Beeke-Haus gemeinnützige Gesellschaft GmbH | 27383 Scheeßel
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SoKoN - Soziale Konzepte Nord gGmbH | 26655 Westerstede
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Der erste Tag in der Flüchtlingshilfe, irgendwo in Oldenburg: die Akten leise knisternd, draußen das Geräusch vorbeifahrender Fahrräder. Wer hier neu einsteigt, begegnet einem Berufsföl mehr als einer Berufsbezeichnung. Denn Arbeit mit Geflüchteten – seien es die Erstankömmlinge in den Notunterkünften, ukrainische Familien am Rand der Nadorster Straße oder junge Männer mit Träumen aus Damaskus – ist kein Job nach Handbuch. Manchmal fühlt es sich an wie Sozialarbeit, manchmal wie Verwaltung, oft ist es schlicht: Vertrauensaufbau zwischen Welten. Bevor wir die vielen Arbeitsfelder ordnen, einmal Hand aufs Herz: Für Menschen mit Wechselgedanken im Kopf ist dieser Bereich alles, nur nicht Routine. Ich habe selten erlebt, dass Kolleg:innen nach wenigen Monaten dieselbe Einstellung mitbringen wie an Tag eins.
Der Berufsalltag in Oldenburgs Flüchtlingshilfe zirkuliert zwischen klaren Aufgaben und Nebelzonen voller Überraschungen. Klar, da sind die klassischen Tätigkeiten, die mit „Sozialmanagement“ etikettiert werden könnten: Hilfe bei Anträgen, Begleitung zu Behörden, Wohnraumsuche (ein Krimi für sich in dieser Stadt, aber dazu später), Organisation von Sprachmittlern, manchmal auch Vermittlung von Praktikumsstellen. Klingt erst bürokratisch, entwickelt aber schnell eigene Dynamik: Wer erlebt hat, wie eine simple Wohnungszusage zum rettenden Ufer wird, der weiß, dass kaum ein Tag so läuft wie geplant.
Zwei Dinge werden gerne unterschätzt. Erstens: Die Konflikte, die an der Schnittstelle von unterschiedlichen Erwartungswelten aufflammen. Da genügt oft ein Formblatt oder eine falsch verstandene E-Mail, und schon stehen rechtliche und emotionale Übersetzung im Raum. Zweitens: Flüchtlingshilfe ist Teamarbeit, aber kein Kollektiv der Harmonie. Man sieht viele Charaktere, von der leidenschaftlichen Gestalterin bis hin zum dienstältesten Skeptiker – für Berufseinsteiger:innen oft Fluch und Segen zugleich.
Die nüchternen Zahlen – ich will es nicht beschönigen: Wer in Oldenburg mit einschlägiger Qualifikation in die Flüchtlingshilfe geht, startet im Schnitt bei rund 2.800 € bis 3.100 € monatlich. Das schwankt je nach Träger, Aufgabe, Berufserfahrung. Manche Leitungsstellen kratzen an der 3.700 €-Marke, doch der Normalfall liegt darunter. Verglichen mit anderen sozialen Berufen in Niedersachsen: solide, aber kein Goldrausch. Und doch – manche behaupten, der eigentliche Wert stehe eben nicht auf dem Lohnzettel, sondern lässt sich maximal auf dem Berliner Platz beim gemeinsamen Teetrinken erahnen. Ich persönlich glaube, dass diese Branche zu oft romantisiert wird. Engagement ist kein Ersatz für faire Bezahlung, aber ohne Überzeugung geht hier nicht viel weiter.
Ein kurzer Seitenblick auf die Stadt: Oldenburg balanciert zwischen dörflichem Pragmatismus und kleinem Großstadt-Experiment. Für Menschen aus der Flüchtlingshilfe heißt das: Verfahren, die in München Monate dauern, laufen hier manchmal in Wochen – vorausgesetzt, man weiß, bei wem man freundlich bleiben muss (kleiner Tipp: Es sind selten dieselben wie vor einem Jahr). Die Stadt bietet eine wachsende Zahl von Qualifikationskursen, Sprachförderangeboten und Fortbildungen in kultursensibler Beratung – teils direkt von freien Trägern, teils eingebettet in klassische Bildungsakademien. Interessant: Die Pandemie hat digitale Konzepte durchgepeitscht, von Online-Beratung bis hin zu Sprachlern-Apps, Signalgruppen und Videomeetings mit Betreuenden. Wer sich hier fortbilden will, hat eher Auswahl- als Zugangsprobleme.
Letzter Gedanke, vielleicht fast zu ehrlich: Die Generation „Stabilitätswunsch“ findet hier selten ein ruhiges Fahrwasser. Flüchtlingshilfe ist selten planbar, oft emotional herausfordernd und nie abgeschlossen. Wer das suchen will, was bleibt, während alles andere sich ändert, könnte an Oldenburgs eigenwilliger Integrationslandschaft Gefallen finden – nicht, weil es leicht, sondern weil es notwendig ist.
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