Klier Hair Group | Schönberg
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AIDA Cruises | 18055 Rostock
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Manchmal reicht ein Blick auf die Hände: raue Haut, ab und zu ein Schnitt, der Duft von Shampoo haftet, als hätte man im letzten Regen unter Linden geduscht. Wer sich in Rostock für den Friseurberuf entscheidet, ahnt meist, dass die Innung hier nicht auf Rosen gebettet ist – aber unterschätzt, wie viel Handwerk, Fingerspitzengefühl und, zugegeben, Übermut dazugehört, um in dieser Branche nicht bloß zu überleben, sondern morgens tatsächlich wiederkommen zu wollen. Ich spreche als jemand, der weiß, wie sich der feine Unterschied zwischen einem gelungenen Bob und einem vergeigten Übergang anfühlt. Gerade für Berufseinsteiger:innen und Wechselwillige birgt Rostock mehr als bloß ein Ufer voller Klischees.
Das Bild vom lockeren Plausch am Drehstuhl hält sich hartnäckig. Die Realität? Man braucht Konzentration wie ein Uhrmacher, Gefühl für Form und Farbe und ein sicheres Gespür für die Laune der Kundschaft. In Rostock, einer Stadt, die zwischen touristischer Seeidylle und dem bröselnden Charme ehemaliger Werften balanciert, ist das Publikum erstaunlich vielfältig. Mal der Professor, der sich an den Seiten „nur minimal“ kürzen lässt, mal die Schülerin mit Pinterest-Board voller Haarträume – und dann gibt’s jene Tage, an denen die Hände zittern, weil ein Stammkunde Schweigsamkeit mit Tränen abliefert. Wer hier arbeitet, braucht nicht allein handwerkliches Können, sondern auch die Fähigkeit, zuhören zu können, ohne zu urteilen. Klingt trivial. Ist es nicht.
Der Arbeitsmarkt, soviel vorweg, bleibt gebeutelt zwischen Nachwuchsmangel und Überangebot an Salons pro Quadratkilometer Altstadt. Nicht selten mischt sich in den Gesprächen die leise Angst mit, dereinst selbst zum „letzten Friseur vor der Warnemündung“ zu werden, weil die Preise steigen und Kunden wanderlustig sind. Das Einstiegsgehalt? In Rostock oft bei etwa 2.100 € bis 2.400 €, mit etwas Erfahrung und Zusatzqualifikationen – etwa im Farb- oder Barberbereich – kann man sich Richtung 2.600 € oder vereinzelt bis zu 3.000 € herantasten. Die Diskrepanz zwischen externem Luxusimage und internem Verdienst bleibt: Was nach glamouröser Großstadtkunst aussieht, bringt in einer Kleinstadt am Meer selten Großstadtgehälter, dafür aber – spricht man mit erfahrenen Friseurmeistern – eine erstaunliche Stammkundschaft, die Wert auf Treue und ehrliche Beratung legt.
Es ist, als würde jemand heimlich am Farbrad drehen: Während in manchen Salons noch immer mit Dauerwelle und Tönung nach Schema F gearbeitet wird, drängen jüngere Betriebe mit Balayage, veganen Produkten und digitaler Terminplanung nach. Die Anforderungen an Weiterbildung nehmen zu, sei es bei der Umstellung auf neue Colorationstechniken, Schulungen zu Haar- und Hautgesundheit oder der Kunst, eine Beratung zu führen, die keine halbe Stunde Instagram braucht, sondern echtes Handwerk sichtbar macht. Wer sich hier verweigert, merkt es schnell – der Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ hat spätestens nach der dritten Saison im Ostseewind einen Bart, der mehr Spuren hinterlässt als der beste Barttrimmer der Stadt. Zugleich ist das Erstaunliche: In Rostock werden Tradition und Innovation nicht als Widerspruch erlebt, sondern vielmehr als dialektische Bewegung – ein ständiges Austarieren zwischen Handwerk und Zeitgeist.
Ich gebe zu: Es gibt Nachmittage, an denen ich mich frage, wie viele Köpfe man versehen kann, bevor einen das eigene Spiegelbild anblinzelt und „Reicht’s?“ sagt. Und doch: Kaum eine zweite Branche ist so nah dran am echten, unverstellten Menschen – am kleinen Alltag, am großen Fest, am Trostschneiden nach Trennung oder Neuanfang. Was viele unterschätzen: Man wächst an diesem Beruf nicht nur technisch, sondern existenziell, manchmal auch als Psychologe wider Willen. Klar, die Zeiten sind rauer geworden, Materialien teurer, Gäste anspruchsvoller. Aber wer in Rostock unter dem wechselnden Licht der Warnow gelernt hat, die Klaviatur zwischen Smalltalk und Stille zu spielen, der versteht: Es ist nicht immer leicht – aber niemals belanglos. Und das, so glaube ich, ist am Ende mehr wert als jedes üppige Gehalt.
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