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Wer in Ludwigshafen am Rhein als Friseurmeister antritt, der steht nicht nur mit der Schere am Stuhl. Vielmehr – so meine Überzeugung nach Jahren des Beobachtens und Gesprächs in der Szene – balancieren Meisterinnen und Meister hier zwischen Traditionshandwerk und dem Spagat der Moderne, zwischen Kundennähe und betriebswirtschaftlichem Navigieren. Das klingt größer, als es auf den ersten Blick wirkt – und ehrlicherweise ist das Handwerk selbst selten einfach. Glauben Sie mir, glanzvolle Oberflächen sind da nur die halbe Wahrheit.
Was viele unterschätzen: Die Ausbildung zum Friseurmeister bürdet einem nicht bloß ein weiteres Zertifikat auf. Es geht ums Ganze. Mit dem Meisterbrief öffnet sich die Tür zu echter Verantwortung: Salonführung, Mitarbeiteranleitung, Kalkulation – nicht zu vergessen der täglich unvermeidliche Fragenkatalog der Kundschaft über Trends, Pflege und Typwandel. Ludwigshafen ist dabei ein besonderer Kosmos. Ich habe selten erlebt, dass ein Friseurberuf so sehr mit der Stadt und ihren Menschen verschmilzt. Multikulturelle Gesellschaft, dicht an Mannheim und dem Rest der Metropolregion, ein Publikum, das zugleich altvertraut und selten berechenbar ist. Wer hier kundenorientiert arbeitet, braucht mehr als sichere Hände. Manchmal fragt man sich, ob nicht ein kleines Bisschen Improvisationstalent das eigentliche Berufsgeheimnis ist.
Apropos Improvisieren: Die Branche vor Ort steht in einem ständigen Wechselbad. Digitalisierung und neue Salonkonzepte erreichen Ludwigshafen unweigerlich zeitverzögert – zugegeben, manchmal drei Saisons zu spät. QR-Codes für Terminplanung haben erst jüngst Einzug gehalten, Stammkunden setzen weiterhin auf persönliche Absprache. Und dann wäre da noch der allgegenwärtige Preisdruck. Discounter-Friseure, Ketten, ambitionierte Einzelselbstständige – mittendrin die altehrwürdigen Namen, die sich über zwei oder drei Generationen aufrecht gehalten haben. Wer als Berufseinsteiger:in oder Wechselwillige:r mit Ideen für mehr Nachhaltigkeit, neue Trends oder digitale Strukturen kommt – trifft hier nicht direkt auf offene Türen, aber auf echte Chancen. Doch: Es braucht Überzeugungskraft. Und einen langen Atem.
Natürlich geht es auch ums Geld. Offene Worte dazu sind selten, das ist fast schon ein regionales Tabu. Nach meiner Erfahrung, und wenn man sich unter Kollegen halbwegs ehrlich austauscht, startet man in Ludwigshafen meist im Bereich zwischen 2.300 € und 2.900 € als angestellte Meisterkraft. Mit ein wenig Glück und Spezialisierung – etwa auf Colorationen komplexer Art oder Herren-Exklusivpflege, um mal ein Nischenthema zu bemühen – sind 3.000 € realistisch, vielleicht auch mehr für Mutige mit eigenem Laden. Aber: Auch hier ist Luft nach oben eher Wunsch als tagtägliche Tatsache. Die wahren „Goldgräber“ sind selten und arbeiten mit harter Disziplin, feinem Gespür für Trends und vor allem exzellenten Stammkundenbeziehungen.
Was kann man als Neuling oder „Umsattler“ also tun? Weiterbildung ist ein Thema, das weit über Technik und Haarschneiden hinausgeht. In Ludwigshafen gibt es mittlerweile nicht nur klassische Fortbildungen zu Schnitt- und Farbtechniken. Immer wichtiger werden rechtliche, steuerliche und marketingbezogene Seminare. Wer im Salonalltag bestehen will, sollte sich in Personalführung genauso fit machen wie im Umgang mit Social-Media-Präsenz. Was man davon wirklich braucht? Schwer zu sagen. Ich halte Social Media für einen unterschätzten Multiplikator abseits des üblichen Hipster-Gehypes – gerade weil die Luwigsfäler Klientel nicht immer digital unterwegs ist, aber genau hinschaut, wie modern und zugänglich ihr Friseur tatsächlich agiert.
Fazit – auch wenn das fast zu groß klingt: Friseurmeister in Ludwigshafen am Rhein zu sein, ist mehr als ein Beruf. Es ist ein täglicher Drahtseilakt zwischen Handwerksehre, wirtschaftlichem Überleben und einer guten Portion Menschenkenntnis. Wer dafür brennt, dem eröffnet sich ein Feld voller Möglichkeiten – aber eben auch die Konfrontation mit regionalen Eigenbrötlern, Spagat zwischen Tradition und Neuerung und, ja, manchem schlechten Haarschnitt. Ob das das Richtige ist? Die Antwort findet jeder irgendwie bei sich selbst – meist zwischen Kamm und Kaffeetasse.
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