Kreis Schleswig-Flensburg | 24837 Schleswig
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Hansestadt Lübeck Bereich Soziale Sicherung | 23539 Lübeck
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige | 20095 Hamburg
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Wer in Kiel in die Flüchtlingshilfe einsteigt, taucht ein in eine Arbeitswelt, die eigentlich gar nicht recht nach „Beruf“ klingen will. Zu groß die sozialen Konflikte, zu viel Menschenkontakt, zu wenig vorhersehbar. Und doch, oder besser: gerade deshalb ist es eine Tätigkeit, die alles andere als eintönig oder banal ist. Ich erinnere mich gut an meine ersten Wochen: Die Vorstellungen, die man von „Hilfe“ mitbringt – Formulare, Termine, irgendwas mit Integration. Spätestens nach dem dritten Gespräch mit einer Afghanin, die vier Sprachen spricht und trotzdem nicht weiß, wie sie ihre Kinder hier unterbringt, hat man das Etikett „Alltag“ endgültig durchgestrichen.
Die Aufgaben reichen vom klassischen Sozialdienst über psychologische Erstbetreuung bis zu rechtlichen Fragestellungen, für die man eigentlich einen kleinen Paragrafenkommentar bräuchte – aber kein Glück, das Ding ist meistens gerade im Umlauf. In Kiel, wo sich die städtische Struktur mit durchaus vorhandener Nachbarschaftlichkeit mischt (jedenfalls am Ostufer hält man noch mal kurz bei der Tonne), fordern die Jobprofile eine ungewöhnliche Mischung aus Fachwissen, Empathie, Gelassenheit und, na klar, der Fähigkeit, systemische Absurditäten zu ertragen. Online-Dokumentation, Sitzungen, Sprachmittler-Orgien, elfzehn Anträge pro Woche – Routine gibt es nicht. Und damit habe ich noch keine Zeile zu den interkulturellen Fallstricken verloren, die den Alltag oft komplizierter machen als jede Statistik vermuten lässt.
Wer aus anderen Regionen kommt, wird in Kiel schnell feststellen: „Hansestadt“ bedeutet nicht nur Seeluft und Matjes. Die Willkommenskultur hat hier durchaus etwas Sprödes – freundlich, aber selten warm. Man duzt sich nicht von selbst, man nickt. Integration passiert pragmatisch: Deutschkurse, viele kleine Projekte vor Ort, darunter einige, die wirklich wirken. Was viele unterschätzen: Die kurze Distanz zu Dänemark führt immer wieder zu Wechselwirkungen, etwa bei rechtlichen Fragen und Förderstrukturen. Alle reden von kommunikativer Kompetenz – in Kiel bedeutet das oft schlicht, im richtigen Moment zu schweigen. Und: Wer mit Behörden verhandeln kann, hat hier einen Vorteil, denn die Mühlen mahlen langsam und gelegentlich gegen den Wind.
Jetzt mal Tacheles: Wer die Flüchtlingshilfe als Sprungbrett in eine goldene Karriere sieht, wird enttäuscht. Das Einstiegsgehalt liegt in Kiel häufig zwischen 2.700 € und 3.100 €, abhängig von Qualifikation, Träger und Berufserfahrung. Mit weiterführenden Aufgaben – z. B. Leitung kleiner Teams oder Spezialisierung auf psychosoziale Beratung – sind 3.400 € bis 3.900 € möglich. Aber: Der persönliche Einsatz frisst sich ins Privatleben, besonders in der Hochsaison (Herbst, winterliche Einreisen, neue Gesetzeslagen). Viele Kolleginnen wechseln nach einigen Jahren – nicht selten in die Jugendhilfe oder Ganztagsbetreuung, weil sie den Dauerstress nicht mehr wollen. Trotzdem: Wer dabeibleibt, baut dickes Fell UND feine Antennen auf. Wie so oft ist Durchhalten keine Garantie auf ein besseres Leben, aber immerhin ein Lehrstück in Sachen Resilienz.
Manchmal frage ich mich: Ist die ständige Weiterbildung eigentlich Fluch oder Segen? Seit Corona hat sich – auch in Kiel – viel digitalisiert. Unabhängig von Pandemiezyklen gilt: Ohne Fortbildungen in Traumapädagogik, Recht oder Sprachförderung bleibt man schnell auf der Stelle stehen. Es gibt lokale Angebote, viele davon praxisnah, manchmal sogar kostenlos. Was sie bringen? Nun, oft mehr Selbstreflexion als klaren Wissenszugewinn, aber das ist ja auch nicht wenig. Wer sich gern auf Neues einlässt, wird im Kieler Kontext jedenfalls gefordert – und manchmal fast überfordert. Aber mal ehrlich, wer wollte schon wieder nur ein paar Paragraphen abnicken? Hier geht es um Haltung, nicht bloß um Methoden.
Am Ende bleibt das: Flüchtlingshilfe in Kiel ist kein Job wie jeder andere. Es ist eine Zumutung – und eine Einladung. Zum Zweifeln, Lernen, Weitermachen. Wer hier aus- oder umsteigt, muss anpassungsfähig sein, aber auch bereit, sich auf Menschen einzulassen, die sehr viel mehr erlebt haben als die meisten von uns. Ganz ehrlich: Manchmal frage ich mich, warum ich mir das antue. Aber dann gibt es diese Momente – ein Lächeln, eine kleine Lösung, einen Durchbruch. Und dann weiß ich wieder: Das hier ist für Menschen, die nicht einfach nur einen Job suchen, sondern Haltung beweisen wollen. Windstärke 8 inklusive.
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