Diakonie Ruhr Teilhabe Arbeit Rehabilitation gGmbH | 44787 Bochum
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FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige | 41460 Neuss
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Was treibt einen eigentlich in die Flüchtlingshilfe? Vielleicht der berühmte Wunsch, „etwas Sinnvolles“ zu tun. Oder – ganz pragmatisch – die Jobsicherheit im sozialen Sektor, obwohl sie schwankt wie das Barometer im April. Ich habe es so erlebt: Wer sich einmal auf das Feld eingelassen hat, erkennt sehr schnell, dass weder Menschenfreundlichkeit noch Organisationslust allein genügt. Was dazu kommt? Ein Mix aus Krisenkompetenz, improvisierter Teamarbeit und dem, was auf Neudeutsch „Interkulturalität“ heißt – der Alltag eben, wenn man in Hamm in der Flüchtlingshilfe durchstartet.
Hamm, das klingt für viele nach Ruhrpott-Romantik, Tauben auf den Dächer und einem Hauch Vergangenheit. Doch die Stadt lebt. Wer hier in der Flüchtlingshilfe arbeitet, erlebt Tag für Tag, wie unterschiedlich Biografien aufeinandertreffen: Das afghanische Ehepaar in der Erstaufnahme, das nach Wochen der Bürokratie endlich die erste eigene Bleibe findet. Der 17-Jährige aus Syrien, der ohne Eltern kam und binnen Monaten Deutsch lernt, um beim städtischen Fußballverein Anschluss zu finden. Die Aufgaben reichen von Übersetzungen bei Arztterminen bis hin zur Vermittlung ins Ausbildungssystem. Es gibt Standardverfahren, ja, aber echte Lösungen? Die entstehen oft in der Lücke zwischen Vorschrift und Bauchgefühl.
Zwar verlangen Träger und Behörden im Idealfall einen sozialpädagogischen Hintergrund – Erzieherausbildung, Studium Sozialwesen oder Fortbildungen im Bereich Migration. In Hamm (und, seien wir ehrlich, fast überall) beginnt die Realität jedoch meist mit: „Haben Sie Erfahrung im Umgang mit Menschen?“ Sprachniveau, „Kultursensibilität“ und Konfliktfähigkeit wiegen hier schwerer als jedes weitgereiste Zertifikat. Dennoch, gerade für Berufseinsteiger oder Umsteiger mit passender Ausbildung lassen sich Türen öffnen. Wer Glück – oder einen vernünftigen Chef – hat, bekommt auch Möglichkeiten zur Weiterbildung: etwa zu Traumafolgen, Asylrecht oder systemischer Beratung.
Jetzt mal Klartext: Reich wird in Hamm niemand, der „in der Flüchtlingshilfe macht“. Aber eine gesicherte Perspektive bietet das Feld trotzdem. Das Einstiegsgehalt pendelt meist zwischen 2.700 € und 3.000 € – mit regionalem Spielraum, je nach Arbeitgeber und Tariflage. Berufserfahrene mit Zusatzqualifikationen schaffen es auch auf 3.200 € bis 3.600 €. Wer von der freien Wirtschaft golden glänzende Gehaltsstrukturen erwartet, sollte sich schleunigst umorientieren. Viele bleiben dennoch. Warum? Die klassische Währung in diesem Metier ist weniger Geld als Wertschätzung: das aufrichtige Danke der Menschen. Oder, weniger pathetisch, der Moment, in dem ein völlig desorientierter Neuankömmling zum selbstständigen Bürger wird – das zählt.
Was viele unterschätzen: Flüchtlingshilfe spielt sich eben nicht im luftleeren Raum ab, sondern permanent zwischen politischen Rahmenbedingungen, regionalen Ressourcen und persönlichem Ethos. Hamm ist da exemplarisch. Die Fluktuation an Geflüchteten – beeinflusst durch außenpolitische Krisen und innenpolitische Entscheidungen – schlägt sich ungebremst auf die Arbeitsbelastung nieder. Plötzlich gibt es neue Digitalprozesse, wieder andere Förderprojekte, dazu ein ständiges Ringen um Kapazitäten. Flexibilität und Frustrationstoleranz? Pflicht. Arbeiten in der Flüchtlingshilfe mag kein Spaziergang sein, aber man läuft eben auch nicht allein. Einmal dabei, versteht man schnell: Ein echtes Stück gelebte Gesellschaft – mit irritierenden, fordernden, aber auch überraschend schönen Seiten.
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