Eva\'s Haarstudio - Eva Huttner | Inning am Ammersee
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Eva\'s Haarstudio - Eva Huttner | Inning am Ammersee
Manchmal frage ich mich, ob die breite Öffentlichkeit eigentlich versteht, womit wir es im Friseurgewerbe – speziell als Friseurmeister – Tag für Tag zu tun haben. Augsburg ist, zugegeben, nicht München, nicht Hamburg, aber hier kreuzen sich schwäbische Bodenständigkeit und neuerdings ein seltsamer Schimmer von kosmopolitischem Trendbewusstsein. Wer als Berufseinsteigerin oder Wechselwilliger in einen Meisterbetrieb aufbricht, begegnet einer Landschaft, die vertraut wirkt und doch brüchig ist. Altbackene Dauerwellen und Drama ums Trinkgeld? Vergiss es. Der Beruf fordert inzwischen viel mehr als Fingerspitzengefühl und Geduld bei Messern und Hauben.
Was viele unterschätzen: Das wirtschaftliche Klima in Augsburg setzt messbare Marken, anders als im saturierten Süden oder den hippen Großstädten. Ein Friseurmeister trägt wie ein Dirigent Verantwortung nicht nur für Kunden, sondern für ganze Köpfe voller Erwartungen – Teamführung, Ladenorganisation, Stilberatung und, ja, manchmal auch schnelles Umdisponieren, wenn wieder einer der Azubis verschwindet. Und gerade aktuell bewegt sich das Preisniveau für Dienstleistungen leicht nach oben – nicht zuletzt getrieben von steigenden Mieten und der Inflation. Das schlägt durch bis auf das Gehalt: Viele starten im Angestelltenverhältnis mit 2.600 € – den Sprung auf 3.200 € schafft man meist erst mit Erfahrung, Stammkunden und den richtigen Weiterbildungen. Selbstständige? Das ist wieder ein ganz eigenes Kapitel, mit Risiko und Freiheiten, aber auch Wochen, wo die Zahlen einem gehörig die Frisur zerzausen.
Wer frisch mit dem Meistertitel in Augsburg antritt, merkt bald: Technik und Gesellschaft retten sich gegenseitig nicht. Digitalisierung, ja, die lähmt bisweilen die Altvorderen („Was kostet das WLAN-Passwort?“), aber die Kunden von heute shoppen Styles auf Instagram oder schwanken zwischen Balayage und veganen Farben wie Kinder im Süßwarenladen. Da hilft keine starre Fachbuch-Mentalität, sondern echtes Mitwachsen. Die Fortbildungsmöglichkeiten sind in Augsburg gut verzahnt, gewerbliche Schulen und Hersteller machen Druck Richtung „Up to Date“ – aber die Eigendynamik, sich tatsächlich ständig weiterbilden zu wollen, die kann einem keiner einimpfen. Der Friseurmeister ist längst kein Hüter der Schere mehr allein, sondern Schnittstelle zwischen traditionellem Handwerk, Social-Media-Trendhysterie und handfesten Kundenbedürfnissen.
Augsburg ist, das wird gern vergessen, ein Markt mit Eigenheiten. Zuerst: Die Kundenbindung kennt hier keinen Großstadt-Zirkus. Mundpropaganda – immer noch das schärfste Schwert. Farbkorrekturen, die in München 400 € kosten, bringen hier vielleicht 180 € ein, doch laufen Stammkunden dafür teils über Jahrzehnte ein. Zugleich wandelt sich die Klientel, teils durch zugezogene Berufspendler und Studierende, und die Erwartungen wachsen: Nachhaltigkeit, gleichzeitig günstige Preise, perfekte Beratung. Klar, das ist ein Spagat, den man oft nicht trocken durchsteht. Und dann steht da manchmal ein Schülerpraktikant, schaut zu und fragt: Macht das eigentlich Spaß, was ihr tut? Tja. Die Antwort variiert je nach Tagesform und Kontostand.
Was bleibt für Einsteigerinnen und erfahrene Köpfe? Die ehrliche Erkenntnis: Der Reiz liegt in der Vielschichtigkeit. Ein guter Haarschnitt passiert im Kopf – zuerst beim Meister, dann beim Kunden. Wer in Augsburg Friseurmeister werden oder bleiben möchte, muss bereit sein, Haltung zu zeigen. Fachlichkeit ist Pflicht, aber Empathie, Entscheidungsschnelligkeit und etwas Chuzpe sind die eigentlichen Talente, die gefragt sind. Weniger Glamour – mehr Substanz. Und wenn ich abends die Schere ablege und den Salon abschließe, dann bleibt dieses merkwürdige Gefühl, nicht nur Haar, sondern auch einen Hauch Gegenwart gestylt zu haben. Wenigstens für heute. Vielleicht bin ich da zu nostalgisch. Aber ich glaube, genau das ist es, was den Beruf hier ausmacht.
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