Diakonie Ruhr Teilhabe Arbeit Rehabilitation gGmbH | 44787 Bochum
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FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige | 41460 Neuss
Stadt Königswinter | 53639 Königswinter
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Flüchtlingshilfe – das klingt nobel, vielleicht auch ein wenig nach Weltrettung im Kleinformat. Wer aber in Gelsenkirchen beruflich Fuß fasst, lernt schnell: Hier läuft es selten nach Drehbuch. Irgendwo zwischen Sozialarbeit, Krisenmanagement, Alltagspsychologie und der Hoffnung auf Integration wächst da ein Beruf, der kaum in ein klassisches Schema passt. Nicht ohne Grund – geflüchtete Menschen sind nicht der „Standardfall“. Und auch Gelsenkirchen ist nicht unbedingt das, was man ein Schaufenster der Vorzeigeprojekte nennt. Aber genau das macht es spannend. Anstrengend genug sowieso.
Wer neu startet – egal ob direkt nach dem Studium, als Quereinsteiger oder mit Wechselambitionen aus anderen sozialen Bereichen –, sieht sich zuerst mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die selten rosa ist. Ein Tag kann darin bestehen, einem jungen Syrer zu erklären, warum sein Praktikumszeugnis nicht anerkannt wird. Oder mit einer irakischen Familie, Deutschlehrerin und Ausländerbehörde gleichzeitig einen „Terminmarathon“ überstehen. Nein, Routine gibt es selten, und das ist keine Floskel. Die Mischung aus Verwaltung, Beratung, emotionaler Begleitung und Alltagsaufsicht verlangt Flexibilität. Aber auch eine gewisse Frustrationstoleranz. Was viele unterschätzen: Es geht oft um Unsichtbares – Netzwerke im Kopf, Hintergrundgeschichten, schweigende Hilferufe. Wer hier cool bleiben kann, verdient Respekt. Und hin und wieder eine Gehaltserhöhung.
Klar, niemand landet zufällig in der Flüchtlingshilfe – dafür sind Erwartung und Realität zu weit auseinander. Aber von Luft und Liebe lebt hier niemand. Die Gehälter schwanken teils erschreckend: Als Berufseinsteiger – oft angestellt bei Trägern, Wohlfahrtsverbänden oder im städtischen Kontext – muss man sich auf 2.800 € bis 3.200 € einstellen; mit mehr Berufserfahrung oder spezifischen Zusatzqualifikationen sind 3.400 € bis 3.800 € drin. Klingt erst mal in Ordnung. Bis einem klar wird, wie viele Überstunden, Abendgespräche und Krisen das Geld kosten. Gelsenkirchen ist zwar nicht Düsseldorf, aber der Wohnungsmarkt spiegelt die soziale Gemengelage: Bezahlbar, ja – aber längst auch nicht mehr für alle. Der finanzielle Aspekt bleibt also, bei aller Überzeugung, ein ewiges Ringen: Was ist die eigene Arbeit wert?
Wer sich für Flüchtlingshilfe hier entscheidet, bekommt spezielle Herausforderungen gratis obendrauf. Anderswo, so höre ich es oft, läuft Integration an Schulen, Vereinen oder im Quartier vielleicht reibungsloser. In Gelsenkirchen ist das soziale Netz aus klassischen Gründen (Strukturwandel, hohe Arbeitslosigkeit, recht seltene Erfolgsgeschichten im Vergleich zu anderen Städten) nicht lückenlos, sondern eher wie ein Flickenteppich: Engagierte Kolleginnen hier, ehrenamtliche Initiativen da – aber verbindliche Unterstützungsstrukturen? Hm, eher ein zähes Gewebe, durch das sich die, die wirklich wollen, durchklamüsern müssen. Sagen wir so: Pioniergeist ist keine schlechte Eigenschaft.
Wenn ich heute gefragt werde, warum ich weitermache, antworte ich: Weil Fortschritt selten linear ist. Manche Tage sind voller kleiner Rückschritte, voller Papierkriege und Kommunikationshürden. Andere – und davon gibt es zum Glück doch mehr, als man denkt – bringen das, was man im sozialen Bereich gerne „den einen Moment“ nennt: Wenn aus Fremden Nachbarn werden, Kinder zum ersten Mal in der Pause lachen oder eine Mutter endlich den Mut fasst, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Wer hier arbeitet, muss bereit sein, den Zweifel auszuhalten – und das Unperfekte zu akzeptieren. Solide Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es übrigens einige, etwa im Bereich Traumapädagogik oder interkultureller Beratung. Reicht das? Vielleicht nie. Oder, um mit Gelsenkirchener Ehrlichkeit zu schließen: Wer Veränderung will – für andere und sich selbst –, findet hier die besten Lehrmeister. Nicht nur auf dem Papier.
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