
Friseurmeister Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Friseurmeister in München
Friseurmeister in München: Zwischen Tradition, Technik und täglichem Spagat
Manchmal frage ich mich, warum in München so viele Friseursalons noch nach dem alten Drehbuch spielen, während die Stadt rundherum im Highspeed-Modus Richtung Morgen rast. Wer die Filiale eines großen Kettenanbieters in Bogenhausen betritt, spürt: Hier geht’s routiniert, beinahe handwerklich-meditativ zu. Doch kaum ein paar Straßen weiter, im Glockenbach, eröffnet wieder irgendein Edel-Conceptstore mit Champagner-Ausguss und Bio-Kompetenz. Da steht man nun als frischgebackener Friseurmeister und denkt: Wo ist mein Platz? Wer in der Stadt wagt den Spagat zwischen Tradition und TikTok–und warum schaffen es ausgerechnet die scheinbar Unspektakulären, seit Jahren Stammkunden zu binden?
Der Friseurberuf ist – trotz aller Shows und Imagekampagnen – kein leichter Ritt. Wer Meister ist, hat die extra Meile gemacht: geprüfte Fachlichkeit, betriebswirtschaftliches Grundgerüst, Fingerspitzengefühl beim Führen kleiner Teams. Klingt vielleicht erst mal wie ein Alltagsheld ohne Cape, doch die Erwartungen sind alles andere als gering. In München, einer Stadt, in der selbst einfache Dienstleistungen auf Hochglanz poliert werden, trifft handwerkliche Hoheit auf Lifestyle-Tuning. Das kann anspornen, aber auch nerven, ehrlich gesagt. Man jongliert mit Farbnuancen ebenso wie mit Kundenwünschen, die zuweilen absurder erscheinen als jeder Kantinenwitz.
Eines darf man allerdings nicht unterschätzen: Im Münchner Stadtbild ist der Friseurmeister immer mehr als bloßer Haarschneider. Die meisten Betriebe erwarten All-in-One-Talente – technisch fit, digital nicht ahnungslos, kommunikativ sowieso. Ohne den berühmten "zweiten Blick" für Trends, Haut- und Haartypen, bleibt man schnell auf der Strecke. Was viele unterschätzen: Digitalisierung ist längst angekommen. Moderne Kassensysteme, Buchungssoftware, Farbanalysetools – die Werkzeugtasche sieht heute anders aus als in der Lehrzeit. Und dennoch: Menschlichkeit bleibt gefragt. Wer echten Rat geben will, muss zuhören, Menschen lesen, zwischen den Zeilen die Unsicherheiten mitkriegen. Manchmal sind’s nicht die Spitzen, sondern die verletzten Eitelkeiten, die es zu retten gilt. Das kann ermüden – und gerade macht genau das auch Spaß. Seltsamer Widerspruch, ich weiß.
Eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt: Lohnt sich das Ganze finanziell eigentlich noch? Die Antwort, wie so oft: Kommt drauf an. Einstiegsgehälter für Friseurmeister in München rangieren meist irgendwo zwischen 2.300 € und 2.700 €. Wer erfahren, geschäftstüchtig, vielleicht schon verantwortlich für einen eigenen Salon ist, landet nicht selten bei 2.800 € bis 3.400 €. Klingt moderat für eine teure Stadt wie München. Aber: Trinkgeld, Umsatzbeteiligungen oder Boni können einiges wettmachen – zumindest, wenn man Stammkunden gewinnt und den Chef in Umsatzlaune versetzt. Trotzdem bleibt oft das Gefühl zurück, dass die gesellschaftliche Wertschätzung (und der Preis pro Haarschnitt) noch nicht mithalten mit dem nervlichen und kreativen Aufwand. Vielleicht eine Frage der Zeit– oder auch nur der richtigen Selbstvermarktung.
Was mich an München besonders fasziniert: die Vielfalt in einem einzigen Berufsfeld. Ein Blick in die Szene, und man sieht den Gegensatz – der Azubi mit kobaltblauem Pony an der Isar, der Naturfriseur in Schwabing mit dem Hang zu Heilpflanzen, die Geschäftsfrau mit dem Sinn fürs Instagram-able Styling. Die Kundschaft ist anspruchsvoll, der Konkurrenzdruck enorm, und die neuen Ausbildungskonzepte werden zunehmend durch fachliche Spezialisierungen, Workshops zu Balayage oder Männerhaarschnitten ergänzt. Wer meint, das alles bleibt beim Altbekannten, irrt. Im Gegenteil: In keiner anderen Stadt (außer vielleicht Berlin) verändert sich die Frisurenmode so schnell – nur dass in München jedes zweite Mal noch ein bisschen glänzender, ein bisschen gekonnter wirken soll. Das bringt Chancen, aber auch ein permanentes „Hinterherhecheln“ nach dem nächsten Update.
Was also tun als Berufseinsteiger, Quereinsteiger oder Friseurmeister auf Neufindungssuche? Die Antwort kann ich nicht für alle geben. Aber: Wer sich auf Münchens Eigenheiten einlässt, kriegt zwar selten Applaus – aber fast immer eine gute Story. Hier zählt der Mut zur Weiterentwicklung, zum gelegentlichen Widerspruch und zur Menschlichkeit hinter der perfektionierten Schere. Und manchmal reicht die ehrliche Frage: Passt das wirklich zu dir? Typisch München eben – Haute Couture trifft Bodenständigkeit. Und irgendwo dazwischen findet jeder seine eigene Linie. Oder eben doch nur die nächste ungewöhnliche Haarfarbe.