ENNI-Unternehmensgruppe | 47441 Moers
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Gartencenter Augsburg GmbH & Co. KG | 44787 Bochum

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Gibt es in Hagen einen Beruf, über den man weniger in Hochglanzbroschüren liest, obwohl er für Stadt und Menschen viel bedeutet? Ich glaube: der Gemüsegärtner gehört dazu. Irgendwo zwischen den kleinteiligen Parzellen an der Volme, alten Gärtnereien am Stadtrand und einem eher launischen Markt für Nahrungsmittel, suchen Berufseinsteiger und nervenerprobte Wechselwillige nach Sinn, echter Handarbeit – und, seien wir ehrlich, einem halbwegs sicheren Einkommen.
Romantisieren lässt sich das Gärtnerleben nur so lange, bis der Aprilregen wieder einen Hang in ein Schlammspektakel verwandelt. Was erwartet einen als Gemüsegärtner? Täglich Hände im Boden, der nie dieselbe Konsistenz hat, in sich drehende Arbeitspläne, weil Wetter und Markt selten brav im Gleichschritt marschieren. Es ist immer eine Mischung aus Plan und Improvisation. Egal ob im Betrieb mit klassischem Freilandanbau auf eigenen Böden oder im Hightech-Gewächshaus – die Aufgaben sind so einfach nicht. Es geht um Aussaat, Pflanzenschutz, Bodenpflege, ressourcenschonenden Einsatz von Technik (Stichwort: Tröpfchenbewässerung – die verteufelt einen an Tagen, an denen sie streikt). Dazu kommt die Abstimmung mit Handel und, mehr und mehr, Direktvermarktung ins Hagener Umland.
Ich erinnere mich noch gut an die erste Saison. Euphorie mischte sich schnell mit gelegentlicher Ernüchterung: Schädlinge interessieren sich genauso wenig für ökologische Ideale wie manche Großhändler für die Mühe echter Handarbeit. Und trotzdem – dieses Gefühl, wenn die ersten Reihen Salat zum Verkauf Richtung Wochenmarkt gehen und Nachfragen nach „Hagener Tomaten“ kommen … Ja, das trägt einen über Tage, an denen das Gehalt nicht für Luftsprünge reicht. On the bright side: Im bundesweiten Vergleich kann sich das Einstiegsgehalt mit etwa 2.300 € bis 2.600 € in Hagen halbwegs sehen lassen, besonders wenn Zusatzqualifikationen wie Pflanzenschutz-Scheine oder Fortbildungen im Gewächshausbereich ins Spiel kommen. Langfristig? Mit Erfahrung, Verantwortung in der Betriebsleitung oder technischer Spezialisierung (Stichwort: Automatisierung im Gemüsebau) lassen sich schon 2.800 € bis knapp 3.400 € anpeilen. Sicher, es gibt lukrativere Branchen, aber es ist – anders als oft behauptet – kein reiner Billiglohnsektor mehr.
Wer glaubt, der typische Hagener Gärtner schaufelt immer noch nach den Methoden von anno dazumal, liegt schief. Die Stadt, geprägt von steilen Hängen und alten Industriestandorten, ist inzwischen ein quirliges Biotop für kleinere, oft spezialisierte Betriebe – Biogemüse, Nischenkulturen, gelegentlich auch Exoten wie Pak Choi oder Süßkartoffeln (die ersten Jahre hat uns da manch Hagener Kopf geschüttelt: Wer isst sowas?). Spürbar ist auch, wie gesellschaftlicher Wandel und Klimadiskussion bis in den letzten Reihenhaus-Garten durchschlagen: Themen wie ökologischer Landbau, Unterstützung regionaler Wirtschaftskreisläufe oder die Einführung neuer Anbautechnologien fordern Know-how, das über Spaten und Schubkarre hinausgeht. Was viele unterschätzen: Routinearbeit ist vorbei, die stetige Suche nach neuen Vermarktungsideen, Kundenbindung und Nachhaltigkeit ist Alltag. Manchmal mehr Denksport als Handarbeit.
Vielleicht bin ich da altmodisch: Mich fasziniert, wie sich Tradition und Innovation gegenseitig befruchten, wenn neue Kolleginnen frische Ideen für Feldfruchtrotation oder digitale Ernteplanung einbringen. Aber klar – diese Flexibilität muss liegen, sie ist kein Versprechen auf ewige Geradlinigkeit. Die Saison bleibt ein Auf und Ab, Wetter als täglicher Gegner, Bürokratie als hartnäckiger Begleiter. Und doch: Mitbringende Motivation, Lernbereitschaft und die Fähigkeit, mit wechselnden Teams, Märkten und Werkzeugen genauso umzugehen wie mit Unwägbarkeiten – das wird nicht unwichtig. Kurz: Wer sucht, was wirklich Hand, Herz und Verstand fordert, ist hier in Hagen nicht am schlechtesten Ort gelandet. Wenn man sich die Hände wenigstens ein bisschen schmutzig machen will, versteht sich.
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