FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige | 20095 Hamburg
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FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige | 20095 Hamburg
Es ist ein ganz eigenes Gefühl, das mich jedes Mal überkommt, wenn ich morgens das alte Backsteingebäude an der Wakenitz betrete. Lübeck wirkt mit seinen holprigen Gassen oft wie aus der Zeit gefallen – aber das, was sich hier in Sachen Flüchtlingshilfe abspielt, ist beides: traditionsbewusst und auf merkwürdige Weise absolut aktuell. Wer von außen auf den Berufszweig schaut, sieht erst einmal ein Sammelsurium: Sozialpädagog:innen, Erzieher:innen, Sprachmittler:innen, Verwaltungsleute und irgendwie auch Handwerker:innen, die zwischen Möbelspenden und Erstunterkunft alles stemmen, was gebraucht wird. Das klingt chaotisch? Stimmt. Aber vielleicht ist gerade das reizvoll für jene, die keinen klassischen „Büro-Job“ suchen, sondern lieber mitten ins pralle Leben springen – abseits der typischen Ratgeber-Broschüren.
Manche träumen offenbar von einer Art moderner Heldengeschichte. Der erste Tag zerstört solche Illusionen ziemlich zuverlässig. Flüchtlingshilfe – zumindest so, wie ich sie hier in Lübeck erlebe – ist wenig glamourös und ziemlich breit aufgestellt: Lebensberatung, Hilfe beim Formularkrieg, Dolmetscherdienste, Krisenintervention, mal eine Wohnung suchen, dann wieder Konfliktmoderation im Unterbringungszentrum. Wer sich mit starren Stellenprofilen schwertut, wird im Alltag überrascht: Hier gibt es wenig „Dienst nach Vorschrift“, dafür aber viele kleine, völlig unplanbare Etappensiege. Die Flüchtlingshilfe in Lübeck hängt weniger an gängigen Berufsbezeichnungen als an der Fähigkeit, zwischen Kulturen, Behörden und persönlichen Schicksalen zu vermitteln – mal pragmatisch, mal empathisch, mal knallhart strukturiert.
Lübeck ist nicht Hamburg – und schon gar nicht Berlin, und doch, die Herausforderungen haben in den letzten Jahren ordentlich zugelegt. Kommunen, Träger und Vereine kämpfen um Mittel, oft muss improvisiert werden, weil Förderprogramme ehrgeiziger klingen, als sie finanziell ausgestattet sind. Trotzdem entwickelt sich die lokale Integrationslandschaft dynamisch. Was viele unterschätzen: Es sind gerade die kleinen Projekte – etwa die städtische Fahrradwerkstatt oder das Patenschaftsprogramm in St. Lorenz –, die neue Ansätze voranbringen. Wer meint, klassisches Sozialmanagement ende an der Bürotür, reibt sich hier schnell die Augen. Aktuell wird im Bereich psychosozialer Versorgung mutig experimentiert: niedrigschwellige Trauma-Beratungen, Online-Selbsthilfewerkzeuge, manchmal auch einfach ein Nachmittagstee mit den Bewohnern. Digitalisierung ist kein Allheilmittel, aber: In Lübeck entstehen gerade Schnittstellen, von denen man früher nur träumen konnte.
Jetzt kommt die ketzerische Frage: Wer verdient eigentlich was – und ist das gerecht? Die Wahrheit ist wenig rosig, aber auch kein Skandal. In Lübeck starten viele Kolleg:innen mit einem Gehalt im Bereich von 2.600 € bis 2.900 €; je nach Qualifikation geht es später zögerlich aufwärts, Spitzenwerte liegen realistisch vielleicht bei 3.300 € bis 3.600 €. Man braucht also entweder einen langen Atem oder eine tiefere Motivation als den Kontostand. Wer von anderen – etwa aus der Pflege oder dem klassischen Verwaltungsdienst – in die Flüchtlingshilfe wechselt, wird überrascht sein: Jobprofile sind vielfältiger, Zertifikate werden zwar gern gesehen, aber oft zählt gelebte Praxiserfahrung und Sprachkompetenz am meisten. Häufig sind es die sogenannten „Seiteneinsteiger:innen“ mit ungewöhnlicher Laufbahn, die frischen Wind bringen.
Ganz ehrlich? Flüchtlingshilfe verschleißt. Wer hier startet, sollte wissen: Burnout-Prävention ist keine leere Floskel. Lübecker Träger bieten inzwischen gezielt Supervision und interkulturelle Fortbildungen an – nicht immer glamourös, aber Gold wert, wenn der Alltag zur Verzweiflungsprobe wird. Förderungen für spezialisierte Qualifikationen (z. B. Sprachmittlung Arabisch, Traumabegleitung, Casemanagement) gibt es – man muss sie aber suchen und sich notfalls selbst durch den Förderdschungel schlagen. Und, fast vergessen: Man bekommt an vielen Tagen ein Feedback, das in anderen Berufen Seltenheitswert hat. Ein ehrlich gemeintes „Danke!“ von einem anerkannten Asylsuchenden – ja, das klingt nach Pathos, ist aber manchmal der einzige Grund, warum Kolleg:innen nach Feierabend trotzdem lächeln.
Vielleicht ist Lübecks Flüchtlingshilfe ein bisschen wie die Stadt selbst: Eigensinnig, manchmal störrisch, aber nie langweilig. Für Einsteiger:innen, Wechselwillige oder auch solche, die sich einfach einen Sinn im Beruf wünschen, bietet sich eine Bühne mit echtem Entwicklungspotenzial. Nicht alles läuft reibungslos, manches bleibt Stückwerk – aber wer bereit ist, unterschiedliche Rollen zu übernehmen, findet hier mehr als nur einen Job. Es bleibt eine schwierige Entscheidung: Zwischen Idealismus und Überforderung. Vielleicht ist genau das die größte Qualität dieser Arbeit.
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