Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (VVS) | 70173 Stuttgart
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Hochschule Mainz - University of Applied Science | 55116 Mainz
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Was macht eigentlich ein Geoinformatiker in Ludwigshafen am Rhein? Zugegeben: Die Wenigsten werden mit diesem Beruf auf dem Schulfest angeben können. Aber das ändert nichts am Gewicht, das diese Tätigkeit in einer Stadt wie Ludwigshafen besitzt – und daran, wie sehr sich die Dinge im Berufsalltag manchmal schneller verdichten, als ein Ultraleicht-Luftbild das Stadtzentrum abdecken kann. Ein paar Straßen weiter schickt ein Konzern GIS-Daten in den Äther, während man in der Verwaltung noch über den Standard beim Datenaustausch streitet. Willkommen in der Schnittmenge aus Realität und Wirklichkeit, sprich: Ludwigshafen.
Ludwigshafen – viele denken zuerst an Chemie, Hochöfen, flackernde Industrie-Nächte. Doch das wäre arg kurzsichtig. Die Stadt, eingerahmt von Rhein und Pfälzer Wald, ist längst Knotenpunkt für ganz andere Prozesse: Datenerfassung, -auswertung, -interpretation. Geoinformatiker sitzen – manchmal zu ihrem eigenen Erstaunen – an entscheidenden Stellschrauben. Ob bei Umweltsimulationen für den Industriepark, bei Lärmkartierungen für die nächsten Straßenumzüge oder in den Leitstellen des Katastrophenschutzes. Der Alltag? Ist keine staubige Kartenkämmererei. Viel öfter spielt er sich zwischen ArcGIS, FME, PostgreSQL und einem Whiteboard voller Fragezeichen ab.
Wer hier einsteigt, hat meist einen Hochschulabschluss – selten reicht ein klassischer IT-Hintergrund, noch seltener ein „Quereinstieg durch Erfahrung“. Man jongliert mit Vermessungsdaten, muss Programmierkenntnisse (Python, R, ab und zu JavaScript, wenn’s ganz wild wird) ebenso nachweisen wie ein Gespür für kommunalpolitische Dynamiken. Klingt nach einer eierlegenden Wollmilchsau? Mag sein – aber ich habe den Eindruck, im südwestdeutschen Städteballungsraum gehört das inzwischen zum Selbstverständnis.
Apropos Selbstverständnis: Feingefühl und Frustrationstoleranz zählen doppelt, wenn man Daten von Jahrzehnten digital ordnet, während gleichzeitig neue Sensoren an jeder Kreuzung mitschreiben. Der Sprung zwischen Python-Skript und Krisenstab-Meeting wird hier schneller, als man „Geoportal-Relaunch“ sagen kann.
Wer wissen will, was Geoinformatiker in Ludwigshafen verdienen: Ich habe bei Kolleginnen, Freunden und Bekannten herumgefragt, auch ein wenig in offiziellen Daten gewühlt (ohne gleich ganze Excel-Halden zu konsultieren). Das Einstiegsgehalt liegt meist bei 3.200 € bis 3.600 €, je nach Arbeitgeber, Ausbildungsweg und – ehrlich gesagt – Verhandlungsgeschick. Mit ein paar Jahren Erfahrung, Zusatzkenntnissen oder Verantwortung im Projekt steigt das auf 3.800 € bis 4.500 €. Wer es in die Projektleitung bei einem der größeren Unternehmen schafft, kann auch mal die 5.000 € knacken – aber machen wir uns nichts vor: Für den freischwebenden Traum von sechsstelligen Einkommen eignet sich der Südwesten in dieser Branche höchstens, wenn BASF oder Kommune den Geldhahn besonders weit aufdrehen.
Wichtiger als das Gehalt? Vielleicht, dass die Jobprofile sich schneller verändern als anderswo. Von Open-Data-Projekten über die smarte Verknüpfung von Verkehrsströmen bis zu den ersten Experimenten mit Künstlicher Intelligenz in Umweltmonitoring oder Stadtplanung – Hier ist Wandel keine Worthülse. Es ist Praxis.
Manchmal frage ich mich: Sehen die meisten in Ludwigshafen wirklich das Potenzial von Geoinformatik? Das Klischee vom Typen, der nur nach Polygonen starrt, hält sich erstaunlich zäh. Tatsache ist: Die Schnittstelle zwischen analogem Lebensgefühl und digitalem Stadtmodell wird ständig größer. Klimaanpassung, Hochwasserschutz, nachhaltige Logistik – fast jedes dieser Buzzwords landet irgendwann auf dem Schreibtisch der Geoinformatiker. Wer bereit ist, quer zu denken, Konzepte zu hinterfragen und sich bei neuen Technologien auch mal den Kopf zu stoßen, findet hier mehr Gestaltungsraum, als die Stadt ihrem Image nach glauben lässt.
Aber vielleicht ist genau das der Reiz: Nicht jeder Tag ist planbar, oft fehlt das ideale Werkzeug oder der Datenbestand – Ressourcenknappheit ist in Ludwigshafen ein alter Hut. Wer daran wachsen will statt zu resignieren, findet hier Nischen, die anderswo längst versiegelt sind. Hier ein alter Datenbestand, da ein Innovationsprojekt, zwischendrin der ganz normale Wahnsinn. Willkommen im echten Leben.
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