B. Braun Melsungen AG | 34212 Melsungen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Service-Reisen Heyne GmbH & Co KG | Gießen
Riverty Group GmbH | 33415 Verl
Universitätsstadt MARBURG | 35037 Marburg
B. Braun Melsungen AG | 34212 Melsungen
Service-Reisen Heyne GmbH & Co KG | Gießen
Riverty Group GmbH | 33415 Verl
Universitätsstadt MARBURG | 35037 Marburg
Wenn ich an meinen ersten Arbeitstag als Geograf in Kassel zurückdenke, fällt mir zunächst gar kein großes Abenteuer ein. Kein hochdramatischer Auftakt, kein „Indiana Jones“-Moment im feuchten Urwald – vielmehr ein Büro mit Ausblick auf die Kasseler Skyline, ein etwas ramponierter Drehstuhl und ein Hauch von Zweifel. Was genau tut eigentlich ein Geograf in dieser Stadt, die ihren Namen meistens mit Documenta, Grimm oder Herkules verbindet? Genau um diese Frage dreht sich vieles – und vielleicht beginnt gerade darin die eigentliche Faszination dieses Berufes.
Zunächst die klare Ansage: Wer meint, Geografie sei bloß Kartenmalerei, verkennt das halbe Berufsbild – und leider oft auch die Chancen, die es mit sich bringt. In Kassel, einer Stadt im Wandel zwischen industrieller Tradition und urban-ökologischer Zukunftsbewusstheit, ist der Alltag für Geografen eigentlich nie so vorhersehbar, wie es auf dem Papier aussieht. Ob Klimaschutzkonzepte für Quartiere im Süden der Stadt, Bodenanalysen am Rand des Habichtswalds oder die Planung von nachhaltigen Mobilitätsachsen: Wer hier arbeitet, darf sich mit einer Menge Komplexität anfreunden.
Jetzt werden manche fragen: „Und wie sieht’s mit Jobs aus?“ Die Antwort ist nicht trivial – je nach Tag und Perspektive wechselt sie die Farbe. Einerseits gibt es in der Region ein langfristig stabiles Umfeld für Geografen, insbesondere durch den öffentlichen Sektor, Umweltbehörden, Planungsämter und Ingenieurbüros. Andererseits – und das habe ich persönlich unterschätzt – ist die Konkurrenz durch Quereinsteiger aus verwandten Disziplinen (Stadtplaner, Umweltingenieure und sogar Soziologen mit ausholendem Schwerpunkt) nicht zu ignorieren. Kassel ist zwar keine Megacity, aber im Bereich nachhaltige Stadtentwicklung und regionale Klimaanpassung überraschend umtriebig. Die Transformation ehemaliger Industriestandorte oder die Renaturierung der Fuldaauen bieten konkrete Beispiele – und sie zeigen, dass es heute weniger auf das starre Berufsbild ankommt, sondern auf einen Mix aus Fachwissen, Flexibilität und einer Prise Pragmatismus.
Reden wir Klartext: Das Gehalt, gerade beim Einstieg, gleicht selten einem Lottogewinn. In Kassel bewegen sich die Einstiegsgehälter für Geografen meist zwischen 2.800 € und 3.200 € – je nachdem, ob man im öffentlichen Dienst, bei einem privaten Planungsbüro oder einem der großen Beratungsunternehmen landet. Wer etwas mehr Erfahrung und genau das richtige zusätzliche IT- oder Umwelt-Knowhow vorweisen kann, kratzt auch mal an der 3.600 €-Marke. Lohnt sich das? Rein finanziell betrachtet gibt es lukrativere Felder, keine Frage. Aber unterschätzen sollte man auch das andere Kapital nicht: Die Möglichkeit, an konkreten Veränderungen in Stadtbild oder regionaler Umwelt mitzuwirken, ist für viele – mich eingeschlossen – schlicht eine andere Art von Lohn. Vielleicht bin ich damit altmodisch, aber manchmal wiegt das mehr als das nächste Gehaltsplus auf dem Konto.
Kassel ist, man glaubt es kaum, ein Labor für viele aktuelle Fragestellungen unserer Zeit. Die Stadt muss sich – wie viele im mitteldeutschen Raum – mit hitzegeplagten Sommern, verwunschenen Fließgewässern und dem allseits präsenten Druck zu nachhaltiger Stadtentwicklung herumschlagen. Neue Baugebiete? Kaum umsetzbar, ohne dass Geografen ihre Hände im Spiel haben. Verkehrsprojekte, Klimaresilienz, fachliche Querelen um Hochwasserkarten nach dem letzten Starkregen – all das landet auf unseren Schreibtischen. Und wer flexibel ist, sich thematisch immer mal wieder neu sortiert und keine Angst vor unklaren Projektrollen hat, der kann hier richtig was bewegen. Übrigens: Gerade die Nähe zur Universität, die engen Verbindungen zu regionalen Umweltinstituten und nicht zuletzt die Experimentierfreude in Sachen Urban Farming oder erneuerbare Energiepolitik sorgen dafür, dass „langweilig“ so ziemlich der letzte Begriff ist, der einem zu dieser Arbeit einfallen würde.
Natürlich – manches läuft zäh, und nicht jeder Tag gleicht dem anderen. Aber gerade diese Mischung aus regionaler Erdung und thematischer Offenheit macht den Geografenberuf in Kassel zu einer spannenden, manchmal auch anstrengenden, aber nie ganz berechenbaren Option. Wer bereit ist, die Gegensätze auszuhalten – Kartenraum versus Krisentisch, Theorie versus Feldarbeit – der wird hier, wenn schon nicht reich, so doch klüger und vielleicht sogar ein kleines Stück zufriedener.
Das könnte Sie auch interessieren