iba Internationale Berufsakademie | 04103 Leipzig
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Wer sich für die Arbeit in der Flüchtlingshilfe in Chemnitz interessiert – sei es als Berufseinsteiger, erfahrener Sozialprofi auf der Suche nach Tapetenwechsel oder einfach, weil der eigene Kompass in Richtung Sinnhaftigkeit ausschlägt –, der landet in einem Feld, das sich stilistisch irgendwo zwischen Krisenmanagement, Sozialarbeit und interkulturellem Jonglieren bewegt. Und, Hand aufs Herz: Wer nach sicheren Schreibtischtagen und vorhersehbaren Routinen sucht, ist hier ohnehin falsch. Wohl kaum ein Arbeitsbereich hält derart viele logistische und menschliche Überraschungen bereit wie die Begleitung von Menschen auf der Flucht – gerade am Standort Chemnitz mit seiner ganz eigenen gesellschaftlichen Gemengelage.
Manchmal frage ich mich, ob es einen Beruf gibt, bei dem die Beschreibung weiter von der Wirklichkeit entfernt ist als in diesem hier. Bürokratie satt, ein halbes Dutzend Gesetze, die ständig angepasst werden (und am nächsten Tag wieder anders scheinen), dazu das Bohren besonders dicker Bretter: Vom Ausländerrecht über Leistungsbescheide, weiter zur Beschaffung von Wohnraum und Sprachkursen. Plötzlich stehen Jugendliche ohne Papiere vor einem, die nicht wissen, ob sie am nächsten Morgen noch bleiben dürfen. Und in Chemnitz hat das Thema – das merkt man Tag für Tag – eine gesellschaftliche Fallhöhe, mit der viele andere Städte schlicht nicht konkurrieren können.
Der Alltag? Ein Mosaik. Hilfe beim Ankommen: Wohnung, Schule, Arzt. Viel Papierkram, noch mehr Geduld – mitunter auch Nerven wie Drahtseile nötig. Die südwestliche Stadtlage, die Nähe zu wichtigen Erstaufnahmeeinrichtungen und das sächsische Ambiente geben dem Job einen anderen Ton als vergleichbare Stellen in Großstädten wie Berlin oder Leipzig. Nicht zuletzt die politische Debatte, die in Chemnitz manchmal schriller und greifbarer ist, bestimmt mit, wie leicht oder schwer der Zugang zu Integrationsmaßnahmen, Jobs oder Wohnungen gelingt.
Was viele unterschätzen: Wer in diesem Bereich arbeitet, muss nicht zwangsläufig ein abgeschlossenes sozialwissenschaftliches Studium vorweisen, aber ohne Empathievermögen, Konfliktfähigkeit und ausgeprägte Frustrationstoleranz bleibt man selten lange. Das Einstiegsgehalt liegt in Chemnitz erfahrungsgemäß zwischen 2.700 € und 3.400 €, abhängig von Träger, Tarifbindung und Abschluss. Klingt solide, ist aber im Verhältnis zur emotionalen Beanspruchung beinahe mager – zumindest, wenn man vergleicht, was in anderen Branchen mit ähnlicher Belastung gezahlt wird.
Die Nachfrage nach tatkräftigen Fachkräften ist in der Flüchtlingshilfe ungebrochen, das spürt man – und nicht nur, wenn wieder einmal ein Krisenjahr anrollt oder ein neues Förderprogramm aufgelegt wird. Momentan wird im regionalen Umfeld kräftig an neuen Qualifikationsangeboten geschraubt: Module zu interkultureller Kommunikation, rechtlichen Fragen oder Traumabewältigung sollen das Personal stärken. Außerdem strecken innovative Träger ihre Fühler nach Techniklösungen aus – digitale Tools für Dokumentation, Übersetzung oder Netzwerkkoordination landen nun häufiger auf dem Tisch. Aber Technik hin oder her: Entscheidend bleibt die Fähigkeit, nie den Kopf zu verlieren, selbst wenn es um einen hergeht wie im Taubenschlag.
Eigentlich könnte ich jetzt einen Strich ziehen und sagen: Wer Klarheit und Flexibilität verbindet, findet in Chemnitz ein Berufsumfeld mit Substanz – beweglich und bisweilen widerspenstig, aber selten langweilig. Oder doch ein bisschen zermürbend? Vielleicht. Aber manchmal sind es gerade die sperrigen Aufgaben, die am Ende das Gefühl geben, wirklich gebraucht zu werden.
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