MARITIM Hotel Königswinter | 53639 Königswinter
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Täglich steht man also da – mitten im Trubel eines Hotelrestaurants in Hagen oder, sagen wir, am Frühstücksbuffet eines mittelgroßen Betriebscaterings. Wer als Food Beverage Assistant (oder, wie viele es nennen: F&B Assistant) einsteigt, betritt eine Bühne, auf der Routine und Improvisation ein sehr seltsames Paar abgeben. Klingt banal? Glauben viele. Aber so einfach ist das nicht, denn irgendwie ist man hier immer beides: Gastgeber und Problemlöser, Handwerker und Stimmungsfänger. Und mit dem klassischen Bild schick gekleideter Servicemitarbeitenden hat das nur zu vielleicht 55 Prozent etwas zu tun.
Die meisten unterschätzen, wie sehr dieser Beruf auf Erfahrung und Instinkt baut. Natürlich – es gibt Listen, Vorschriften, HACCP-Knigge. Aber das Tagesgeschäft kennt kein Skript. Ware annehmen, Lager prüfen, den Gastraum vorbereiten, Rücksprachen mit der Küche, Allergikerwünsche ausknobeln, Nachbestellungen für Getränke rechtzeitig anschieben – das klingt nach viel Organisation. Stimmt. Aber dahinter steckt noch etwas anderes: Ein Gefühl für Situationen, für Menschen, für Nuancen. Wie man schief angestarrt wird, wenn der Espresso zu lange dauert. Oder wie ein kleiner Umweg in der Kommunikation zum echten Stimmungskiller werden kann – gerade in Hagen, wo alteingesessene Gäste gern so tun, als würden sie die Getränkekarte seit 30 Jahren auswendig können. Die Kunst besteht oft darin, Routinepflichten mit persönlicher Note und einem Quäntchen Empathie zu verbinden. Und ja, manchmal reicht dann doch ein verschmitzter Spruch, um einen schlechten Start zu retten.
Viele haben, vielleicht zu Recht, ein Bild des Ruhrgebiets vor Augen, das zwischen industrieller Nostalgie und provinzieller Bodenständigkeit schwankt. Und tatsächlich: Das Gastgewerbe in Hagen ist weniger Glamour, mehr Herz. Traditionsreiche Häuser treffen auf neue Gastronomiekonzepte; inhabergeführte Betriebe, die noch an den richtigen Handschlag glauben, arbeiten Seite an Seite mit Ketten, in denen alles per App gemanagt wird. Für Berufseinsteigende heißt das: Man stößt auf unterschiedliche Erwartungshaltungen, teils sogar generationsbedingte Denkweisen. Die Rolle der Digitalisierung? Fluch und Segen zugleich. Bestellsoftware und digitale Inventur helfen, aber wehe, das System streikt. Dann zählt, wer schnell improvisiert – und dabei nicht die Contenance verliert. Man lernt in Hagen, flexibel zu sein – und entdeckt, dass der direkte Draht zum Menschen auch 2024 nicht durch Technologie ersetzt wird. Im Gegenteil: Viele Gäste kommen genau deshalb ins Restaurant, weil sie echten Service mit Persönlichkeit suchen.
Geld ist kein Tabu. Das Einstiegsgehalt bewegt sich – selten ohne Zusatzleistungen wie Zuschläge oder Trinkgelder – meist zwischen 2.300 € und 2.700 €. Mit Erfahrung, Zusatzverantwortung (z. B. Bestellung, Abrechnung, Schichtleitung) und, nicht zu vergessen, Durchhaltevermögen, sind auch 2.800 € bis 3.100 € erreichbar. Klingt nicht nach Reichtum? Stimmt. Aber ehrlich gesagt: In keinem Gastgebertätigkeitsfeld wird man Millionär. Allerdings locken manche Betriebe mit echten Benefits – von Weihnachtsgeld bis zu kleinen Prämien für besondere Arbeitseinsätze. Die eigentliche Währung, aus der viele F&B Assistants ihre Motivation schöpfen, ist ohnehin andere: das Feedback der Gäste, das Lob im Team oder einfach eine reibungslos laufende Schicht. Wertschätzung kommt leise, aber sie kommt – jedenfalls dann, wenn Führungskräfte wissen, was sie an ihren Assistent:innen haben.
Wer dauerhaft in der Branche Fuß fasst, wundert sich irgendwann, wie breit das Weiterbildungsfeld ist. In Hagen sitzen diverse Anbieter – mal privat, mal IHK-nah –, die Branchentrainings für Spirituosenkunde, Nachhaltigkeitsmanagement oder sogar digitale Kassensysteme auffahren. Es gibt durchaus Karriereoptionen: Leitung kleinerer Units, Sprung ins Veranstaltungsmanagement, Spezialkurse für Baristakultur oder Weinsensorik. Was ich persönlich unterschätze? Die Geschwindigkeit, mit der neue Themen (Stichwort: Nachhaltigkeit – von regionalen Lieferketten bis zu Mehrwegkonzepten) in den Arbeitsalltag hineinschwappen. Wer bereit ist, ständig weiterzudenken, bleibt interessant – auch und gerade in einer Stadt, die sich gern als bodenständig verkauft, aber viel agiler ist, als Außenstehende ahnen.
Manchmal fragt man sich nach Feierabend: War das jetzt ein Tag, wie er im Lehrbuch steht? Fast nie. Die Arbeit als Food Beverage Assistant in Hagen ist offen, kantig, lebendig – und garantiert nie monoton. Wer Service schnörkellos mag, Sinn für (ehrliche) Gastfreundschaft hat und bereit ist, sich auf unterschiedliche Teams und Technologietrends einzulassen, hat hier definitiv kein Auslaufmodell erwischt. Es gibt einfacher planbare Jobs, keine Frage. Aber nirgendwo sonst lernt man so viel über Menschen, regionale Eigenheiten und die kleinen Tricks, die am Ende den entscheidenden Unterschied machen. Und genau das macht für viele den Reiz aus – schon seltsam, wie oft man sich, trotz Stress und wenig Glamour, am richtigen Platz fühlt.
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