Klier Hair Group | 38855 Wernigerode
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Wer als Friseurmeisterin oder Friseurmeister in Erfurt seinen Weg sucht, trifft auf einen Berufszweig, der so widersprüchlich ist wie ein Lockenkopf nach dem Frühjahrsregen: stur (manchmal), kreativ (fast immer), ökonomisch herausgefordert, aber gesellschaftlich tief verankert. Dass Erfurt als Landeshauptstadt kleiner ist als viele denken, spürt man im Arbeitsalltag schnell. Hier wechseln nicht alle paar Wochen die Trends wie in Berlin, aber unterschätzen sollte man die Szene auch nicht. Vieles läuft persönlicher, mit mehr Stammkundschaft und Preisen, die – im Vergleich zu Metropolen – manchmal zuerst ernüchtern. Und doch: Wer fachliches Profil mitbringt und sich auf die regionalen Nuancen einlässt, findet Gestaltungsspielraum zwischen Grauschleier und Haarschmuck.
Friseurmeister – klingt nach Haarschneidekunst plus etwas Papierkram. Tatsächlich ist es eher eine komplexe Mischung aus Technik, Beratung, Menschenführung und – ja, auch das – Krisenmanagement. Ob Trockenhaarschnitt im Viertelsalon oder Balayage im Edelladen am Domplatz: Die Anforderungen an Präzision, Kundengespräch und Dienstleistungsmentalität sind hoch. Wer als Einsteiger meint, nach der Meisterschule läuft alles wie von selbst, wird schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Da steht plötzlich nicht mehr nur der Schnitt im Fokus, sondern die Kalkulation: Mitarbeiter führen, Marketing für den Salon betreiben, Steuern – und das bei weiterem Anspruch an Handwerk und Stil. In Erfurt beobachte ich häufig, dass die „bodenständigen“ Kundenerwartungen irritierend sein können, jedenfalls wenn man jung aus der Großstadt kommt. Was die einen als Gemütlichkeit schätzen, empfinden andere als Resignation. So oder so: Wirklich „einfach“ ist das Metier nie.
Nun das heikle Kapitel: Geld. Wer als Berufseinsteiger auf ein Gehalts-Feuerwerk hofft, muss die Erwartungen zügeln. Typisch für Erfurt liegt das Einstiegsgehalt für Friseurmeisterinnen und Friseurmeister meist zwischen 2.500 € und 2.900 €. Klingt nach wenig? Vielleicht. Aber viele vergessen, dass die Lohnspanne gerade in inhabergeführten Salons – die in der Erfurter Innenstadt dominieren – nach oben deutlich begrenzt ist, während Selbstständige wiederum mit ganz anderen Risiken jonglieren müssen. Einerseits gibt’s weniger Preisdruck als auf dem Dorf, andererseits schielt die Kundschaft oft auf Preis-Leistung. Nach ein paar Jahren und mit Zusatzqualifikationen (z. B. Colorations- oder Haarverlängerungsexperte) sind 3.100 € bis 3.600 € kein Märchen mehr. Vorausgesetzt, man findet den richtigen Platz und weiß, wie man sich positioniert. Was viele unterschätzen: Mit exzellenten Beratungs- und Verkaufskompetenzen lässt sich der Verdienst spürbar steigern – vorausgesetzt, man mag Beratung, und zwar ehrlich.
Nicht alles, was nach Handwerk riecht, muss altbacken sein. Gerade in Erfurt schlagen zwei Herzen in einer Brust: Da stehen traditionsbewusste Salons mit Tresen und Plüsch neben urbanen Studios, die Social-Media-Beratung und digitale Terminbuchungen zum Alltag machen. Technologische Trends – vom Buchungssystem bis zu spezialisierten Glätteisen – sind längst angekommen, nur eben selektiv. Was hier in der Altstadt heute noch als Progressivität gefeiert wird, ist in Köln oder München schon ein alter Hut. Aber – und das ist ehrlich gemeint – mit einer Portion Digital-Nachhilfe und Neugier kann auch der „klassische“ Erfurter Salon überraschend modern rüberkommen. Die entscheidende Frage bleibt: Ist man bereit, sich auf wechselnde Techniktrends, Produktneuerungen und Kommunikationskanäle einzulassen? Wer hier blockt, bleibt stehen. Und das merkt spätestens der Kontostand.
Es mag abgedroschen klingen, aber in kaum einem anderen Handwerk prallt Kundenmentalität so ungefiltert auf das eigene Ego wie beim Friseurmeisterdasein. In Erfurt gibt’s immer noch den berühmten Stammtisch-Effekt: Kleine Szene, viel Austausch, schneller Ruf – im Guten wie im Schlechten. Weiterbildungsmöglichkeiten? Die Handwerkskammer hat ihr Standardprogramm, private Anbieter ziehen nach, oft mit Spezialmodulen rund um Haartrends oder Mitarbeiterführung. Warum nicht den eigenen Salon auf Männerhaarschnitte, Trendfarben oder nachhaltige Produkte spezialisieren? Der regionale Markt ist eng, aber für mutige Nischen – etwa vegane Pflege oder Haaverlustberatung – durchaus empfänglich. Manchmal fragt man sich: Hält das Umfeld Schritt, wenn man selbst loszieht? Manchmal aber, und das ist kein Witz, reicht eine richtige Idee zur rechten Zeit, um plötzlich auf der lokalen Trendwelle zu surfen.
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