der Tatsachen. Einstiegsgehälter drücken sich irgendwo bei 2.800 € bis 3.200 € herum, viel Luft nach oben gibt es erst mit Erfahrung, Verantwortung oder dem Sprung ins Management. Die Anforderungen? Natürlich: ein einschlägiges Studium; meist naturwissenschaftlicher Bachelor, besser noch Master. Aber was viele unterschätzen, ist die tägliche Ambivalenz zwischen Schreibtisch und Feld – Bürokratie trifft Bodenprobe. Wer seine Gummistiefel nie schmutzig macht, ist hier fehl am Platz. Und: Nach Starkregenereignissen durch Lehm und Löß zu stapfen, ist keine Nebensache. Es ist Alltag – mit halbnassen Hosen inklusive.
Was macht den Reiz aus, gerade jetzt und hier einzusteigen? Erstens: Trotz Digitalisierung und KI-Trend – niemand analysiert eine Bodenprobe so, wie jemand, der den Sand wirklich zwischen den Fingern spürt. Zweitens: Die Herausforderungen rund um Nachhaltigkeit, Wassermanagement und Energiewende werden in der Region nicht kleiner. Sanierungsfälle aus der Chemie- und Zuckerindustrie, neue Bauprojekte und der schleichende Klimawandel – alles Felder, die ohne geologischen Sachverstand schlicht ins Leere laufen. Klar, die Konkurrenz schläft nicht. Wer keine Lust auf Lebenslanges Lernen hat, ist falsch beraten. Aber die Chancen? Die warten unter jedem noch so unspektakulären Acker.
Kann man sich mit diesem Beruf in Braunschweig verwurzeln? Ich meine, ja – wenn einen das Untergründige reizt. Die Mischung aus Kontinuität und Wandel kann frustrieren, weil Neuerungen Zeit brauchen. Und vielleicht fehlt dem Job oft die öffentliche Bühne. Doch ob bei der Bewältigung von Altlasten entlang des Okerufers oder beim Großprojekt Trinkwasserschutz: Wer als Geologe in Braunschweig unterwegs ist, lernt schnell, dass Erdgeschichte manchmal mehr erzählt als jedes spannende Drehbuch. Wirklich. Ich würde es wieder tun – mit dreckigen Händen, staubigem Laptop und einer Prise bodenständigem Zweifel.
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