DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | Greven
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Manchmal frage ich mich, wie viele Berufseinsteiger:innen eigentlich wirklich wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie vom Job als Fluglotse träumen. Klingt erstmal nach ruhigen Schichten vor großen Monitoren – mit Headset und ein bisschen Zahlen jonglieren. Klingt eben. Die Realität, vor allem am ehemaligen „Gateway zum Nordwesten“ wie in Osnabrück, entfaltet sich dann doch bedeutend vielschichtiger – und vielleicht ist gerade das die eigentliche Faszination dieses Berufs.
Beginnen wir ganz unspektakulär mit dem Offensichtlichen: Wer als Fluglotse einsteigen will, braucht neben Präzision auch eine gewisse Lust auf Verantwortung. Kein Flieger startet oder landet ohne Erlaubnis – und keine Chance auf Sekunden des Unaufmerksamseins. Einmal nicht bei der Sache, schon sind hunderte Menschen betroffen. Das ist auch in Osnabrück nicht anders, ungeachtet der Tatsache, dass der örtliche Flughafen quantitativ nicht mit Frankfurt oder München mithalten kann. Gerade in weniger frequentierten Regionen wie hier konfigurieren sich die Herausforderungen aber oft anders: Mal sind es plötzlich abweichende Streckenführungen wegen nordwestdeutscher Wetterkapriolen, mal unausweichliche Improvisation bei Personalengpässen. Wer hier kühlen Kopf bewahrt, hat schon halb gewonnen. Oder, ehrlicher: Wer hier nicht auf den Punkt agiert, macht’s kein zweites Mal. Dieses Bewusstsein schleift sich schneller ein, als es das Handbuch vorsieht.
Bleibt die Frage nach dem, was am Monatsende übrig bleibt. Das Gehalt für Berufseinsteiger:innen bewegt sich in Osnabrück zumeist zwischen 2.800 € und 3.200 €. Klingt solide, ist es auch. Wer Erfahrung mitbringt – sagen wir zehn Jahre plus X – kann Richtung 4.000 € bis 5.500 € schielen, wobei Luft nach oben immer irgendwie bleibt. Ein Kollektivvertrag bietet Sicherheit, der norddeutsche Arbeitsmarkt gilt als vergleichsweise stabil. Das hat mit dem Zwischenstatus der Region zwischen Ballungsraum und Peripherie zu tun: Zu groß, um unterzugehen. Zu klein für den ganz großen Wurf. Trotzdem – oder gerade deshalb? – begegnet man hier einer besonderen Mischung aus Leistungsdruck und Bodenständigkeit. Manchmal ist das mehr wert, als eine Null auf dem Lohnzettel.
Was viele unterschätzen: Der Beruf ist wie ein ständig laufendes Software-Update. Sprechfunk war gestern, heute regieren modularisierte Systeme, digitale Karten, automatisierte Warnmechanismen. Wer da gedanklich nicht aufspringt, bleibt zurück – und zwar schneller, als einem lieb ist. In Osnabrück ist die Nähe zu technischen Hochschulen und regionalen Industriepartnern inzwischen kein schöner Nebeneffekt mehr, sondern zum zentralen Bestandteil der Weiterqualifizierung geworden. Seminare zu neuen Luftraumstrukturen, Sicherheitsregularien und radargestützten Lösungen gehören mittlerweile zum Pflichtprogramm. Und ja – es nervt bisweilen, aber die berufliche Eintönigkeit, die andere fürchten, ist hier eher Folklore. Routine? Kaum zu haben.
Eins vorweg: Wer auf Rampenlicht steht, ist im Cockpit vielleicht besser aufgehoben. Die Anerkennung kommt im Nachtdienst selten, der Dank ist meistens stumm. Und trotzdem spürt fast jede:r Kollege:in diesen gewissen Stolz, wenn nach einem drehwurmigen Wettertag alle Flieger wieder heil auf dem Boden sind. In Osnabrück, wo man sich kennt und häufig auch die Passagiere von früher, ist das manchmal das unsichtbare Band im Team. Klar, es gibt stressige Schichten, dünne Personaldecken und die Dauerfrage nach technischer Aufrüstung. Aber: Die, die geblieben sind, schwören darauf. Vielleicht, weil man sich im Kleinen eher sieht. Oder – typisch norddeutsch – weil man eben tut, was zu tun ist.
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