Fotomodell Jobs und Stellenangebote in Potsdam
Beruf Fotomodell in Potsdam
Fotomodell in Potsdam: Von Illusionen und Realität zwischen Barock und Pixel
Manchmal frage ich mich, ob Potsdam nicht ohnehin eine Art Freilichtbühne für Eitelkeiten und Selbstdarstellungen ist. Schlösser, Alleen, blankgeputzte Fassaden – und mittendrin Menschen, die von Beruf her beobachten und beobachtet werden: Fotomodelle. Wer hier einsteigt – sei es nach dem Studium, als Seiteneinsteiger oder überhaupt das erste Mal so richtig ernsthaft –, merkt schnell: Das ist kein Mädchen-Raumwärter-Job, sondern mehr wie ein Balanceakt auf einem schmalen Sims. Zwischen kreativer Selbstinszenierung, handfester Dienstleistung und ziemlich viel Guerilla-Arbeit im eigenen Rhythmus.
Fangen wir mit den Basics an: Was macht ein Fotomodell eigentlich praktisch, hier, in dieser Stadt, die gefühlt in jedem zweiten Wochendend-Magazin als „Bühne für Visionen“ verkauft wird? Es ist selten so glamourös, wie Außenstehende glauben mögen. Ja, Shooting-Termine in historischen Parkanlagen, teils unter den Augen neugieriger Touristengruppen – der Exotikfaktor ist hoch, klar. Aber viel häufiger sitzt man sich in ungedämmten Studios die Knochen steif, wartet auf den richtigen Lichtmoment, schlüpft in Outfits, bei denen sich selbst der Spiegel gelegentlich schämt, und improvisiert Haltung, weil die Idee eher Trash als Couture ist. Der Beruf in Potsdam hat, so mein Eindruck, vor allem eines: einen ganz eigenen Rhythmus, der von den lokalen Auftraggebern (Mode, Werbung, Medien, manchmal auch Kunst) und der Nähe zu Berlin lebt.
Was unterschätzt wird – und ich sage das aus Erfahrung mit wechselnden Kulissen und wechselnden Gesichtern: Diese Arbeit verlangt mehr als nur ein fotogenes Gesicht. Ja, ein gewisses Maß an äußerlicher Anpassungsfähigkeit ist Grundvoraussetzung (heute porzellanbleich, morgen wild-lockig, übermorgen im Business-Look – das ganze Kaleidoskop halt). Aber da draußen, gerade in Potsdam mit seiner Mischung aus Nachwuchs-, Mode- und Medienagenturen, werden Persönlichkeiten gesucht, die mehr auf den Tisch bringen als „Könnte hübsch gucken“. Ausdauer, Disziplin, mitunter stoisches Ausharren – was viele gar nicht sehen wollen: Vier Stunden in der Kälte für ein pfiffiges Werbefoto? Ist normal.
Und dann wäre da noch die Sache mit dem Geld. Die Gerüchteküche brodelt, die Realität ist – wie so oft – hoch variabel. Für Berufseinsteigerinnen: Einstiegsverdienste beginnen meist um die 2.300 € und können, je nach Auftragslage und Marktwert, in Richtung 2.800 € bis 3.400 € steigen. Wer überraschend viel Typ, Anpassungsfähigkeit oder eine feine Nische für sich entdeckt (etwa in der Werbefotografie oder als „Markengesicht“), hebelt sich auch mal Richtung 4.000 € oder mehr. Aber – und das ist fast schon Gesetz: Kaum eine Einnahme ist wirklich kalkulierbar. Es gibt Monate, da läuft’s blendend. Und dann die berühmte Flaute: Man sitzt, wartet, netzwerkt (oder eben nicht) und fragt sich, ob es Zeit für einen Nebenjob ist. In Potsdam ist die Konkurrenz durch Berliner Talente spürbar – Nachteil und Motivationsspritze zugleich.
Was viele nicht auf dem Radar haben: Die lokalen Modemacher, Start-ups der Medienszene und Indie-Künstler bringen Impulse rein, die man vor fünf Jahren noch nicht kannte. Plötzlich wird Nachhaltigkeit ein Thema, Diversity eh, und regional gefärbte Looks gewinnen gegenüber der immergleichen „internationalen“ Ästhetik an Relevanz. Ich habe den Eindruck, Potsdam entwickelt eine gewisse Eigenart, eine Handschrift, die vielleicht weniger schrill als Berlin ist, aber klarer im Profil. Interessanterweise entstehen so neue Chancen für Quereinsteigerinnen, die mit Kurztrainings, Workshops und Coachings blitzschnell sattelfest werden können – jedenfalls was die Schauseite betrifft.
Was bleibt, ist der Spagat zwischen Schein und Sein. Wer in Potsdam Fotomodell wird, spielt oft auf mehreren Bühnen gleichzeitig – Dienstleister für Marketing und Produktion, Teil kreativer Prozesse, aber auch Projektmanager im eigenen Auftrag. Es ist ein Beruf mit Tücken, aber auch mit verdammt viel Potenzial für die, die bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen. Manchmal entscheide ich morgens nach Wetterlage, ob die Bühne heute Schlosspark, Hinterhofatelier oder nur der eigene Spiegel ist. Und – vielleicht bin ich da zu romantisch – aber genau dieses Zwischenspiel macht Potsdam zum perfekten Testfeld: für Improvisationskünstler, Achselzucker und jeden, der gelernt hat, dass echte Standhaftigkeit eher unter Neonlicht als im Scheinwerferstrahl entsteht.