DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 80331 München
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 80331 München
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 84562 Langenstegham
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 80331 München
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 80331 München
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 80331 München
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 84562 Langenstegham
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 80331 München
Wer zum ersten Mal einen Blick in den Tower des Münchner Flughafens wirft – oder noch besser, ihn mit laufenden Radargeräten und Meldungen aus halb Europa erlebt –, spürt diese merkwürdige Spannung zwischen Hochtechnologie und hanseatischer Gelassenheit. So zumindest mein Eindruck nach gut zwei Monaten im Job. Zugegeben, als Berufseinsteiger ist man erstmal mehr Zuschauer als Dirigent. Aber die Frage, wofür man hier bezahlt wird, stellt sich trotzdem: Wieviel Verantwortung, wieviel Routine, wie scharf ist der Wind wirklich?
Von außen betrachtet, denken viele: Fluglotsen, das seien so die letzten Cowboys der Lüfte, immer kurz vor dem Kollaps. Die Wahrheit ist, das System ist fast schon beängstigend organisiert. Es geht nicht ums improvisierte Retten vor dem Absturz, sondern um das tägliche Navigieren im Millimeterbereich – bei Sichtflug, bei Nebel, bei Termindruck. Und München ist kein Provinzflughafen: Mit über 400.000 Starts und Landungen im Jahr bietet die Arbeitsumgebung so ziemlich alles von Routine bis Extremsituation. Die Schicht beginnt manchmal um 5.30 Uhr, und nicht selten fragt man sich: Wer hat eigentlich ernsthaft Spaß an 126.9 MHz um diese Uhrzeit?
Was häufig unterschätzt wird: Die mentale Dauerbelastung. Neun Bildschirme, sechs Telefone, ein Ohr am Funk, das andere am Supervisor, dazu ein Gedächtnis, das vierstufige Flugprozeduren rückwärts abspulen kann. Nein, Multitasking ist nicht das Zauberwort – Fokussierung ist es. Wer zu sehr alles im Blick behalten will, verliert das Wichtige. Das klingt banaler, als es sich anfühlt. Eine Verkettung von Fehlinterpretationen reicht – und der Himmel über Oberbayern wird zum Puzzlespiel. Der typische Arbeitstag? Eine Kette von Entscheidungen, meist im Sekundentakt. Ich habe Kollegen erlebt, die jahrelang ohne sichtbaren Fehler durchkamen, und dann an einer um zwei Minuten verspäteten Maschine kurz ins Schwitzen kommen. Was viele nicht wissen: Kognitive Resilienz ist beinahe wichtiger als fliegerisches Wissen.
München ist nicht nur Passagierrekord und Frachtdrehkreuz – das merkt man spätestens dann, wenn die Flugsicherung auf technologische Neuerungen stößt. Digitale Tower, Automatisierung, neue Kollisionsvermeidungssysteme: Der Wandel ist da, aber nicht jeder springt begeistert auf. Gerade für Wechselwillige mag das eine Überlegung wert sein. Jung, technikaffin und offen für Neues? Hier laufen etliche Pilotprojekte, und die Regionalflughäfen ringsum werden ebenfalls digitalisiert. Das ist kein Randthema mehr, das ist Alltag. Etwas Eigenbrötlerisches bleibt dennoch: Viele Lotsen sind Altgediente, routiniert bis zur Dickköpfigkeit, und gar nicht traurig, wenn vieles bleibt wie es war. Flexibilität? Ja, aber bitte nicht vor dem ersten Kaffee.
Die Vergütung klingt zunächst verlockend: Der Einstieg rangiert in München ungefähr bei 5.000 € bis 6.000 €, es geht schnell in Regionen von 7.000 € bis 8.000 € und mit Erfahrung ist sogar noch mehr möglich. Klingt nach Sorgenfreiheit? Nicht ganz. Die psychischen Anforderungen nehmen nicht linear mit dem Gehalt zu, sie steigen exponentiell, wenn die Betriebsdichte und die eigenen Erwartungen wachsen. Und trotz aller Privilegien: Die 40-Stunden-Woche bleibt ein Märchen – gerade in München, wo die Wachstumsdynamik der Luftfahrt ungebremst scheint. Für Menschen mit Hang zu geregelten Dienstzeiten kann das zum Stolperstein werden. Ich persönlich kann sagen: Wer den vollen Rundumblick sucht, aber auch nachts um drei noch für einen Anflug aus Alicante Verantwortung tragen will, wird hier seinen Platz finden. Wer das nur für den Gehaltsscheck macht, wird bald die Sinnfrage stellen.
Noch ein Gedanke: München ist nicht billig, und das merkt man spätestens bei der ersten Wohnungssuche. Auch im Umland wird die Luft dünner, besonders für Neuzugänge, die nicht aus der Region stammen. Aber die Lebensqualität – das berühmte „Münchner Maß“ aus Kultur, Alpenblick und Isarspaziergang – hat so manche Nachtschicht schon am nächsten Morgen wieder relativiert. Vielleicht liegt darin die heimliche Stärke der Branche: Die Mischung aus Routine, Aufregung und einem Hauch von Weltläufigkeit. Ein Alltag wider die Beliebigkeit – jedenfalls für jene, die Lust auf Verantwortung, Technik und ein eigenwilliges Kollegium mitbringen. Oder anders gesagt: Nicht für jeden, aber für manche ist hier tatsächlich der Himmel offen.
Das könnte Sie auch interessieren